"Wir sind so weit wie noch kein anderer in Bayern", sagte Oberbürgermeister Andras Feller als Vorsitzender des Zweckverbands thermische Klärschlammverwertung Schwandorf, ZTKS, beim gemeinsamen Jahres-Pressegespräch am Dienstag (wir berichteten). Die Trocknungsanlage in Schwandorf ist baulich "so gut wie fertig", sagte Feller, die Inbetriebnahme mit den ersten, kleinen Klärschlammmengen ist erfolgt. Jetzt würden die einzelnen Aggregate, Sensoren und die Steuerung getestet, ergänzte der technische Leiter des Zweckverbands Müllverwertung Schwandorf (ZMS), Konrad Rieger. Die Trocknungsanlage wird von Personal des ZMS betreut, die Steuerung läuft über die Warte des Müllkraftwerks.
Das getrocknete Material aus der Anlage wird in einer Übergangszeit in einem Zementwerk verbrannt. Dort kann allerdings kein Phosphor zurückgewonnen werden. Das soll in einer Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage (KMV) geschehen, die in Straubing geplant wird.
Die KMV soll als Gemeinschaftsprojekt der SER GmbH (Tochter der Stadt Straubing), und der Bayernwerk Natur GmbH errichtet werden - und, so der konkrete Plan, unter Beteiligung des ZMS. Die Verhandlungen seien auf einem guten Weg, nun würden Details verhandelt, sagte ZMS-Verbandsvorsitzender Thomas Ebeling beim Pressegespräch am Dienstag. Der Stadtrat in Straubing stehe der Beteiligung positiv gegenüber. Verbandsdirektor Thomas Knoll erinnerte daran, dass Stadt und Landkreis Straubing ihren Müll nach Schwandorf liefern. "Jetzt geht es mal andersrum", sagte Knoll.
Während sich Ebeling und Feller mit Details zu der Beteiligung noch zurückhalten, wurden in Straubing Details öffentlich. Im Hauptausschuss des Straubinger Stadtrats hieß es, dass ZMS ein Lieferrecht von bis zu 19000 Tonnen getrockneten Klärschlamm erhalten soll, berichtete das "Straubinger Tagblatt". Die Beteiligung des ZMS nannte der berufsmäßige Stadtrat Alois Lermer in Straubing eine "Win-Win-Situation", weil damit einerseits die Auslastung der Straubinger Anlage und andererseits die Entsorgung für Schwandorf gesichert sei.
SER und Bayernwerk haben bereits die "Biomasseverwertung Straubing GmbH" (BSR) mit 500 000 Euro Stammkapital gegründet. ZMS soll dem Bayernwerk Natur Anteile in Höhe von 165 250 Euro abkaufen, hätte damit 33,05 Prozent an der Gesellschaft. Darüber hinaus soll sich der ZMS mit dem 3,5-fachen Anteil der SER an der Kapitalausstattung der Gesellschaft - über das Stammkapital hinaus - einbringen. Bislang hat der ZMS dafür 9 Millionen Euro in seinem Haushalt eingestellt.
Vorsitzender des Aufsichtsrats wird der Straubinger Oberbürgermeister, außerdem sollen dem Gremium sechs Aufsichtsräte aus Straubing, vier von Bayernwerk Natur und zwei von ZMS angehören. Im Gesellschaftsvertrag ist laut Lermer geregelt, dass Entscheidungen in der Gesellschafterversammlung und im Aufsichtsrat mit Drei-Viertel-Mehrheit fallen müssen. Der Vertrag ist noch nicht im Detail abgestimmt, hieß es in Straubing. Natürlich müssen auch die ZMS-Gremien zustimmen.
Der Bau der Monoverbrennungsanlage war in Straubing nicht unumstritten. Der Stadtrat hatte ein Ratsbegehren auf den Weg gebracht und die Bürger abstimmen lassen. Rund 61 Prozent waren am 26. Mai 2019 für das Projekt mit einer Kapazität von 120000 Tonnen im Jahr. Die Kosten für die Monoverbrennungsanlage werden auf mindestens 55 Millionen Euro geschätzt.
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