Die stattlichen Mauern sind aus Sand- und Granitstein gebaut, teils aus Ziegeln. Auf dem Boden ist deutlich eine schwarze Verfärbung zu sehen. "Da sind auch kleine Kohlestückchen drin," sagt Archäologin Magdalena Haberl. Sie ist Grabungsleiterin hier auf dem Grundstück an der Schlossstraße 17 in Schwarzenfeld. Möglicherweise, so ihre Kollegin Ingrid Tamerl-Seiler, deutet diese Schicht auf eine Brandkatastrophe hin, die 1887 in Schwarzenfeld die Häuser an der Schloßstraße komplett zerstörte. Es könnte ein Holzboden gewesen sein, der hier verbrannt ist, so Tamerl-Seiler.
Nebenan donnert der Verkehr vorbei, der auch Grund für die Ausgrabung hier im Markt ist: Die kleine Naabbrücke zum Badeanger wird erneuert, die Zufahrt zur nötigen Behelfsbrücke über das Grundstück östlich des Flusses führen. Die Archäologen haben sich nach unten gearbeitet, zunächst Sondage-Streifen angelegt, stießen in fast zwei Metern Tiefe auf die Mauern. Keramik und Münzen etwa aus dem 17. Jahrhundert habe das Team entdeckt, erläutert Saskia Gresse. Wie ihre Kolleginnen arbeitet sie für "ACS - Archäologie Cichy & Seiler (Alfeld)". Das Unternehmen hat die Grabung im Auftrag des Staatlichen Bauamts Amberg-Sulzbach übernommen, das Bauherr für die neuen Brücke ist.
Neuer Brückenverlauf
Geschichtlich interessant macht das Grundstück vor allem, dass sowohl das Ufer der Naab als auch die Vorgängerbrücke der jetzt bestehenden einen anderen Verlauf hatten. Das ist vom Badeanger aus zu sehen, wie die Archäologen auf das Widerlager der alten Brücke gestoßen sind. Die Verbindung verlief von hier hinüber Richtung Schlossstraße, das westliche Widerlager war etwas flussaufwärts der Stelle, wo heute breite Stufen ans ans Naabufer führen.
Das Grundstück, auf dem nun gegraben wird, lag also ortseinwärts gesehen links der Hauptverbindungsstraße, mit freiem Blick auf den Fluss. Die jetzt bestehende Brücke aus den 1950er-Jahren und die Neue Amberger Straße änderten diese Verkehrsführung im Markt grundlegend. Die Hauptverbindung nach Westen läuft seither nicht mehr über den Platz am Kreuz. Das ist auf dem Urkataster deutlich zu erkennen, das Gresser zeigt und das im Netz imBayern-Atlas abrufbar ist.
Geländer wird Gartenzaun
Im Archiv von Manfred Bäumler gibt's auch ein Bild von den historischen Brücken, wie sie bis in die 1950er-Jahre bestanden. Das Geländer mit dem kreisförmigen Muster übrigens landete nach dem Abriss der Brücke nicht im Altmetall, wie Bäumler weiß: "Das wurde in Nabburg in einen Gartenzaun eingebaut." Jedenfalls nachhaltig.
Was aber stand auf der Grundstück Schlossstraße 17, bevor das Gebäude vor gut zehn Jahren abgerissen wurde? Zuletzt war hier Aquaristik Singer untergebracht, davor über Jahrzehnte Gaststätten und Metzgereien. Bis in die 1950er-Jahre stand hier das "Gasthaus zur Ente", das auch "Strandhotel" genannt wurde, wie Bäumler in seinem Archiv entdeckt hat. Familie Karger hat das Haus 1952 gekauft, als zu der Zeit, als die bestehende Brücke gerade fertig wurde und hier eine Metzgerei betrieben. Dann war hier die Metzgerei Jeiser Anlaufpunkt für Kundschaft. Die "Ente" soll ein regelrechtes Ausflugslokal gewesen sein - kein Wunder, bei der damals noch unversperrten Aussicht Richtung Süden auf die Naab.
Wann in Schwarzenfeld die erste Brücke gebaut wurde, das sei nicht aufgezeichnet, schreibt Oswald Wilhelm in seiner Ortschronik. Erste Aufzeichnungen gibt es demnach aus dem Jahr 1537, und von 1597 liegt ein Brückenzolltarif vor. Ein leerer oder beladener Wagen musste demnach 4 Pfennige Brückenzoll bezahlen, ein Handwerksbursch einen Pfennig, um trockenen Fußes über die Naab zu gelangen. Hochwasser und Eisgang machten den Holzbrücken offenbar immer wieder zu schaffen. 1899 bis 1901 wurde laut Wilhelms Chronik dann die 4,70 Meter breite Fachwerkbrücke aus Eisen auf steinernen Widerlagern erreichtet, die auf alten Bildern zu sehen ist. Die Mauerreste, die die Archäologen jetzt am Badeanger ausgegraben haben, ist Rest der Gründung des Widerlagers dieser Brücke. Auffallend: Die "Schauseite" der Steine, die her verbaut wurden, wurden mit Rautenmuster verziert. Das eigentliche Widerlager stecke wohl noch im Boden, mutmaßt Haberl gegenüber Oberpfalz-Medien, vielleicht wurde es auch zur Uferbefestigung einfach weiterverwendet.
Taucher suchen Naab ab
Seit Mitte September arbeiten die Archäologen in Schwarzenfeld, parallel läuft eine Ausgrabung in Schwandorf in der Wöhrvorstadt, neben dem Gasthaus Baier. Hier wird die große Naabbrücke neu gebaut (wir berichteten). Hier kamen die Grundmauern eines Gebäudes zum Vorschein.
Hier wie dort sind die Arbeiten noch nicht abgeschlossen. Jeder Schritt wird dokumentiert, auch mittels Photogrammetrie. Die Technik erlaubt es, später am PC Bilder von den Ausgrabungen darzustellen und eventuell Gebäude zu rekonstruieren. Besondere Funde wie Durchbrüche werden auch per Handzeichnung dokumentiert. Sogar Taucher waren in Schwarzenfeld schon unterwegs, um den Grund der Naab auf eventuelle Reste alter Brücken zu untersuchen. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor.
Die Kellerräume, die jetzt zu Tage kamen, waren komplett mit altem Schutt verfüllt. Möglicherweise gehören sie zu dem Haus, das noch im Urkataster zu sehen ist, wären also älter 1820. "Nach Mauern allein lässt sich das Alter schwer bestimmen", sagt Tamerl-Seiler. Funde wie Keramik können hier Aufschluss geben. Die Archivarbeit liegt auch noch vor den Archäologen. Die Ergebnisse werden in einem Bericht niedergelegt. Mal sehen, was die Forscher noch ausgraben - im wahrsten Sinne des Wortes. "Archäologen bleibt nichts verborgen," betont Tamerl-Seiler.
Kleine Naabrücke Schwarzenfeld
- Bauzeit: Bis 1956, Spannbetonbrücke.
- Verbindung: Staatsstraße 2151 von Schwarzenfeld Richtung Traunricht. Überregionale Bedeutung als Zubringer zur A 93. Rund 13 500 Fahrzeuge am Tag, davon über 1000 Lkw.
- Maße: Länge 56 Meter, Breite 12,50 Meter zwischen den Geländern.
- Neuer Überbau:Nötig wegen Korrosionsschäden; Start 2023.
- Ablauf: Neuer Überbau wird flußaufwärts in "Stahlverbundbauweise" errichtet, dann nach Abriss der bestehenden Brücke als Behelf genutzt. Wenn Widerlager und Pfeiler saniert sind, wird der neue Überbau an die Stelle der jetzigen Brücke verschoben.
- Dauer:Abschluss Ende 2024 geplant.
- Kosten: Rund 5 Millionen Euro.
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