Den ärgsten Verfolger mal wieder in die Schranken verwiesen, Fußball-Deutschland mal wieder gezeigt, wer die unangefochtene Nummer eins ist. Aber trotzdem gab es beim FC Bayern am Samstagabend keine Freudentränen - sondern nur Tränen des Schmerzes.
Die feuchten Augen des Joshua Kimmich schockten nicht nur den Verein. Lothar Matthäus, der im Sky-Studio nach dem Spiel des Tages immer ohne Punkt und Komma redet, saß apathisch und bleich da. Auch er befürchtete bei Kimmich das Schlimmste - einen Kreuzbandriss.
So schlimm ist es nun doch nicht, dennoch wird der Nationalspieler nach seiner Operation bis in den Januar hinein fehlen. Das ist eine Katastrophe für die Münchener, in einer Zeit, in der alle drei Tage gespielt wird.
Der Junge aus Rottweil, seit 2015 in München, hat in den vergangenen Jahren eine der fulminantesten Entwicklungen im deutschen Fußball gemacht. "Er ist ein Schlüsselspieler auf dieser Position", sagt Trainer Hansi Flick, und weiß genau: Kimmich ist "der" Schlüsselspieler für ihn im defensiven Mittelfeld. Mit seinen nur 1,76 Metern Körpergröße dort ein Riese, harmoniert er bestens mit seinem Kumpel Leon Goretzka. Im vergangenen Jahr haben beide auch Thiago auf die Bank verdrängt. In der internen Teamhierarchie steht Kimmich gleich hinter Lewandowski, Neuer und Müller.
Der 25-Jährige gehört auch nicht zur "Bling-Bling"-Generation der jungen Fußballer, die ihren Reichtum gern protzig zur Schau stellt. Er weiß um die Privilegien der Profifußballer und gibt sich immer bescheiden und zurückhaltend.
Bei Kimmich stimmt das Gesamtpaket. Und gerade deshalb würden die Bayern die drei Punkte von Dortmund, wenn sie denn könnten, sicherlich gegen einen gesunden Joshua Kimmich eintauschen.