Lucas-Cranach-Campus kann für das Maxhüttengelände als Vorbild dienen

Sulzbach-Rosenberg
20.10.2022 - 16:46 Uhr
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Der letzte Hochofen erinnert an Wirtschaftsaufschwung, aber auch an Niedergang. Seit der Schließung der Maxhütte vor 20 Jahren gab es unzählige Vorschläge zur Nachnutzung - und jetzt wieder eine neu Idee.

Drei Idealisten stellten 2021 ein neues, zukunftsträchtiges Konzept vor. Frederik Betsch und Paul Wolf vom Institut Fraunhofer Umsicht sowie Stadtrat und Unternehmer Stefan Thar hatten mit dem Maxhütten-Innovationscampus (MHIC) die Idee eines Zentrums für zukunftsorientierte und regenerative Energien. Wie sie berichten, brauche ein Vorhaben wie der Aufbau des MHIC Partner aus Politik und Wirtschaft. Erste Gespräche mit Vertretern von Hochschulen, Forschung und Politik seien sehr positiv verlaufen, ließ Stefan Thar als ursprünglicher Ideengeber des Projekts im Gespräch mit Oberpfalz-Medien verlauten. Mittlerweile habe die Stadt eine Machbarkeitsstudie bei der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklung (DSK), Büro Nürnberg, in Auftrag gegeben. Teil-Ergebnisse sollen laut Bürgermeister Michael Göth in einer der nächsten Stadtratssitzungen vorgestellt werden.

Um bis dahin die Wartezeit sinnvoll zu nutzen und sich über die Erfahrungen aus ähnlichen Projekten zu informieren, besuchte die FWU-Fraktion den Lucas-Cranach-Campus (LCC) in Kronach. Die oberfränkische Kreisstadt hat mit knapp 17 000 etwas weniger Einwohner als Sulzbach-Rosenberg. Mit Abwanderung und Leerstand hatte auch Kronach zu kämpfen. Hans Rebhan, selbstständig im Finanzwesen und Vorsitzender des IHK-Gremiums, entwarf dort 2010 die Idee eines Campus, um den Wirtschaftsstandort Kronach nachhaltig zu stärken. 2012 wurden ein Innovationszentrum gegründet sowie Schülerseminare durchgeführt und ein Start-up-Center geschaffen. Unterstützt wurden die Vorhaben auch von Landrat Klaus Löffler, denn letztlich seien dies alles Vorarbeiten für den Hochschulstandort Kronach gewesen. „Ein geschickter Schachzug war die Gründung des LCC-Kommunalunternehmens, sozusagen eine Stadtbau auf Landkreisebene. Statt neue Gebäude aus dem Boden zu stampfen, sollte der Leerstand aktiviert werden“, so Rebhan.

Hohe Investitionen

Ein Glücksgriff sei zudem MdL Jürgen Baumgärtner gewesen, der von 2018 bis 2021 als Vorsitzender innerhalb kürzester Zeit das Kommunalunternehmen trotz hoher Investitionen in die schwarzen Zahlen brachte. Es sei Leerstand von rund 14 000 Quadratmeter aufgekauft worden. „Heute haben wir bei der Vermietung eine 100-prozentige Auslastung. Das Kommunalunternehmen ist erfolgreicher als 18 Leerstandsmanager in den letzten 18 Jahren. Es hat heute einen Marktwert von rund 110 Millionen Euro“, so der Parlamentarier gegenüber Oberpfalz-Medien.

Kronach selbst bilde den Lucas-Cranach-Campus. Räume für die einzelnen Studiengänge seien in der Stadt verteilt. Die Studiengänge beschränken sich auf zukunftsorientierte Schlüsseltechnologien, zum Beispiel autonomes Fahren oder Zukunftsdesign. Parallelen für Sulzbach-Rosenberg seien im MHIC-Konzept gelistet: „Die Wachstumsmöglichkeiten der Forschungseinrichtungen der Universität Regensburg und der Universität in Nürnberg sind begrenzt, so bietet der Standort Maxhütte das fehlende Cluster, um regenerative Energieerzeugung nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch zu entwickeln, zu erforschen und zu vertreiben. Die nahe gelegene OTH Amberg mit dem Zweig der Bio- und Umweltverfahrenstechnik (BU) könnte durch Forschung und Entwicklung ausgestellte Anwendungen erforschen und weiterentwickeln. Auch der OTH-Studienbereich Energietechnik und Energieeffizienz (EZ) erhält durch die präsentierten praktischen Lösungen der Musterhaussiedlung einen Anwendungsbereich, der auch überregional einzigartig wäre.“

Stadtbau ins Boot nehmen

Da die Sanierung der Rosenberger Industriebrache und der Aufbau des MHIC Zeit in Anspruch nehmen werde, wäre nach Ansicht der Ideengeber mit der Inbetriebnahme erst Ende der 2020er-Jahre zu rechnen, also zu einer Zeit, in der wieder mit steigendem Bedarf an Studienplätzen zu rechnen sei. Der MHIC stellt wegen der noch immer ungeklärten Sanierungsfrage des Maxhüttengeländes eine wesentlich schwierigere Aufgabe dar. In diesem Zusammenhang taucht auch die Frage auf, inwieweit die Stadtbau Sulzbach-Rosenberg eine MHIC-Projektierung stützen oder davon profitieren könnte. Studenten, Lehr- und Forschungspersonal würden auch Wohnraum benötigen.

Für die Reaktivierung der einst so aktiven Stadtbau in der Herzogstadt herrschte eigentlich Einigkeit im Stadtrat. „Das Beispiel Campus Kronach zeigt sehr deutlich, dass eine erfolgreiche Leerstandsbekämpfung und im Idealfall auch eine Campus- oder Uni-Ansiedlung nur mit einer aktiven und mutigen Stadtbau oder einem Kommunalunternehmen möglich ist. Ein Verzicht auf ein solches Instrument nimmt einer Stadt fast die gesamten Gestaltungsspielräume, da alles genau ausgeschrieben und Entscheidungen durch etliche Instanzen geschoben werden müssen“, gibt sich Thar überzeugt.

Nicht 1:1 in Sulzbach-Rosenberg

Dass Campus und Stadtbau ein schlagkräftiges Duo bilden und sich gegenseitig antreiben könnten, werde in Kronach mehr als deutlich. Das Beispiel des LCC-Kronach lasse sich aber nicht 1:1 in Sulzbach-Rosenberg umsetzen. „Der Besuch machte deutlich, dass die Umsetzung einer Idee von Personen abhängig ist, die an das Projekt glauben und sich uneingeschränkt dafür einsetzen“, so Stadträtin Alexandra Ottmann. In Kronach sei die Vision nach eigenen Angaben von Hans Rebhan noch nicht abgeschlossen. Mit Überzeugungskraft suche er stets die Unterstützung von Politik und Wirtschaft. So habe er auch erreicht, dass die Finanzhochschule nach Kronach komme.

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Sulzbach-Rosenberg29.08.2021
 
 

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