Fichtelbrunn ist das Mekka der Motorrad-Oldtimer-Szene. Das beweist sich in normalen Zeiten jedes Jahr bei den großen Treffen des Oberpfälzer Veteranenclubs (OVC). Gastgeber Hans Rahm steuert traditionell stets einige der Highlights bei, denn er kann aus einem reichen Fundus schöpfen. Die Marke NSU hat es ihm angetan - "das hat sich einfach so ergeben", meint er im Gespräch mit uns.
Tolle Technik
Und dann führt er uns ins "Allerheiligste", die Ausstellungsräume, in denen sich wahre Schätze präsentieren. Da ist zunächst die Motorrad-Abteilung, die voller Nachkriegstechnik steht. Lauter Maschinen aus den 50er Jahren, in fast perfektem Zustand. Hans Rahm stellt sie uns vor: "Das ist eine NSU Super-Max von 1957, eine 250er mit 18 PS, vollgasfest!" Mit dem Gerät konnte man von Nürnberg nach Italien brausen, den Gasgriff immer am Anschlag.
Da steht dann noch die OSL von 1952, auch eine 250er mit 10,5 PS, die 54er Fox mit 98 Kubik und 6,5 PS neben der 125er Super-Fox, 65 Jahre alt, die ZBB und andere. Schließlich aber schwingt sich Hans Rahm, selber Jahrgang 1946, auf seinen absoluten Liebling: Die mächtige NSU Konsul II (501 OS-T) mit 500 Kubik und 22 PS stammt aus dem Jahr 1954. "Eines der schönsten Motorräder", schwärmt Hans Rahm vom Design der Maschine, die 125 Spitze läuft und einen Einzylinder-Viertaktmotor besitzt. Sie kostete damals stattliche 2450 Mark und wurde nur knapp 6000 mal gebaut. Heute ist sie, trotz oder gerade ihrer 76 000 Kilometer, runde 10 000 Euro wert.
Mit der Maschine hat Hans Rahm schon viele seiner Pokale gewonnen, unter anderem das legendäre Flugplatzrennen des OVC. Aber auch den "Eisenarsch-Pokal" bekommt er fast jedes Jahr, weil er im Club die meisten Kilometer im Motorradsattel herunterreißt - das können auch schon mal 4000 sein.
Quicklys in Serie
Jetzt geht es weiter ins neue "Wohnzimmer" zu den kleinen, aber nicht minder faszinierenden Maschinen: Da stehen gleich schon mal vier NSU Quickly: Die N von 1955, die S 23 und die T von 1961 und der Sporttyp TT, alle mit 1,5 bis 1,7 PS motorisiert - heutzutage undenkbar. Daneben thronen die Vicky III und IV, schon mit knapp 50 Kubik, sowie die Triumph Knirps im kompletten Originalzustand mit handgemalten Linien auf den Schutzblechen. Und die Maschine im Zwischengang strahlt auch: die berühmte Kreidler Florett von 1973.
Rahm selbst hat mit 17 den "Vierer"-Führerschein gemacht, dann alle anderen bei der Bundeswehr und 1975 erst den "Einser" für Motorräder. Wie viele Kilometer er schon zurückgelegt hat, weiß er nicht, aber er sei kaum einmal stehengeblieben. "Und wenn, dann war es mein Fehler und lag nicht an der Maschine."
Noch viel Arbeit daheim
Hans Rahm hat Brauer gelernt, bis 1995 die Fichtelbrunner Brauerei betrieben und 30 Jahre als Zeltmeister in der Oberpfalz und in Mittelfranken Festzelte auf- und abgebaut. Jetzt, als Senior, hat er sich die Welt angesehen, ist von Estland bis Neuseeland gereist, nach Peking geflogen und erkundet noch heute die Gegend gerne per Motorrad.
Arbeit hat er daheim genug. "Doch wenn einer einen guten Preis macht, dann schlag ich schon zu", meint er augenzwinkernd. Es liegen aber noch reichlich Aufbau-Projekte in der Werkstatt - natürlich NSU.
Hintergrund
Eine Frage haben wir noch an den Experten: Was bedeuten die Bezeichnungen der alten Maschinen wie etwa Mokick eigentlich? Hans Rahm weiß es natürlich: Mo-Kick heißt Kickstarter, Mo-Ped weist auf die Pedale hin, Mo-Fa ist ein Motor-Fahrrad.
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