Stahlwerk-Veranstalter will nicht mehr nach Sulzbach-Rosenberg kommen

Sulzbach-Rosenberg
20.07.2022 - 17:50 Uhr
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Drei Tage lang war Party in Rosenberg. Knapp 4000 Menschen feierten am Maxhütten-Hochofen beim Stahlwerk-Festival. Doch Veranstalter Hubert Schober ist sauer, er fühlt sich von der Stadt ausgebremst. Dort gibt es eine gänzlich andere Sicht.

Am vergangenen Wochenende verwandelte sich die Rosenberger Hochofenplaza zu einer Party-Location: Beim Stahlwerk-Festival bebte die alte Industrieruine im Bass der Musiker, und vier Bands sorgten bei fast 4000 Besuchern drei Tage lang für Feierstimmung. Einem jedoch war überhaupt nicht nach Feiern zumute – dem Veranstalter Hubert Schober.

Der gebürtige Sulzbach-Rosenberger leitet mit seiner Frau Petra das Konzertbüro Oberpfalz. Schon 2019 richtete er das erste Stahlwerk-Festival an der Maxhütte aus. Weil das zweite Festival 2020 wegen Corona ausfallen musste, hat er es nun nachgeholt. Doch ein drittes wird es wohl nicht geben. „Die Stadt hat mich so was von vergrault. Ich bin völlig gefrustet.“

Schober ist Profi, er hat im Veranstaltungsgewerbe jahrelange Erfahrung, genauso wie sein Partner Arthur Theisinger von der Power Concerts GmbH aus Burglengenfeld. In den vergangenen Wochen war der 62-Jährige in Parkstein, er organisierte dort das „Basalt-Open-Air“, und in Weiden das „Campus-Open-Air“. „Wir wissen, was wir tun, bei unseren Events gibt es keine Probleme, keine Randale. Und überall werden wir mit offenen Armen empfangen.“ In Sulzbach-Rosenberg etwa nicht?

Stadt als Paragraphenreiter?

„Mein Eindruck ist, unser Engagement wird von der Stadt nicht goutiert. Unser Festival wird eher als Arbeitsaufwand gesehen, den man am liebsten nicht möchte.“ Man könne, so Schober, nicht sagen, dass die Stadt nicht rechtskonform gehandelt habe, aber: „Es wird nur entlang der Statuten und Paragraphen gearbeitet, alles, was geht, wird ausgeschöpft.“ So habe Schobers Frau Petra vom Ordnungsamt die Auflage bekommen, einen Online-Schulung zum Thema Bewirtschaftung und Jugendschutz zu belegen. „Sie ist seit 30 Jahren im Catering-Geschäft tätig und macht nichts anderes als das, was in der Schulung vermittelt wird.“ Schober: „Das kann man anordnen, aber man hätte es auch einfach sein lassen können.“

Als ärgerlicher empfindet der Veranstalter die Sache mit der Rosenberger Feuerwehr und der Verkehrsführung. Beim Festival 2019 übernahm das die Polizei. Doch die konnte dieses Mal nicht wegen Kapazitätsproblemen. Die Feuerwehr sprang ein – muss für solche Privat-Einsätze aber bezahlt werden, das geht schnell in die Tausende. „Ich hab mit dem Feuerwehrchef gesprochen. Der war sehr nett und hat gesagt: ‚Kein Problem, wir machen das einfach im Rahmen einer Übung. Dann kostet das nichts, und du gibst uns einfach eine kleine Spende.‘“ Ein solches Vorgehen, so Schober, müsse allerdings das Rathaus genehmigen. „Ich habe drei E-Mails an den Bürgermeister geschrieben. Zwei Mal kam keine Antwort. Beim dritten Mal wurde ausgewichen.“ Schober wendete sich ans Ordnungsamt. Antwort: Dies könne dort nicht entschieden werden. Nach weiteren Anrufen im Rathaus-Sekretariat kommt aus dem Hauptamt die endgültige Absage: Die Verkehrsführung dürfe nicht durch die Feuerwehr als Übung deklariert werden und müsse voll bezahlt werden.

Enttäuschung und Minus-Geschäft

Schober ist enttäuscht. „Ich hätte gerne mit dem Bürgermeister persönlich über die Besonderheiten des Maxhütten-Geländes als Event-Location gesprochen und über die Probleme im Veranstaltungsbereich. Mein Wunsch war, dass bei einem solchen Konzert miteinander gearbeitet wird und nicht gegeneinander. Dass es in anderen Orten ohne Probleme geht, das zeigen Weiden und Parkstein.“

Dem 62-Jährigen zufolge waren zwischen 3500 und 4000 Gäste da – zu wenige, um profitabel zu sein. „Es war ja das Nachhol-Festival für 2020. 80 Prozent der Karten waren schon vor Corona verkauft. Danach wurde fast nichts mehr verkauft. Die Abrechnung ist noch nicht da, aber uns haben circa 400 Gäste gefehlt, um bei den Ausgaben auf Null zu kommen. Das heißt, wir zahlen kräftig drauf. Gerade deshalb hätte ich gerne mit dem Bürgermeister gesprochen, die Ausgaben bei der Feuerwehr im Rahmen gehalten und auf die Corona-Probleme der Kulturschaffenden hingewiesen.“

"Bei mir kriegt jeder einen Termin"

Solch scharfe Kritik führt im Rathaus und in der Stadtverwaltung zu Irritationen. Oberpfalz-Medien hat ausführlich mit Bürgermeister Michael Göth und den Referatsleitern Rosalia Wendl (Ordnungsamt), Gabriele Wagemann (Hauptamt) und Harald Mizler (Rechtsreferat) gesprochen. Die Verwaltungsspitze legt Wert darauf, die Vorwürfe einzuordnen und aus einer zweiten Perspektive zu betrachten. „Vergleichbare Events haben wir schon in den achtziger Jahren am Dultplatz veranstaltet. Sulzbach-Rosenberg ist seit Jahrzehnten eine Kulturstadt. Ich freue mich über jedes Konzert. Wie könnten wir einem solchen Event negativ gegenüberstehen“, sagt der Bürgermeister verwundert.

Auch, dass Herr Schober mit ihm nicht persönlich ins Gespräch hätte kommen können, sei falsch. „Jede E-Mail, die er geschickt hat, wurde von den entsprechenden Fachreferaten beantwortet. Das ist ja die Aufgabe der Referate.“ Und weiter: „Bei mir kriegt jeder einen Termin. Wenn er sich im Mai gemeldet und um ein Gespräch gebeten hätte, wäre es passiert.“ Allerdings, so Göth, wäre es sinnvoll gewesen, wenn der Veranstalter „frühzeitig“ um ein solches Gespräch gebeten hätte und nicht erst kurz auf knapp. „Am Altstadtfest sind wir uns direkt begegnet, Herr Schober hätte mit mir sprechen können. Vielleicht will er das ja gar nicht.“

Stadt zeigt viel Entgegenkommen

Dass die Stadt sich dem Stahlwerk-Festival gegenüber nicht kooperativ verhalten habe, sei ebenfalls unwahr, sagt Rosalia Wendl. So sei der Dultplatz als Parkfläche kostenlos zur Verfügung gestellt worden – dafür hätte die Stadt Geld verlangen können. Die in der Stadt aufgehängten Werbeplakate für das Festival hätten eigentlich vorab genehmigt werden müssen. Wendl: „Da waren wir nachsichtig, das haben wir geduldet.“ Zudem sei das Festival kurzfristig und im Schnelldurchlauf genehmigt worden, der Antrag wurde erst im Mai gestellt. Das alles müsse auch gesehen werden.

Zur Online-Schulung für Petra Schober: „Diese Schulung wird vom Kreisjugendamt verlangt, jeder muss das vorweisen. Diese Auflage stammt nicht von uns. Nichts läge uns ferner als Gängelung“, spricht Wendl Klartext.

Hochofenplaza nicht vergleichbar

Völlig klar sei zudem, erklärt Gabriele Wagemann, dass die Feuerwehr die Verkehrsregelung am Festivalgelände nicht als Übung deklarieren dürfe. Dies sei rein rechtlich nicht möglich. „Was passiert denn, wenn während der Übung woanders ein schwerer Unfall passiert?“ Dann müsse die Feuerwehr abrücken. Auch sei es aus Sicherheitsgründen zwingend nötig, dass ein Löschfahrzeug immer vor Ort ist. „Sollte am Hochofen tatsächlich ein Feuer ausbrechen, dann fluten Tausende Menschen auf die einzige Zufahrt, die Erzhausstraße, die Feuerwehr käme dann durch die Massen hindurch gar nicht mehr schnell auf das Gelände. Wie wichtig solche Regelungen sind, erkennt man oft erst im Notfall.“

Darüber hinaus sei die Hochofenplaza überhaupt nicht mit der OTH in Weiden oder dem Basalt-Kegel in Parkstein zu vergleichen. Dies, so Wendl, ist eine ehemalige Industriebrache, die Risiken berge, welche es anderswo einfach nicht gebe. „Das muss als Veranstaltungsort aufwendig von Experten genehmigt werden.“ Sichtlich um Beruhigung bemüht, schlägt Wendl einen versöhnlichen Ton an: „Als Ordnungsamt haben wir eben die öffentliche Ordnung und Sicherheit im Blick. Manche Auflagen passen nicht immer jeden, aber wir wollen sicher nichts verhindern.“

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Kommentare

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Hubert Schober

was ich final noch anfügen möchte:
Die Kulturoffenheit und -begeisterung der Stadt lässt sich sehr schön an der erwähnten Online-Schulung meiner Frau fest machen. Natürlich ist das kein großes, zeitraubendes Unterfangen, man kann darauf aber auch einfach verzichten.
Die Stadt Weiden tat dies, die Verwaltungsgemeinschaft Neusstadt/Waldnaab tat dies, im letzten Jahr die Stadt Cham -wo meine Frau 35 Konzerte kulinarisch verwöhnte und es alle Künstler überlebt haben- und aktuell die Stadt Nürnberg, wo sie ebefalls über 30 Konzerte betreut. Begeisterung für Kultur sieht anders aus. In diesem Sinne.

21.07.2022
Hubert Schober

Herr Göth,
Sie sagen, wir hätten uns direkt am Altstadtfest getroffen. Wie kann das sein, wo ich Sie doch überhaupt nicht kenne, nicht einmal weiß, wie Sie aussehen?! Und wie passen meine vielen Anrufe die letzten Wochen hinweg mit meiner angeblich fehlenden Gesprächsbereitschaft zusammen?
Im Kommentar heißt es, miteinander zu reden, hätte vielleicht geholfen. Dem hat sich nur eine Partei vehement verweigert.

Und ja, es ist richtig, Sulzbach WAR bereits in den 80ern, eher 90ern eine kulturfreundliche Stadt. Es gab das Zelt am Dultplatz und es gab über viele Jahre hinweg legendäre Blues-, Rock- und Reggae-Konzerte im Wagner-Saal. Dort wurde gefeiert, getanzt und gelacht -ohne BRK, Feuerwehr oder sonstige Auflagen. Der Unterschied: Sie waren da noch nicht Bürgermeister, wahrscheinlich waren Sie sogar noch ein kleiner Bub. Veranstaltet haben diese Konzerte Fred Tischler und/oder ich.

21.07.2022