Seit Mitte Mai sind die Gemeindebüchereien wieder geöffnet. Um wirklich jede Gefahr auszumerzen, müssen die Bücherei-Mitarbeiter jede Menge Auflagen erfüllen. Und die Ausleiher müssen streng Disziplin beim Bummeln durch die Bücherregale üben. Was Zusatzarbeiten erfordert, bevor ein Buch über die Theke raus geht oder wieder hereinkommt.
"Das machen unsere Besucher vorbildlich", loben die Mitarbeiter unisono. Viele Bürger seien sehr dankbar, dass endlich wieder ausreichend Lesestoff nach Hause geholt werden darf, wird berichtet. Den großen Ansturm hatte Diplombibliothekarin Cornelia Kolzenburg in der Stadtbücherei Tirschenreuth aber auch zu Beginn der neuen Öffnung nicht. "Die Besucherzahl hält sich bisher in Grenzen", berichtet sie. Ihr ist es sowieso lieber, dass sich an der Tür keine großen Schlangen bilden wegen der Abstandsregelung.
Wie in allen Bibliotheken darf Kolzenburg nur eine begrenzte Zahl an Ausleihern einlassen. In Tirschenreuth sind es acht Personen, die jeweils fünf Bücher mitnehmen dürfen. Die Buchausleihzahl habe man nämlich beschränkt.
Umständlicher als die Ausleihe gestaltet sich in der Krise die Rückgabe. Alles, was zurückgebracht wird, müsse desinfiziert werden und danach für einige Tage in Quarantäne. Dazu gehörten auch Zeitschriften, erklärt die Büchereileiterin. Sie hat zum weiteren Vermeiden von Kontakten den Eingang und den Ausgang getrennt. "Und es darf sich niemand mehr länger aufhalten." Um keine unnötigen Diskussionen führen zu müssen oder falsche Hoffnungen zu wecken, hat sie die Spielsachen, die Sitzgelegenheiten und die Kaffee-Ecke erst einmal weggeräumt.
Keine Versäumnisgebühren
Die Desinfektion erledigt Kolzenburg mit Seifenwasser. Bücher und Zeitschriften oder DVDs seien sowieso mit Folien überzogen. "Die lassen sich gut abwischen." Kolzenburg betont, dass die Stadtbücherei bis Ende Juni keine Versäumnisgebühren verlangt als Service für die Bürger. Bei der Besucherstruktur stellt sie einen Rückgang von älteren Personen und Familien fest.
Anita Weber-Tretter, Leiterin der Bücherei Wiesau, kann ihre Besucher nur loben. "Alle sind sehr diszipliniert." In Wiesau dürfen fünf Personen gleichzeitig eintreten. Aber es seien nie derart viele Leute da, dass jemand draußen stehen müsse. "Und wenn, machen die Wiesauer das ohne großen Aufwand. Sie sind richtig froh, dass wir wieder offen haben." An der Theke wurde eine Plexiglasscheibe zum gegenseitigen Schutz installiert.
"Leider ist uns der Tag der offenen Tür im April weggefallen", sagt Weber-Tretter. An diesem Termin wären eigentlich die neuen Bücher vorgestellt worden. Als neuer Service in Coronazeiten können sich Interessierte über Neuerscheinungen auf der Homepage der Gemeinde Wiesau informieren. Zudem stellt Weber-Tretter einen Anstieg der Online-Ausleihen und -Vorbestellungen fest.
Lieferung nach Hause
Die Büchereimitarbeiter in der Stadt Bärnau konnten in der Auszeit sogar einen besonderen Service bieten. "Wir haben die Bücher auf Vorbestellung nach Hause geliefert", berichtet Leiterin Ulrike Knott. In Bärnau dürfen fünf Personen gleichzeitig eintreten. Nach wie vor kann online bestellt werden, aber jetzt ist der Bringservice natürlich wieder eingestellt. Desinfektionsmittel, Mundschutz und Plexiglasscheibe sind auch in der "Lesestube" der Knopfstadt selbstverständlich geworden. Dennoch kämen die Leute gern. "Gerade jetzt, wo viele mehr Freizeit daheim verbringen, ist Lesen wieder richtig in", bemerkt Knott.
Handcreme für Mitarbeiter
Gerhard Laab, Mitarbeiter in der Stadtbücherei Waldsassen, desinfiziert die eingehenden Bücher mit Handschuhen, auch um die Hände vor zu viel Chemie zu bewahren. "Wir bekommen extra Handcreme", verweist er auf einen Extraservice der Stadtverwaltung. Wie in allen Bibliotheken muss Laab die desinfizierten Bücher zwei Tage lang zurücklegen. Erst dann darf er diese wieder weggeben. Das erfordert eine gewisse Logistik. Laab stapelt Rückgaben zur Desinfektion auf einem gesonderten Tisch. Die Ausleihe der Bücher erfolgt durch die große Plexiglasscheibe.
"Die Leute sind sehr vernünftig", freut sich Laab über einen disziplinierten Ablauf in seiner Bücherei. Gern sieht er die vielen Stammkunden, die wieder regelmäßig kommen. In der Klosterstadt dürfen aufgrund der Raumfläche sechs Personen gleichzeitig Bücher aussuchen. Wie überall gelten an der Theke Abstandsregelungen, Mundschutz ist erforderlich.
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