Die Hausaufgaben sind seit Ende 2019 gemacht: Flächennutzungsplan und Bebauungsplan sind geändert, der Wald gerodet. Die Flachglas Wernberg wollte bis 2022 einen Großteil ihrer Produktion auf ein 100000 Quadratmeter großes Gelände im Industriegebiet "Weberschlag" in Weiherhammer verlagern. Dort würden in unmittelbarer Nähe des Lieferanten Pilkington 250 Arbeitsplätze entstehen.
Der Spatenstich war im Juli geplant. In der Septembersitzung des Gemeinderats gab Bürgermeister Ludwig Biller bekannt, dass es wahrscheinlich Januar wird. "Eher Frühjahr", präzisiert Flachglas-Sprecher Walter Schoepf. Der Grund: Die Verhandlungen mit den Banken zur Finanzierung des Projekts in stattlicher zweistelliger Millionenhöhe ziehen sich hin. Dem Vernehmen nach geht es um Sicherheiten wie Bürgschaften.
"Vor einem halben Jahr sah es noch anders aus", räumt Schoepf ein. Schon taucht das allgegenwärtige Schlagwort Corona auf. Das macht auch den Bankensektor nervös. Der ist damit beschäftigt, Kredite und Soforthilfeanträge zu bearbeiten und muss zugleich darauf achten selbst Liquidität in der Hinterhand zu behalten.
In Wernberg macht man sich derweil Gedanken über Alternativen. Die wahrscheinlichste sieht zurzeit so aus, dass der Umzug nach Weiehrhammer in kleineren Schritten über mehrere Jahre erfolgt, um das Risiko möglichst klein zu halten. Projektleiter Achim Haag, der die Flachglas Tochter Glas-Profi in Luhe leitet, hofft auf einen Schub im Herbst, traditionell eine Hauptumsatzzeit für Bauverglasungen.
Doch auch in diesem Markt steckt viel Unsicherheit, erklärt Walter Schoepf: Potenzielle Auftraggeber würden langfristiger planen, weil man nicht weiß, wie sich die Pandemie entwickelt. "Wenn Sie die Hälfte der Mitarbeiter im Home Office haben, bauen Sie auch Bürogebäude kleiner und brauchen weniger Glas."
Im Zuge dessen hängt eine weitere Ansiedlung auf dem Gelände in der Luft. Ein Logistiker will sich dort niederlassen. Er findet neben den beiden großen Glasbetrieben die Bahnlinie im Industriegebiet interessant. Laut Claus Hellbach, Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Weiherhammer, wäre er eher eine Ergänzung denn eine Konkurrenz zu dem halben Dutzend Speditionen, die in Weiherhammer zu Hause sind. Man könne sogar Synergien nutzen. Die Grundstücke seien verkaufsbereit, bis Jahresende sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Es gebe auch einen Favoriten, den Hellbach aber nicht nennen will. Immer wieder taucht in diesem Zusammenhang der Name Honold auf. Der Logistikriese aus Neu-Ulm ist ein Familienunternehmen mit 1400 Mitarbeitern an 24 Standorten. Anfragen von Oberpfalz-Medien über eine mögliche Neuansiedlung in Weiherhammer ließ die Firma bislang unbeantwortet.
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