Gisela und Ernst Schmutterer versuchen „ihren Buben“ die ersten Schritte auf dem Weg in die bundesdeutsche Gesellschaft zu erleichtern. „Ihre Buben“ sind junge Erwachsene aus vieler Herren Länder, die seit 2015 in der Gemeinde Trabitz eine Heimat auf mehr oder minder lange Zeit gefunden haben.
„Wir schaffen das“: Von Anfang an war es für das Trabitzer Pädagogenehepaar Ehrensache, Bundeskanzlerin Merkels Appell nicht tatenlos verhallen zu lassen. Nun würdigte der Landkreis Neustadt/WN ihre ehrenamtliche Arbeit mit dem Sozialpreis. Als Lehrer an der Eschenbacher Mittelschule zählte Ernst Schmutterer zu den Gründungsmitgliedern des Arbeitskreises Asyl in der Rußweiherstadt. Schon bald darauf zogen die ersten Schutzsuchenden auch in ein Haus in der unmittelbaren Nachbarschaft des Paares ein. Um die 15 junge Afrikaner und Araber dürften es seither gewesen sein, denen sie gemeinsam mit vielen weiteren hilfsbereiten Menschen aus der Gemeinde beim Einleben in ein nach unvertrauten Gesetzen und Regeln funktionierendes Gemeinwesen zur Seite gestanden haben.
„Wir helfen gern – das gehört sich so“, bringt Gisela Schmutterer ihre Motivation auf den Punkt und fügt hinzu: „Man muss denen, die hierher kommen, eine Chance geben, sich hier einzuleben.“ Das ist freilich leichter gesagt als geschafft. Nachhilfeunterricht in deutscher Sprache und im deutschen Alltag erteilen, die Neuankömmlinge bei Einkaufsfahrten, Arztbesuchen, Behörden- und Gerichtsterminen unterstützen, Urkunden und Bestätigungen aus den Heimatländern beschaffen und alle zu Gebote stehenden Rechtsmittel gegen drohende Abschiebungen integrations- und arbeitswilliger Zuwanderer nutzen – der Flüchtlingshelferalltag gleicht einem oft kurven- und dornenreichen Pfad.
Vor allem die Fälle des Afghanen Shafi Husseini und des Maliers Adama Coulibaly verlangten den Schmutterers allerhand an Freizeit, Kräften, Findigkeit, Geduld und Geld ab. „Es hat wohl keinen Politiker und keinen irgendwie zuständigen Beamten gegeben, der vor uns sicher war“, scherzt Gisela Schmutterer. Doch letztlich zähle nur eines: „Beide haben eine Duldung erhalten, Shafi zieht jetzt nach Weiden um, wo er eine Ausbildungsstelle in einem Supermarkt gefunden hat und schon jetzt als einer der tüchtigsten Lehrlinge geschätzt ist, die dort je gearbeitet haben. Und Adama ist im Pressather Seniorenheim allgemein beliebt – alle bescheinigen ihm, dass er die Bewohner mit vorbildlichem Respekt behandelt.“
Von den zurzeit noch drei weiteren Bewohnern des Nachbarhauses hätten zwei – ein Malier und ein Guineer – den Sprung in den Maurer- und Schreinerberuf geschafft. Mit einem Iraker suchen die Helfer noch nach einem zukunftsfesten Weg. An Arbeit werde es ihnen in einer von Unruhen und Ungerechtigkeit nie freien Welt auch künftig nicht mangeln, sind sich Gisela und Ernst Schmutterer sicher: „Wir werden die 1000 Euro des Sozialpreises für ‚unsere Buben‘ verwenden und danken dem Kreistag, dass er an uns und an diese jungen Menschen gedacht hat, und dem Eschenbacher Arbeitskreis Asyl, der uns für diesen Preis vorgeschlagen hat.“
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