Seit über einem halben Jahr gab es fast keine Noten mehr für die Schüler in Weiden und der Region. Doch mit dem neuen Schuljahr ändert sich das, und schon offenbaren sich Wissenslücken. Jetzt sind vor allem die Nachhilfeinstitute gefragt – und das enorm. Das jedenfalls zeigt eine Umfrage in der Region.
Die Anmeldewelle rollt schon seit 15. März wieder – denn da diesem Zeitpunkt durften die Schüler wieder in Präsenz lernen, berichtet Julia Krumm von der "Dreixklug Nachhilfe" in Eschenbach. Es wurden schnell wieder erste Noten gemacht. Plötzlich merkten Schüler und Eltern: Da fehlt so einiges. Der Ansturm habe sich auch nach den Sommerferien nicht gelegt, so Georg Kölbl von "K-Learn" aus Grafenwöhr. Er sieht die Herausforderung gerade darin, den neuen Stoff durchzunehmen und gleichzeitig den alten nachzuholen. Doch warum sind überhaupt so viele Wissenslücken zu füllen?
Eigenmotivation fehlt
Den Übeltäter zu finden ist nicht schwer: Die Pandemie hat das Leben der Schüler auf den Kopf gestellt. Aber die Suche nach den Schuldigen ist nicht ganz so einfach. Weder Schulen noch Eltern will Sandra Pauly, Leiterin der Schülerhilfe Weiden und Neustadt, vorwerfen, ihre Sache während der Online-Phase schlecht gemacht zu haben. Trotzdem habe das selbstständige Lernen oft nicht so geklappt wie gewünscht. "Es gibt Schüler, die ihre ganze bisherige Schulzeit im Homeschooling verbracht haben. Da fehlen dann auch wichtige Grundlagen", so Pauly. Das Problem am Homeschooling sei, dass die Lern-Verantwortung auf den Schüler selbst gelegt wurde. Der Leiter des Nachhilfe-Instituts "Abacus Weiden", David Bertl, sieht den Mangel an Motivation in der allgemeinen psychischen Belastung. Aber auch der Verzicht auf Leistungserhebungen demotiviere: Denn die meisten Schüler würden seiner Erfahrung nach rein notenorientiert arbeiten.
Nur wenig schulische Nachholangebote
Das Problem hat auch Kollege Kölbl aus Grafenwöhr erkannt: "Im Onlineunterricht hat die Präsenz einer Lehrkraft gefehlt und dadurch der Druck, die Aufgaben auch wirklich zu erledigen." Er kritisiert an den Schulen, dass der Stoff zwar komplett durchgearbeitet, aber kaum vertieft wurde. Zwar hätten die Schulen Wiederholungskurse in den Sommerferien anbieten können, einige mussten aber aus Gründen wie Lehrkraftmangel darauf verzichten. Zumindest würden jedoch Lernstandserhebungen durchgeführt, um ein wenig Orientierung bieten zu können.
Möglichkeiten zur Förderung
Laut David Bertl von "Abacus" in Weiden habe der Nachhilfeunterricht definitiv etwas genützt: "Die Schüler, die mit uns etwas gemacht haben, haben jetzt einen guten Start hingelegt." Aber: Das kostet. Und was, wenn man sich das nicht leisten kann? In einem offenen Brief fragte ein Zusammenschluss der größten deutschen Nachhilfeeinrichtungen schon Anfang Februar 2021 bei der Bundesregierung an, Nachhilfe staatlich zu fördern. Jedoch sei aus der versprochenen Milliarde von Bildungsministerin Anja Karliczek nichts in der Region angekommen, so Sandra Pauly von der Schülerhilfe.
Trotzdem gibt es eine Möglichkeit, sich finanziell unterstützen zu lassen. Mit einer Empfehlung der Schule und unter der Voraussetzung, dass man bereits staatliche Hilfen wie Sozialhilfe oder Wohngeld bezieht, können Eltern die Kosten für die Nachhilfestunden vom Staat erstatten lassen. Die Leistungen für Bildung und Teilhabe ließen sich ganz unkompliziert beantragen, sagt Pauly, leider wüssten nur wenige Eltern davon.
Leistungen für Bildung und Teilhabe
- Ist-Situation: Es gibt Zuschüsse oder Erstattungen für Ausgaben wie Ausflüge, Materialien oder Nachhilfe.
- Voraussetzung: Beziehen von Grundsicherung, Sozialhilfe, Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, Wohngeld, Kinderzuschlag
- Nötig: Bestätigung der Schule, dass schulischen Angebote zur Lernförderung nicht ausreichen, Versetzung muss aber nicht gefährdet sein
- Antrag: im Jobcenter, bei der Stadt oder beim Landratsamt
- Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales
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