Das Problemfeld „Leerstand“ ist nun wirklich kein neues Thema in Sulzbach-Rosenberg. Es reichen wohl keine zehn Jahre, in denen nicht wiederholt im Stadtrat darüber diskutiert wurde. Es gab Zählungen, Initiativen und gelungene Sanierungen – aber was jahrelang fehlte, war ein schlüssiges Gesamtkonzept, um die Leerstände zunächst sicher und punktgenau zu erfassen. Das wiederum dient als Voraussetzung für ein aktives Leerstandsmanagement, was vor allem Altstädten zugute kommen soll.
Auch die öffentliche Hand erkannte diese Möglichkeiten und Potenziale für die Kommunen – Förderprogramme waren die Folge. Anfang Januar 2022 wurde dann bekannt, dass auch die Stadt Sulzbach-Rosenberg auf den Zug aufspringt und das EU-Innenstadt-Förderprogramm REACT-EU nutzen wird. Ende 2021 hatte die Stadt dann die Zusage vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr die Zusage über eine Förderung von 261 000 Euro zum Aufbau einen Online Plattform als „Digitaler Zwilling“ und eines städtebaulichen Innenstadtmanagements in der Tasche. Wie das Bauamt in der Vergangenheit auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien bestätigte, habe es auch schon früher für Interessierte, die ihren Leerstand beleben wollten oder ungenutzte Immobilien suchten, Hilfe in der Stadtverwaltung gegeben. Beim Bauamt liefen bisher die Fäden bei der Beratung von Gebäudenutzern, Immobilien-Aufwertung, Genehmigungen, Denkmalschutz, Förderungen, steuerlichen Abschreibungen, Erlaubnisverfahren, Datenerhebung oder Gestaltungsvorgaben zusammen. Forderungen aus früheren Ratssitzungen sahen Teile dieser Aufgaben auch sinnvoll bei einem Stadtmarketing angesiedelt.
"Digitaler Zwilling" kommt
Das Förderprogramm macht es nun möglich, dass seit Juli 2022 Sophie Reindl in Sulzbach-Rosenberg als Innenstadtmanagerin aktiv ist. Ihre erste Hauptaufgabe ist aktuell die Umsetzung eines „Digitalen Zwillings“, den sie im Stadtrat bereits vorstellte. Reindl, deren Büro in der Rathausgasse 5 angesiedelt ist, skizzierte dabei die Anwendungsfelder, mit denen die Stadt Sulzbach-Rosenberg konkret Zuschüsse und in der Folge Verbesserungen für die Situation in der Altstadt generieren will. Wie Sophie Reindl erläuterte, wird als „Digitaler Zwilling“ eine detaillierte, digitale 3D-Abbildung der Innenstadt bezeichnet, die als vernetzte allumfassende Datenbank zur Verfügung steht. Das Thema „Leerstandsmanagement“ bildet beim „Digitalen Zwilling“ den Schwerpunkt. „Um dieses Problem langfristig zu beseitigen, ist es unabdingbar, alle Daten zur aktuellen Nutzung und zukünftige Nutzungsmöglichkeiten, Gebäudezustand, Sanierungsbedarf, Leerstand und Eigentum an einem Ort zu bündeln“, nennt Sophie Reindl als Grundvoraussetzung.
Gelingen soll dies nun nach Informationen der Innenstadtmanagerin mit dem „Leerstandsmelder“, der auf der Stadt-Homepage unter www.suro.city/leerstand-an-die-stadtverwaltung-melden zu finden ist. „Der Leerstandsmelder ist ein einfaches Online-Formular, das Bürger ohne große Hürde ausfüllen und an die Stadtverwaltung abschicken können. Die Meldungen fließen in ein Leerstandskataster ein, das die Grundlage für aktives Leerstandmanagement bildet“, so Reindl.
Mangelnder Rücklauf
Zwar sei auch die regelmäßige Befragung von Eigentümern per Post wichtig, aber die Abläufe dabei für Bürger und Verwaltung viel zeitaufwendiger, oder es mangle an Rückmeldungen. „Wenn die Stadt früher auf diesen einfacheren Kommunikationswegen von Leerständen erfährt, können wir früher reagieren und unterstützen.“ Über die Kontaktdaten seien Rückfragen telefonisch unverzüglich möglich und Hilfen, wie Sanierungsberatung zum Denkmalschutz , zur Nachnutzung oder zu Mietinteressenten könnten schneller geleistet werden, so Reindl.
Bürger könnten alle Leerstände über die neue Plattform melden. Aktuell seien ganze Gebäude, Verkaufsobjekte, gewerbliche Immobilien oder freie Bauplätze interessant. „Leerstände kann übrigens jeder Bürger, ob Besitzer oder nicht, melden. Ziel ist es, den Flächenverbrauch zu reduzieren, die Innenstadt als Einkaufsstandort und Aufenthaltsfläche zu stärken und somit die Straßenzüge für den Einzelhandel, die Gastronomie und die Bürger lebendig zu gestalten“, blickt die Managerin voraus.
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