TSV Neudorf trotzt dem rückläufigen Trend im Mädchenfußball

Neudorf/Luhe-Wildenau
31.03.2023 - 17:08 Uhr
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Der Mädchen- und Frauenfußball erlebt in der nördlichen Oberpfalz einen schleichenden Niedergang – ein Verein ist wie das berühmte gallische Dorf. Hier boomt es.

In der nördlichen Oberpfalz sind, was die reinen Zahlen angeht, der Mädchen- und Frauenfußball auf dem Rückgang. Weniger Mädchen, weniger Mannschaften, so die Szenerie im Vergleich von vor rund zehn Jahren. Aber nicht bei all denjenigen Vereinen, die junge Fußballerinnen im Spielbetrieb haben, klagen über den Schwund. Ein Klubs trotzt dem momentanen Trend – der TSV Neudorf.

"Bei uns läuft es ganz gut, wir haben eine tolle Hallensaison hinter uns. Und wir haben momentan einen regen Zulauf", erklärt Andreas Schertl. Eine B-Juniorinnen-Truppe ist im Spielbetrieb, und eine bei den C-Juniorinnen. Schertl ist Trainer der C-Juniorinnen und der zweite Vorsitzende des TSV Neudorf. Einer von drei Trainern neben Detlev Schneider und Michele Hille. "Wenn man im Jahr 2023 ein bisschen anders auf die Jugendlichen zugeht, kann man sehr erfolgreich sein", erklärt Schertl. "Unser Ansatz ist, die Mädchen da abzuholen, wo wir sie bekommen."

Kooperation mit Schule

Sein Verein ist eine Kooperation mit der Sophie-Scholl-Realschule in Weiden eingegangen und hat das Training für die Schulmeisterschaften ausgerichtet: "In der Hoffnung, dass ein paar Mädchen zu uns in den Verein kommen. Das hat sich bewahrheitet", so Schertl. "Wir sind der Verein, der im Umkreis sich am längsten mit Juniorinnenfußball beschäftigt. Wir haben viele Vereine kommen und gehen sehen." Der TSV Neudorf hat sich für eine Aktion des Bayerischen Fußballverbandes beworben, den "Tag des Mädchenfußballs". Und nächste Saison will der TSV zusätzlich eine D-Juniorinnen-Mannschaft in den Ligenspielbetrieb schicken.

Die bekannte Problematik im Mädchenfußball: "Wenn man Bilder von Bambini-Mannschaften anschaut, dann sind da immer drei, vier Mädels mit dabei. In der F-Jugend sind es noch zwei oder drei. In der C-Jugend ist es noch eine, und dann sind sie weg." Die Gründe dafür seien sehr unterschiedlich. Viele Mädchen können im Laufe ihrer Entwicklung – schon rein körperlich – nicht mit den Jungs mithalten, erklärt Schertl. "Dann werden sie von den Trainern nur noch sporadisch eingesetzt, dann verlieren sie den Spaß am Fußball." Ab einem Alter von 12, 13 Jahren wollen viele, so Schertl, auch gar nicht mehr mit den Jungs mitspielen. Oder sie möchten nicht mehr zu einem Stützpunkttraining kommen, weil "da nur Jungs sind".

Die Philosophie des TSV Neudorf sei, diesen Mädchen einen "sicheren Hafen zu geben". Heißt, Mannschaften nur für Mädchen anzubieten. "Das ist uns im Winter auch gelungen", so Schertl. Wenn denn genügend Mädchen zusammenkommen. "Das ist die Krux an der Geschichte", räumt der TSV-Funktionär ein. Aber, aktuell laufe es gut. Denn der TSV Neudorf hat ein größeres Einzugsgebiet. Ein paar stammen aus Neudorf direkt, viele aus der Gemeinde Luhe-Wildenau – ungefähr die Hälfte aller Mädchen. Die andere Hälfte der Nachwuchsfußballerinnen kommt aus dem näheren Umfeld, etliche aus Weiden. "In Weiden gibt es ja überhaupt keinen Mädchenfußball. Wo es Mädchenfußball gibt, da spielen sie auch."

Vater einer Fußballerin

Aus seiner Sicht hänge das Thema an Einzelpersonen, die sich darum kümmern. "Ich bin Vater einer Fußballerin. Ich bin auch langjähriger Funktionär und habe den Weg zum Mädchen- und Frauenfußball geebnet. Als meine Kleine sich für diesen Sport entschieden hat, habe ich das dankbar angenommen", gesteht Schertl. Das sei ein wesentlicher Unterschied zum Jungenfußball – bei den Mädchen sind es fast durch die Bank Väter, die sich engagieren. Von diesen gehe die Initiative aus, und wenn für die Väter das Thema erledigt sei, sprich, die Töchter mit Fußball aufhören, geschehe es oft, dass auch die Väter ihre Arbeit beenden. Nicht so beim TSV Neudorf: "Wir gehen das systematisch an."

Die B-Mädels haben sich für die Bezirksoberliga qualifiziert, die C-Mannschaft spielt in einer sogenannten "Norweger-Liga": Das heißt, unterschiedliche Spielstärke. Wenn eine Mannschaft nur mit neun Spielerinnen auflaufen kann, wird "Neun gegen Neun" gespielt, ansonsten "Elf gegen Elf", der Begriff kommt daher, dass in Norwegen dieses System ins Leben gerufen wurde. Der TSV Neudorf hat die volle Stärke gemeldet, zwei Frauenteams spielen zudem in der Bezirks- und in der Freizeitliga – es läuft gut.

Hintergrund:

TSV Neudorf

  • Gegründet 1974
  • Aktuell 351 Mitglieder
  • 331 in der Fußballabteilung, 20 in der Wandergruppe
  • 95 Juniorenfußball, davon 44 Mädchen
  • Aktuell 8 Mannschaften im Spielbetrieb: 1 Herrenmannschaft, 3 Juniorenmannschaften als Spielgemeinschaft, 2 Frauenmannschaften, 2 Mädchenmannschaften
  • Mädchentrainer Andreas Schertl (44), Michele Hille (46), Detlev Schneider (54)
 
 

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