Der Bayerische Fußball-Verband kann es drehen und wenden wie er will: Er wird es im Umgang mit den immer neuen Herausforderungen der Pandemie niemandem recht machen können. Ist es in Zeiten wieder rasant steigender Fallzahlen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens weiter angebracht, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten? Die ohnehin bereits auf zwei Jahre ausgedehnte XXL-Saison auf Biegen und Brechen durchzuziehen? Oder sollten BFV-Präsident Rainer Koch und Co. doch noch mit Verzögerung die Notbremse ziehen und die Spielzeit abbrechen?
Immer Aufwand "gegen" Gesundheitsbedenken
Das Lager der Amateurfußballer ist tief gespalten und die Parallele zum Frühjahrs-Zwist (weiterspielen oder abbrechen?) unverkennbar. Die eine Hälfte bemüht sich in akribischer Detailarbeit, Hygienekonzepte umzusetzen. Duschen und Kabinen werden nach jedem Spiel desinfiziert. Heim- und Gastmannschaft benutzen unterschiedliche Ein- und Ausgänge. Die 50 treuesten und unermüdlichen Edelfans feuern von Tirschenreuth über Weiden bis Nabburg diszipliniert mit Maske im Gesicht an. Ein immenser Aufwand, um der Verbandslinie gerecht zu werden.
Dagegen rücken die Gegner einer Saison-Fortsetzung zunehmend gesundheitliche Aspekte in den Vordergrund. Das Risiko, sich, die Partner, die Kinder, die Eltern, die Großeltern oder die Arbeitskollegen wegen des Hobbys zu infizieren, ist immer mehr Akteuren zu groß. Die Angst, dass aus einem Amateurkick ein Superspreader-Ereignis wird, führte jüngst nicht nur beim TuS Kastl in der Bezirksliga zur Absage. Der Fußball hat hier seine Rolle als schönste Nebensache der Welt verloren. Er ist komplett unwichtig geworden. Die Folge sind schiefe und kaum mehr aussagekräftige Tabellen sowie eine Flut an Nachholspielen.
Fortsetzung im April – falls möglich
Eine salomonische Lösung, mit der der BFV allen Befindlichkeiten gerecht wird, gibt es nicht. Die Münchener Funktionäre könnten einem - ausnahmsweise - fast schon leidtun. Eine bislang unbekannte Emotion in Bezug auf einen Verband, dessen Beliebtheitswerte ansonsten irgendwo zwischen RB Leipzig und Dietmar Hopp liegen. Mit mehreren Dutzend bayerischer Corona-Risikogebiete hat es aber aktuell keinen Sinn mehr, einem Hobby, das zuvorderst Spaß machen soll, weiter nachzugehen. Die Saison sollte daher erneut unterbrochen und im Frühjahr fortgesetzt werden. Zeitlicher Spielraum ist ausreichend vorhanden, indem der Ligapokal geopfert wird. Immer vorausgesetzt, das Pandemiegeschehen lässt ab April überhaupt wieder einen geregelten Spielbetrieb zu.