Die Heimat gibt Kraft: Sportschütze aus Mähring nimmt an der EM teil

Mähring
27.02.2023 - 18:17 Uhr
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So richtig erfolgreiche Sportler hatte Mähring bislang noch nicht hervorgebracht. Nun ist es endlich so weit. Einer aus der 2000-Einwohner-Gemeinde im Stiftland nimmt an einer Europameisterschaft teil. Das Daumendrücken hat längst begonnen.

Hier ein Händeschütteln, da ein Schulterklopfen. Und immer wieder gab es Glückwünsche direkt aufs Smartphone. "Es waren viele, die mir gratuliert haben", sagt Florian Beer über die Tage nach seinem Coup. Im Januar hatte der 17-jährige Sportschütze etwas geschafft, was ihm nicht jeder zugetraut hatte – die Qualifikation für die Europameisterschaft vom 5. bis 15. März in Tallinn (Estland). Kein Wunder, dass beim Schützenverein Linda Mähring die Freude überschäumt. "Das ist für uns der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte", jubelt Schützenmeister Martin Riedl. "Florian hat gezeigt, dass er es kann. Er gibt alles für seinen Sport, er ist richtig in der Spur."

Als Viertplatzierter eines im Dezember in München-Hochbrück vorgeschalteten Sichtungsschießens angereist, ging es für Florian Beer in Wiesbaden zuletzt um alles oder nichts. "Ich bin dorthin gefahren mit dem Wissen, dass ich nichts zu verlieren habe und nur gewinnen kann", erzählt er. Für das finale Ausscheidungsschießen hatten sich im Juniorenbereich sechs Luftgewehr-Schützen qualifiziert, für das Sextett ging es um drei EM-Tickets. "Ich hatte mir als erstes Ziel vorgenommen, den vierten Rang aus der Sichtung zu verteidigen. Mehr als eine kleine Chance auf den dritten Platz hatte ich mir nicht ausgerechnet", berichtet der Oberpfälzer, der aber einem psychologischen Vorteil vertraute: "Die anderen waren alle im Zugzwang, weil sie im A-Kader stehen. Ich wollte dagegen beweisen, dass man auch als B-Kader-Schütze mithalten kann."

Traum vom Mannschaftstitel

Die Rechnung ging auf: Nach 620,6 und 620,7 Ringen in den ersten beiden Durchgängen konnte er sich im 3. Durchgang mit 622,3 Ringen noch steigern und schob sich hinter dem Westfalen Nils Palberg (1865,7) mit insgesamt 1863,6 Ringen auf Platz zwei. Auf Platz drei folgte mit dem Ansbacher Justus Ott (1.861,6) ein weiterer bayerischer Teilnehmer. Dieses Trio vertritt den Deutschen Schützenbund nun bei den kontinentalen Titelkämpfen in Estland. Dort will Beer mit gesundem Selbstbewusstsein seine Chance suchen. Sein Wunsch: In der Junioren-Einzelwertung ein Platz unter den Top 15 und in der Teamwertung der Sprung aufs Podest. 2022 hatte das deutsche Junioren-Team EM-Gold geholt, was natürlich Träume weckt: "Nils Palberg war ja letztes Jahr bereits im Siegerteam dabei. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam, den Titel erneut zu gewinnen."

Gedanken an eine EM-Medaille hatte der kleine Florian noch nicht im Kopf, als er vor rund acht Jahren im Mähringer Schützenheim als Zehnjähriger erstmals ein Sportgewehr in die Hand nahm. "Mein Vater war mein erster Trainer. Er hat mich gelehrt, wie das Schießen geht." Rein aus Zufall kam die Unterweisung nicht zustande. "Meine Eltern, meine beiden älteren Geschwister, die ganze Familie ist im Schießsport aktiv", berichtet der 17-Jährige. Allerdings: So gut wie der Youngster trifft keiner im Hause Beer.

Die Berufung in den Bezirkskader, so das Schießsporttalent, sei für ihn ein "Meilenstein" gewesen: "Da war ich 14 und habe gemerkt: Mehr Training bedeutet bessere Leistungen." Eine Erkenntnis, die im Nachgang für weitere "Beförderungen" sorgte. Seit 2020 gehört der Stiftländer dem Bayernkader, seit November 2022 dem B-Kader des Deutschen Schützenbundes an. Starts bei bayerischen und deutschen Meisterschaften sind mittlerweile selbstverständlich. Nationaler Vizemeister mit dem Luftgewehr im Mixed sowie mit dem Kleinkaliber (3 x 40) – 2022 war das bislang erfolgreichste Jahr in der noch jungen Karriere des Sportschützen.

Der Heimat verbunden

Mit den jüngsten Erfolgen will sich Florian Beer jedoch nicht zufriedengeben. Die persönliche Herausforderung, Schießtechnik und Ringzahlen zu verbessern, treibt ihn an. Schlechte Leistungen im Training und Wettkampf mental ins Positive zu drehen, beschreibt er als seine große Stärke: "Wenn ich schwach schieße, nehme ich mir das schon zu Herzen. Ich kann mich aber am Stand gleich wieder neu motivieren und mich gedanklich auf mein tatsächliches Level zurückholen."Viel innere Kraft schöpft der überzeugte Stiftländer zudem aus seiner Heimatliebe. "Ich bin stolz, dass ich aus einem so schönen Dorf in der Oberpfalz komme. Und dieses Gefühl verstecke ich auch nicht." So ist es auch nicht verwunderlich, dass er, wann immer er bei Wettkämpfen unterwegs ist, bevorzugt die grüne Vereinskleidung von Linda Mähring überstreift: "Mein Verein ist super. Es ist für mich wichtig, die Region zu repräsentieren", betont er.

Um gut vorbereitet in die EM zu gehen, hat Beer zuletzt sein Training intensiviert. Allerdings trägt er einen wichtigen Vorsatz mit nach Estland, falls es nicht wie erhofft läuft: "Ich will nicht verkrampfen. Im Saisonverlauf warten ja noch weitere wichtige Wettkämpfe." Wie zum Beispiel die nationalen Meisterschaften oder die Bundesliga mit dem SV Germania Prittlbach (Oberbayern), für den der Mechatroniker in Ausbildung schießt. Zwar gab es zuletzt Anfragen von Vereinen aus der näheren Umgebung, aber einen Wechsel schließt er aktuell aus: "In Prittlbach ist das Umfeld echt gut. Es gibt keinen Grund, mich zu verändern." Die Liebe zur Oberpfalz hat dann doch irgendwo Grenzen.

Info:

Zur Person: Florian Beer

  • Alter: 17
  • Geburts- und Wohnort: Mähring (Landkreis Tirschenreuth)
  • Erste Anfänge mit dem Sportschießen als Zehnjähriger
  • Bislang größte Erfolge: 2022 deutscher Junioren-Vizemeister mit
  • Seit November 2022 im B-Kader des Deutschen Schützenbundes
  • Sportliche Vorbilder: WM-Medaillengewinner Maximilian Dallinger (SG Isental) und Daniel Brodmeier (Niederlauterbach)
  • Ausbildung zum Mechatroniker bei der Firma Witron
 
 

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