Stromtrasse durch Landkreis Tirschenreuth: So geht es weiter

Tirschenreuth
25.05.2023 - 16:17 Uhr
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Nach vielen Jahren der Planung könnte der Bau des Süd-Ost-Links im Landkreis Tirschenreuth schon im Herbst 2024 beginnen. Nun steht fest, durch welche Grundstücke die Stromtrasse verlaufen soll. Wie geht es weiter?

Der Süd-Ost-Link berührt weite Teile des Landkreises. Am Montag hat der Netzbetreiber Tennet in Neustadt/WN die "Vorzugstrasse" zwischen Marktredwitz und Pfreimd vorgestellt. Mit wenig Begeisterung kehrte Landrat Roland Grillmeier zurück vom Termin und berichtete im Kreisausschuss vom erwartbaren Ausgang: Die Gleichstromtrasse wird einen großen Schwenk durch den östlichen Landkreis Tirschenreuth machen.

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Neustadt an der Waldnaab22.05.2023

"Viele kleinteilige Flächen werden zerpflückt", fürchtete der Landkreischef. Wie sein Kollege Andreas Meier aus Neustadt/WN hatte er im Vorfeld vor allem die Abkehr vom autobahnnahen Verlauf zwischen Mitterteich und Windischeschenbach kritisiert. Doch auf diesen ein Kilometer breiten Korridor hat Tennet sich schon frühzeitig festgelegt. Ein Bild vom genauen Verlauf der Trasse machte sich der Landrat mit Bürgermeistern und Verwaltungsvertretern der betroffenen Kommunen Konnersreuth, Mitterteich, Leonberg, Tirschenreuth und Plößberg nun in der Neustädter Stadthalle.

Das geplante Erdkabel führt demnach von Oberfranken kommend über Preisdorf, Rosenbühl, an Pechofen und Mitterteich vorbei und mitten durch Themenreuth. Von der Gemeinde Leonberg geforderte Alternativplanungen weiter weg vom Ort sind nicht berücksichtigt. Der Süd-Ost-Link verläuft dann über Großensees und Zeidlweid an Tirschenreuth vorbei, über Lodermühl zum Kartonagenwerk Liebenstein und nah an der B 15 nach Leichau. Weiter führt die Erdverkabelung Richtung Beidl, Streißenreuth und Waffenhammer. Über Botzersreuth geht es weiter in den Landkreis Neustadt. Genaues Kartenmaterial zum parzellenscharfen Verlauf der geplanten Stromtrasse ist im Internet verfügbar.

650 Grundstücksbesitzer

"Allein im Abschnitt C 2 sind rund 650 Grundstücksbesitzer betroffen", verdeutlichte Regierungsdirektorin Regina Kestel die Auswirkungen auf der 90 Kilometer langen Strecke von Marktredwitz bis Pfreimd. Jeden Eigentümer wolle Tennet einzeln anschreiben. "Baubeginn könnte schon im Herbst 2024 sein", sagte Kestel. Denn ab 2027 soll der Süd-Ost-Link bereits Strom von Nord- und Ostdeutschland nach Bayern transportieren. Bis Herbst 2023 will der Netzbetreiber die Pläne bei der Bundesnetzagentur einreichen.

Die Grundstücksbesitzer sollen finanziell entschädigt werden. "Die Betroffenheit der Landwirte ist immens", befürchtete Ely Eibisch (Freie Wähler), der auch Bezirkspräsident des Bauernverbands ist, Ernteeinbußen. "Ausgleichsmittel ersetzen kein Futter für die Tiere." Bei Einsprüchen der Besitzer stehe der BBV als Ansprechpartner bereit, signalisierte er. Grundsätzlich hat sein Verband bereits eine Rahmenvereinbarung mit Tennet getroffen, was Entschädigungen betrifft.

Haben Einsprüche überhaupt noch Sinn? "Das Anhörungsverfahren ist für alle Bürger offen. Jeder kann Einwendungen machen", erklärte Juristin Kestel im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. "Das wird frühestens im September oder Oktober der Fall sein." Allerdings wird es im Anhörungsverfahren in den Rathäusern keine Landkarten auf Stellwänden oder dicke Aktenordner zur Einsicht geben: "Die Auslegung erfolgt ausschließlich digital", informierte die Regierungsdirektorin.

Enteignung frühzeitig möglich

Nach der Beteiligung der Öffentlichkeit wird Tennet die favorisierte Trasse bei der Bundesnetzagentur zur Planfeststellung einreichen. Mit einer Entscheidung wird 2024 gerechnet. Erst dann seien Klagen möglich, erklärte Regina Kestel, und zwar gleich auf der Ebene des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig. "Klagen hätten keine aufschiebende Wirkung", verdeutlichte die Juristin eine Besonderheit dieses Planfeststellungsverfahrens. Falls also Grundstücksbesitzer oder Gemeinden gegen den Trassenbau klagen sollten, dürften dennoch gleich die Bagger anrollen.

Um den Netzausbau von Höchstspannungsleitungen zu beschleunigen, wurde 2011 ein eigenes Gesetz erlassen. Das hat Folgen: "Schon nach dem Anhörungsverfahren ist ein Enteignungsantrag möglich", weiß Regina Kestel. Das ist für den Fall vorgesehen, wenn für den Trassenbau notwendige Grunddienstbarkeiten auf einem Grundstück nicht eingetragen werden können.

 
 

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