Der junge Alexander war da Einzelgänger. „Ja, das war echt nicht leicht für mich“, sagt Alexander Wegmann heute und muss lachen. Der junge Bursche konnte mit Rot und Blau nichts anfangen, Schwarz-Gelb war seine Lieblingsfarbe. Seine Kumpels aus der 5. Klasse hielten es mit Fußballclubs aus München und Nürnberg. Er ist seit dieser Zeit Fan von Borussia Dortmund. „1989 hat der BVB den DFB-Pokal gewonnen, das hat mich total beeindruckt“, kramt der 44-Jährige in Erinnerungen. Seit 2012 führt er den Dortmund-Fanclub in Waldeck (Kreis Tirschenreuth), der 2001 gegründet wurde und 60 Mitglieder zählt.
Flippen jetzt auch unter der Waldecker Burgruine einige aus, weil die Chance auf den Meistertitel so groß wie seit langem nicht mehr ist? „Wir sind schon etwas euphorisch“, sagt Wegmann, fängt sich aber gleich wieder ein. „Und bleiben auch auf dem Teppich.“ Ein Punkt Vorsprung auf die Bayern fünf Spieltage vor Schluss sage gar nichts aus. „Wir haben schon mal 9 Punkte Vorsprung verspielt.“
In München vorbei
Der Traum, dass der BVB am Saisonende seit 2012 erstmals wieder die Meisterschale den Fans am Borsigplatz präsentieren könnte, war für ihn eigentlich am 1. April geplatzt. „Nach dem 2:4 bei den Bayern war die Sache für mich abgeschlossen“, sagt er. Doch die Bayern, zu deren Fanclub in Waldeck die BVB-Fans gute Kontakte haben, schlitterten in eine Krise. Die Dortmunder sind seit Samstag spitze.
Wenn es möglich ist, sind die Fans aus Waldeck und Umgebung bei BVB-Spielen dabei. „Auch schon mal in England und Spanien“, wie Wegmann erzählt. In gut zwei Wochen kriegen Bellingham, Reus und Co. lautstarke Unterstützung aus der Oberpfalz. „Man habe endlich mal mehr Karten für ein Heimspiel bekommen. Zur Partie gegen Gladbach fährt ein Bus Richtung Signal-Iduna-Park. 50 Fans wollen beim nächsten Schritt Richtung Titel dabei sein, an dem Edin Terzic, wie Wegmann anmerkt, großen Anteil hätte: „Der Trainer macht viel aus.“
In der Diaspora
Mit im Bus werden dann auch ein paar Mitglieder der „Rußweiherborussen“ aus Eschenbach (Landkreis Neustadt/WN) sein. Die BVB-Fanclubs hier arbeiten zusammen, schließlich ist man in Bayern in der Diaspora. Dort fühlt sich aber auch Dominic Reiter wohl. Der Eschenbacher ist Chef des Fanclubs und auch hier bekennen sich fast 60 Mitglieder – von Nabburg bis Auerbach – zu Schwarz-Gelb. Die Korken knallen aber auch bei diesen Anhängern noch lange nicht. „Man traut sich nach den letzten Jahren ja nicht so recht, an den Titel zu glauben.“ Das 3:3 gegen Stuttgart in Überzahl habe zudem einen Dämpfer verpasst. Nach dem Sieg gegen Frankfurt steige aber die Euphorie, die nach dem Spiel am Freitagabend in Bochum anhalten soll. Für ihn ist Keeper Gregor Kobel mit Emre Can, der Garant des Erfolgs: „Auch wenn er in München gepatzt hat, er hat viele Punkte gerettet.“
Kobel finden auch die BVB-Fans im Landkreis Amberg-Sulzbach gut. „Kaolinpott 01“ heißt der Fanclub, den es in Schnaittenbach gibt. Auch dort sind etwa 30 Frauen und Männer eingefleischte BVB-Fans. Den Vorsitzenden Dieter Gebhardt hat vor allem eines imponiert: „Den Rückstand von neun Punkten nach der Winterpause aufzuholen, war Wahnsinn.“ Für den 65-Jährigen ist das Rennen allerdings auch weiter völlig offen. „Ein Punkt ist nicht viel Polster. Die Bayern bleiben weiter unberechenbar.“ Ein Seitenhieb gegen den großen Rivalen aus München muss aber sein: „Zwei Titel haben sie schon verspielt. Ich hoffe, dass es auch mit dem dritten nichts wird. Dann ist bei den Bayern die ...“ Gebhardt grinst und sagt: „So nah wie jetzt waren wir schon lange nicht mehr dran.“ Nach Corona sind die Fans aus Schnaittenbach und Umgebung nicht mehr ins Stadion nach Dortmund gekommen. Es sei so schwierig, an Karten zu kommen, sagt Gebhardt. Einige der Fans sind aber fast jedes Wochenende im Schnaittenbacher Kellerhäusl, um die Spiele zu schauen.
Auch in Augsburg dabei
Die Fans der „Rußweiherborussen“ treffen sich auch schon mal im Tennisheim in Eschenbach zum Gucken. Oder sie gehen selbst auf Fahrt. Wie eben mit den Waldeckern zum Gladbach-Spiel, oder eine Woche später zur Partie in Augsburg. Da ist auch Reiter dabei. Beim Saisonfinale am Pfingstsamstag könnte er nicht zur möglichen Meisterfeier nach Dortmund. „Ich fliege an dem Tag mit meiner Freundin nach Florida.“ Wenn die Dortmunder tatsächlich gegen 17.30 Uhr die Meisterschale in die Höhe stemmen sollten, wäre er über den Wolken. Und natürlich dann auch auf Wolke sieben ...
Von Boll bis Australien: Fans und Fanclubs von Borussia Dortmund
- Mehr als 1000 offiziell eingetragene Fanclubs, in denen mehr als 65000 Fans organisiert sind.
- In der Oberpfalz gibt es neben den Fanclubs in Schnaittenbach, Eschenbach oder Waldeck weitere Fanclubs. Etwa in Schwandorf und Regensburg. Zudem bestehenes einige lose Vereinigungen, die nicht offiziell eingetragen sind.
- Es gibt auch BVB-Fanclubs in Australien, Japan, Namibia, Südafrika oder in Trinidad. Mehrere Fanvereinigungen gibt es in den USA.
- Seit 1987 gibt es eine Fan-Freundschaft mit dem mehrfachen schottischen Meister Celtic Glasgow.
- Berühmte BVB-Fans: Timo Boll (Tischtennisspieler), Dietmar Bär (Schauspieler), Gina Lückenkemper (Leichtathletin), Marius Müller-Westernhagen (Sänger und Schauspieler), Friedrich Küppersbusch (TV-Moderator), Wotan Wilke Möhring (Schauspieler), Oliver Welke (Sportmoderator und Comedian).
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