Seit Monaten gibt es keinen normalen Schulalltag mehr. Im Unterricht muss Maske getragen werden, sämtliche Veranstaltungen, die das schulische Leben prägen, fallen flach und bei Fächern wie Musik oder Sport geht meist gar nichts. Das ist nicht nur für die Schüler eine große Herausforderung, sondern auch für alle Schulleiter, die ständig mit wechselnden Vorschriften zu kämpfen haben und dabei die Ausbildung ihre Schützlinge im Auge behalten müssen. Eine Aufgabe, um die sie nicht zu beneiden sind.
Am Montag kletterte die 7-Tage-Inzidenz in Weiden über die 200er-Marke. Das bedeutet, dass Schüler ab der 8. Klasse wieder im Wechsel unterrichtet werden müssen. Ausgenommen sind Abschlussklassen und Förderschulen. So hatte dies Bayerns Kultusminister Michael Piazolo in einer Pressekonferenz kommuniziert und auch den Schulen mitgeteilt.
Für die Schulen in der Region ist das nicht Neues. "Die Gruppen sind in A und B aufgeteilt", sagte Sigrid Bloch, Direktorin des Kepler-Gymnasiums. "Jetzt heißt es nur warten, bis die offizielle Mitteilung kommt." Am Montagvormittag wusste die Schulleiterin noch nicht, wann es wieder zum Hybridunterricht kommt.
Auch um 13 Uhr gab es von der Kreisverwaltungsbehörde noch keine Anordnung, ob ab Dienstag, 1. Dezember, die Hälfte der Klasse wieder zu Hause blieben muss. Wie ist das möglich? „Eine Pressekonferenz bietet keine rechtliche Grundlage“, sagt ein Sprecher des Landratsamts Neustadt/WN. Für die Weidener Schulen ist aber die Stadt Weiden zuständig.
Die Schulen müssen in der Zwischenzeit flexibel bleiben. Die Kepler-Chefin Sigrid Bloch nimmt's gelassen. Für einen Live-Stream aus den Klassenzimmern ist die Schule vorbereitet. Und das werde auch schon praktiziert. Aber nicht jeder Unterricht eigne sich dafür. Und ganz so effektiv, wie im Klassenzimmer ist diese Form der Wissensvermittlung nicht. "Wer selbst schon einmal an einem Online-Seminar teilgenommen hat, weiß das", sagt sie. "Man geht schnell mal weg vom Bildschirm, um irgendetwas anderes zu machen." Die Idee sei gut, aber es gebe auch Schattenseiten.
Und dann kommt auch noch das Problem hinzu, dass nicht alle Kindern technisch ausgerüstet sind. "Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir acht Laptops zum Verleihen haben. So konnten wir uns intern helfen." Die Situation sei schon besonders. Bloch gibt zu, dass es für Heranwachsende nicht einfach ist, sich selbst zu organisieren. "Vor allem in einer Zeit, in der die Pubertät voll zuschlägt."
Reinhard Hauer, Direktor des Elly-Heuss-Gymnasiums, bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel. Beim Live-Stream komme wieder der Datenschutz ins Spiel. "Bisher war die Lage schwierig", informiert er. "Das ist jetzt etwas einfacher." Dazu habe es vom Kultusministerium genaue Anweisungen geben. Sitzt der Lehrer alleine im Raum, kann er Ton und Bild problemlos übertragen. Sind Schülerinnen mit im Klassenzimmer, müssen sie einwilligen, dass Bild und Ton auch jene erreichen darf, die an diesem Tag von zu Hause aus zugeschalten sind.
Während sich ein Live-Stream beispielsweise in Mathematik bewährt hat, sei dies in Fächern wie Sozialkunde, Religion oder Ethik, in denen auch diskutiert wird, nicht möglich. "Jeder Lehrer kann einen Live-Stream schalten, muss aber nicht", sagt Hauer.
Dass die Schulen versuchen, das Beste aus der Situation zu machen, zeigt sich auch im Augustinus-Gymnasium. Die Schule sammelt seit Juni Erfahrungen mit dem Live-Streaming. "Das funktioniert aus den Klassenräumen heraus und umgekehrt vom Homeoffice einer Lehrkraft in Klassenräume hinein", sagt Direktor Ulrich Winter. In den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten habe es bereits Live-Streaming für einzelne Schülerinnen und Schüler gegeben, die sich in Quarantäne befanden.
Probleme mit der Hardware-Ausstattung gebe es am "Augustinus" nicht. "Nach unseren Erfahrungen verfügen die Schülerinnen und Schüler über eine ausreichende Ausrüstung", so der Schulleiter. Für Härtefälle würden Leihgeräte zur Verfügung stehen. Organisatorisch werde gerade ein Stunden- bzw. Raumplan entwickelt. "Auf deren Grundlage können wir zwischen Präsenzunterricht und Distanzunterricht schnell und reibungslos wechseln", erklärt Winter.
Obwohl der Schulalltag schon sehr von organisatorischen Aufgaben geprägt ist, gibt es auch ein positives Signal aus München. "Das Kultusministerium zwingt uns nicht zu hudeln", ist "Elly"-Chef Reinhard Hauer froh. "Wir müssen jetzt nicht auf Biegen und Brechen die Noten eintreiben."
Die aktuellen Coronazahlen
Acht Neuinfizierte lassen am Montag die Stadt Weiden die 7-Tages-Inzidenz auf 215,2 klettern. Damit haben sich seit März insgesamt 963 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Auch im Landkreis Neustadt/WN steigen die Zahlen. Hier verzeichnet die Statistik ein Plus von 19. Insgesamt sind es 1847, bei denen das Coronavirus nachgewiesen wurde. Die 7-Tage-Inzidenz beträgt im Landkreis 175,75. Es gibt keine neuen Todesfälle.
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