Es war eine Bescherung der unschönen Art. Wenige Tage vor Weihnachten 2022 machte der Käufer der früheren ATU-Logistikhalle "Am Forst" einen Rückzieher. Die junge Firma DFI Real Estate hatte sich offenbar mit der Immobilie übernommen, die sie im März zuvor erworben hatte. Die Düsseldorfer konzentrieren sich stattdessen in der Oberpfalz auf die Entwicklung eines Geländes in Wiesau auf dem Grund der früheren Bekleidungsfirma Kärner.
Wie vertraglich vereinbart, fiel die Halle an ATU zurück. Das Unternehmen will die Halle verkaufen, seit es 2021 seine Logistik von Weiden nach Nordrhein-Westfalen verlagert hat.
Kein Abriss
Nun haben die Werkstattspezialisten einen neuen Eigentümer gefunden. "Wir freuen uns, unsere ehemalige Immobilie und das Grundstück bei CTP in guten Händen zu wissen, die ihr durch umfassende Sanierungsmaßnahmen ein neues Leben zuführen werden", sagt ATU-Geschäftsführer Lars Heyne. Zum Kaufpreis äußern sich beide Seiten nicht.
Im Gegensatz zu DFI will CTP die Halle in der Dr.-Kilian-Straße nicht abreißen und neu bauen. Stattdessen soll der graue Quader nach ökologischen und nachhaltigen Gesichtspunkten umgebaut werden. So erklärt es Alexander Hund, der für Süddeutschland zuständige Manager bei CTP. Er war in ähnlicher Funktion bereits bei DFI und hat aus dieser Zeit wohl noch einen Fuß bei ATU und potenziellen Nutzern der Immobilie in der Tür.
Hund hofft, dass bis Ende Juni Verträge mit neuen Mietern der Halle unterzeichnet sind. Sie sollen alle aus Weiden und der Region kommen. "Es werden wahrscheinlich zwei größere und zwei kleinere Mieter oder zwei größere und ein kleinerer." Größer heißt überregional tätig. Namen und Branchen will CTP noch nicht preisgeben. Die Mieter sollen die Halle als Lager, nicht als Produktionsstätte nutzen, für einen Preis von "fünf Euro plus" pro Quadratmeter, sagt Hund.
Ökologischer Umbau
Bevor es soweit ist, möchten die neuen Eigentümer das 84 000 Quadratmeter große Grundstück mit 45 000 Quadratmetern Nutzfläche für einen zweistelligen Millionenbetrag auf Vordermann bringen. Geplant sind neben Dämmung die Versorgung durch eine Wärmepumpe, Beleuchtung mit LED-Technik sowie Photovoltaik auf dem Dach. Sie soll eine nachhaltige Eigenversorgung im Mieterstrommodell ermöglichen und bei Bedarf auch Firmen in der Nachbarschaft mit Strom beliefern. Ferner will CTP Außenflächen entsiegeln.
Das alles klang bei DFI Real Estate einst ähnlich. Bei CTP steckt aber wohl wesentlich mehr Finanzkraft und Erfahrung dahinter. Die Firma will nach eigener Aussage in Deutschland in absehbarer Zeit 300 Millionen Euro in Gewebe- und Logistikimmobilien investieren. Laut Alexander Hund ist das Unternehmen erst seit rund einem Jahr auf dem deutschen Markt aktiv, wo ihm etwa 90 Immobilien gehören. Darunter ist auch ein größerer Hallenkomplex in der Gossenstraße in Eschenbach. "Bis zum Jahr 2026 wollen wir unsere derzeitige Bruttomietfläche in Deutschland auf 3,4 Millionen Quadratmeter verdoppeln", heißt es auf der Homepage.
Die CTP Group
- Gegründet von den Niederländern Remon Vos, Eddy Maas und Johan Brakema, seit 1998 Sitz in Tschechien
- Remon Vos ist heute Hauptaktionär
- Branche: Bau und Vermietung von Gewerbeflächen wie Industrie- und Logistikzentren oder Bürokomplexen
- CTP Deutschland wurde 2014 als Jägersteig Beteiligungs GmbH gegründet, 2017 Umbenennung in Deutsche Industrie Grundbesitz AG, seit 2022 Teil der internationalen CTP Group
- Weltweit 700 Mitarbeiter, 50 in Deutschland
- Laut dem Immo-Bericht von "PropertyEU" ist CTP mit rund 2,5 Millionen entwickelten Quadratmetern zwischen 2020 bis 2022 zweitgrößter europäischer Entwickler von Logistikimmobilen
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