Pünktlich zur Öffnung der Freibäder kehren die sommerlichen Temperaturen zurück und laden ein zu einem Sprung ins Wasser. Keine gute Idee allerdings, wenn man ein ungeübter Schwimmer ist. Und noch weniger, wenn es kleine Kinder tun, die gar nicht schwimmen können. Seit Beginn der Pandemie konnten, bis auf wenige Ausnahmen, keine Schwimmkurse angeboten werden, sagt Wolfgang Dantl. Der Vorsitzende des Wasserwacht-Kreisverbandes Schwandorf beobachtet das mit großer Sorge, spricht von einem "riesigen Problem".
Während des Gesprächs mit Oberpfalz-Medien befindet er sich gerade mitten in einem Videodreh der Wasserwachten in Erding - die Kurzfilme, die im Juli erscheinen werden, sollen Schwimm-Basics für die Kleinen und Verhaltensregeln am See vermitteln. Bereits im letzten Jahr veröffentlichte das Bayerische Rote Kreuz Videos, die die Schwimm-Grundlagen vermitteln sollen. "Natürlich", sagt Dantl, "ist das aber nicht annähernd das gleiche wie in einem Kurs." Eine andere Möglichkeit gebe es momentan aber nicht.
Schwimmkurs-Stau von 2500 Kindern
Aktuell, so Dantl, herrsche ein Schwimmkursstau von 2500 Kindern seit vergangenem Jahr im Landkreis Schwandorf. Die Nachfrage sei hoch, die Wartelisten lang. "Wie wir das abbauen sollen, wissen wir beim besten Willen nicht." Er erinnert sich an die Situation damals, 2015, als das Bulmare geschlossen hatte und dort keine Kurse stattfinden konnten. "Da hat es bis 2018 gedauert, bis wir den Stau abgearbeitet haben."
Fatal sei für Dantl, dass Kinder, die vergangenes Jahr die Grundkenntnisse gelernt hätten, seitdem monatelang nicht mehr üben konnten. "Die fangen jetzt natürlich wieder bei Null an." Kraft und Kondition hätten so nicht trainiert werden können und auch das Vertrauen ins Wasser könne bei Anfängern schlimmstenfalls weg sein. Selbst Dantl, geübter Schwimmer, merkt den Trainingsrückstand bei sich selbst, wie er sagt. "Die Kraft und die Kondition fehlt auch bei mir." Sechs Monate lang habe selbst er von der Wasserwacht nicht trainieren können, da die Bäder coronabedingt geschlossen waren. "Diese Übung und Praxis fehlt aber natürlich auch bei Leuten, die nur halbwegs schwimmen können."
Erhöhte Alarmbereitschaft
Die Ortsgruppen, die dem Kreisverband unterstehen, habe Dantl bereits auf eine erhöhte Alarmbereitschaft eingeschworen. "Wir sehen die Gefahren, die besonders von Seen ausgehen." Diese freien Gewässer sind oft nicht von Bademeistern bewacht, die Wassertiefe nicht mit bloßem Auge abschätzbar. Glücklicherweise, so Dankl habe es im vergangenen Jahr nicht mehr Badeunfälle als sonst gegeben. Dies führt er vor allem auf die Wetterlage zurück. "Der Juni und Juli waren recht verregnet", erinnert er sich. Die Badesaison habe da erst später beginnen können.
Wie also können sich Kinder oder junge Schwimmanfänger aber trotz fehlender Kurse vorbereiten und für den Gang ins Wasser wappnen? Wichtig sei nun vor allem für Eltern, mit den Kindern die Grundbewegungen zu üben und unbedingt mit ins Wasser zu gehen. "Da müssen die Familien wirklich hinterher sein und dürfen ihre Kinder nicht aus den Augen lassen." Auch generell sollten Anfänger nicht alleine ins Wasser gehen. Wichtig sei es, die Grundbewegungen zu verinnerlichen. "Und dafür", sagt Dantl, "helfen beispielsweise unsere Lehrvideos."
Video-Aktion "Bayern schwimmt"
- Vergangenes Jahr rief das Bayerische Rote Kreuz die Aktion "Bayern schwimmt" ins Leben.
- Die Lehrvideos sind auf Youtube zu finden und beinhalten vor allem das Schwimmen in Hallen- oder Freibädern.
- Im Juli dieses Jahres wird es erneut eine Video-Aktion geben. Darin werden die allgemeinen Baderegeln kindgerecht erklärt und das Schwimmen in Seen thematisiert.
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