Albion Vrenezi riss die Arme nach oben und sprintete seinem Torhüter Alexander Meyer entgegen. Soeben hatte der Kölner Jannes Horn seinen Strafstoß neben den Regensburger Kasten gesetzt. Doch kaum war der Offensivmann losgerannt, pfiffen ihn seine Kollegen wild gestikulierend zurück. Vrenezi schaute seine Mitspieler fragend an. Hä? Was ist los? Der Kosovare hatte sich schlicht verrechnet. Noch musste Max Besuschkow seinen Elfmeter verwandeln, erst dann stand der SSV Jahn Regensburg im Viertelfinale des DFB-Pokals – zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. Erst als Besuschkow den Kölner Keeper Timo Horn verladen hatte, durfte auch Vrenezi zum Jubeln lossprinten – und mit ihm alle, die es irgendwie mit dem SSV Jahn halten, sogar ein Platzwart mit der Harke in der Hand setzte einen Zwei-Meter-Sprint an, ehe ihm die Luft ausging.
Größter persönlicher Erfolg
Die ging der Jahn-Elf in den vorangegangenen 120 intensiven Minuten gegen den Bundesligisten mit zunehmender Spielzeit auch aus. Mit Ach und Krach rettete sie sich ins Elfmeterschießen. "Ich glaube schon, dass sich meine Spieler manchmal gerne quälen. Aber vielleicht sollten wir jetzt langsam mal die ständigen 30 Extra-Minuten weglassen", sagte Trainer Mersad Selimbegovic zum dritten Sieg im Pokal-Elfmeterschießen in Serie. Obwohl der Jahn-Coach das 6:5 gegen den 1. FC Köln fast schon widerwillig als "mein größer persönlicher Erfolg als Trainer" einordnete, wollte er nichts von einer historischen Leistung wissen. "Weil, warum sollen wir das nicht noch einmal schaffen?"
Wenn ich ganz ehrlich bin, könnte ich jetzt nicht alle aufzählen, die noch dabei sind.
Dazu müsste Selimbegovic aber erstmal wissen, welche Vereine sich da alles noch so im Lostopf tummeln bei der Auslosung am Sonntagabend um 18.30 Uhr in der ARD. Gefragt nach dem Wunschgegner entgegnete er: "Wenn ich ganz ehrlich bin, könnte ich jetzt nicht alle aufzählen, die noch dabei sind." Kleine Nachhilfe für den Regensburger Coach: Wie wär's mit Borussia Dortmund? RB Leipzig? Borussia Mönchengladbach? VfL Wolfsburg? Werder Bremen? Holstein Kiel? Oder doch Rot-Weiss Essen? "Grundsätzlich ist mir das egal. Sicher ist nur, dass wir wieder nicht der Favorit sein werden." Na gut, gegen den Regionalligisten Essen wird sich auch Selimbegovic nicht gegen das Favoritengewand wehren können.
Kein Träumer
Doch bevor der nächste Gegner auf dem Weg ins Halbfinale gezogen wird, muss der Jahn bereits am Sonntag (13.30 Uhr) in der 2. Liga beim formstarken Karlsruher SC ran. "Ich hoffe, dass wir die Freude und die Euphorie aus dem Pokalsieg mit in diese Partie retten können." Mentale Stärke soll das ein oder andere Wehwehchen nach dieser erneuten Extraschicht überdecken. "Wir haben keine Möglichkeit, unseren Akku irgendwo anzuschließen und wieder aufzuladen", sagte Selimbegovic, der sich treu blieb, und anstatt vom möglichen Pokalfinale im Olympiastadion Berlin zu träumen, den Fokus bereits wieder auf die nächste Aufgabe richtete. "Ich bin kein Träumer. Ich weiß nur, dass wir in drei Tagen schon wieder in Karlsruhe ran müssen." Aber auf der Rückfahrt aus Baden wird gewiss nicht nur Mersad Selimbegovic im Bus die Viertelfinal-Auslosung verfolgen. Und bis dahin hoffentlich wissen, welche Hochkaräter da mitunter warten.
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