Faschingszüge in der Pandemie zu riskant: Absagen der Hochburgen Pfreimd, Stulln und Gleiritsch

Stulln
04.02.2022 - 11:58 Uhr
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Dieser Patient kommt heuer nicht auf die Beine: Der Faschingszug liegt flach in seinen Hochburgen Pfreimd, Stulln und Gleiritsch. Vielen ist das Lachen über Corona-Witze vergangen.

Die Pfreimder Wasserwacht kam vor zwei Jahren mit einer ganz speziellen Klinik samt Personal. Heuer dürften gerade diese Masken im Fasching wenig populär sein, und die beliebten Faschingszüge in Pfreimd, Stulln und Gleiritsch fallen aus.

Die Bonbon-Lieferanten haben schon im September bei Mirko Hägler angerufen, um die Bestellung für den Pfreimder Faschingszug abzufragen. Inzwischen ist klar: Heuer werden keine Unmengen an Süßigkeiten durch die Luft fliegen, in Pfreimd nicht und auch nicht in Stulln oder Gleiritsch, wo sich noch 2020 Tausende um die Faschingswagen gedrängt hatten. "Einen Faschingszug gibt es erst wieder dann, wenn er mit 0,0 Einschränkungen stattfinden kann", so die nüchterne Bilanz von Hägler, der seit vielen Jahren das bunte Treiben in Pfreimd für die Werbegemeinschaft koordiniert.

Zum zweiten Mal in Folge macht das Coronavirus den Veranstaltern im Landkreis einen Strich durch die Rechnung. "Corona, Desperados, San Miguel, Bier heilt jeden Virus schnell": Diese optimistische Prognose, die 2020 an einem Faschingswagen in Pfreimd zu sehen war, hat sich definitiv nicht erfüllt. "Eigentlich haben es alle gewusst, dass da heuer nichts zu machen ist", berichtet auch Hubert Zwack, der in Gleiritsch als Knotenpunkt für alle Beteiligten am Faschingszug fungiert.

Heuer habe man quasi "ohne Diskussion" den Fasching schon lange vor seinem Start zu Grabe getragen. "Voriges Jahr war es viel schlimmer mit der Enttäuschung", meint er mit Blick auf den Katzenjammer angesichts des Vergnügens, das nun erneut gestrichen ist. "Mittlerweile weiß man, wie das ist mit der Pandemie". Da lässt sich nun mal nichts ausrichten mit einer Bockl-Klinik, wie sie 2020 die Pfreimder Wasserwacht durch die Straßen bugsierte.

Hartes Training, kein Applaus

Viele hätten es bereits geahnt, jetzt sei es offiziell: "Auch wir werden schweren Herzens keine gewohnte Faschingssession durchführen", heißt es beispielsweise bei der Stullner Faschingsgesellschaft, die erst gar kein Prinzenpaar vorgestellt hat, auf einen Ball verzichtet und nun auch bei keinem einzigen Faschingszug "Stulln Schluckauf" rufen wird. "Das ist schon bitter" sagt Andreas Pusch, der vor zwölf Jahren als Faschingsprinz angetreten ist und nun als Präsident agiert. Vor allem um die Garde tut es ihm leid, die nun die Früchte des Trainings nicht ernten kann. Eine Online-Veranstaltung sei da keine Alternative. "Da fehlt das Feedback, da gibt es keinen Applaus."

Maske mit neuer Bedeutung

Und auch der Begriff "Maske" habe inzwischen eine ganz andere Bedeutung. Der Mund- und Nasenschutz aus der Medizin hat als potenzielle Verkleidung jedenfalls definitiv an Attraktivität eingebüßt. Plastikkittel und grüne OP-Kleidung haben das ganze Jahr über die Bilder in den Medien geprägt

"Wir haben schon im Dezember, als es in die Planung ging, keine Möglichkeit für den Faschingszug gesehen", berichtet Andreas Hanff, der als Vorsitzender der TSV Stulln federführend bei der Koordination des Stullner Gaudiwurms ist. "Bei 8000 bis 10 000 Zuschauern wäre das ein Brennpunkt", kalkuliert er und folgert: "Das Risiko ist uns einfach zu groß." Man habe deshalb auch beim Landratsamt gar nicht erst eine Genehmigung beantragt. "Die hätten wir auch nie gekriegt", ist sich Hanff sicher. Im vergangenen Jahr war die Faschingshochburg Stulln auch schon ziemlich verwaist, "bis auf die Knallharten, die keinen Fasching auslassen können". So fünf bis zehn Personen seien im Vorjahr kurzerhand mit dem Bollerwagen durch den Ort gezogen. Mit den Großveranstaltungen der vergangenen Jahre hatte das wenig zu tun.

"Im Freien ist das einfach nicht machbar", erläutert der Pfreimder Faschingszug-Organisator mit Blick auf die Auflagen, die wegen der Pandemie einzuhalten wären: "In einem Fußballstadion ist das einfacher. Da gibt es zehn Eingänge, da kann jeder kontrolliert werden." Aber angesichts der Bedingungen wolle niemand die Verantwortung für so ein Spektakel übernehmen, das ja auch freiwillige Helfer gefährde. "Jetzt hoffen wir einfach auf nächstes Jahr", richtet er den Blick nach vorn.

"Entzugserscheinungen"

Andreas Hanff will sich gar nicht ausrechnen, was los ist, falls sich auch 2023 kein Gaudiwurm durch Stulln schlängelt. "Da kriegen die Leute dann richtig Entzugserscheinungen", befürchtet er und gibt sich jetzt betont kämpferisch: "Wir werden das Ding nicht einschlafen lassen."

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Stulln23.02.2020
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Gleiritsch23.02.2020

"Einen Faschingszug gibt es erst wieder dann, wenn er mit 0,0 Einschränkungen stattfinden kann."

Mirko Hägler, Faschingszug-Organisator in Pfreimd

Mirko Hägler, Faschingszug-Organisator in Pfreimd

"Da kriegen die Leute dann richtig Entzugserscheinungen. Wir werden das Ding nicht einschlafen lassen."

TSV-Vorsitzender Andreas Hanff über noch eine Saison ohne Fasching

TSV-Vorsitzender Andreas Hanff über noch eine Saison ohne Fasching

"Voriges Jahr war es viel schlimmer mit der Enttäuschung, als wir den Faschingszug absagen mussten."

Hubert Zwack, Koordinator Faschingszug Gleiritsch

Hubert Zwack, Koordinator Faschingszug Gleiritsch

 
 

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