"Feierliche Glockenweihe in Schönsee" – unter diesem Titel berichtete die "Grenz-Warte" am 28. Dezember 1950 über ein Ereignis, auf das die Bevölkerung viele Jahre gewartet hatte: Am Zweiten Weihnachtsfeiertag vor sieben Jahrzehnten erhielten die Glocken, die zwischen Weihnachten und Silvester am Kirchturm hochgezogen und dort montiert wurden, den kirchlichen Segen.
Der damalige Stadtpfarrer Alois Treml, so ist dem damaligen Zeitungsartikel zu entnehmen, betonte zu dem festlichen Anlass am Nachmittag des Stephanitags in der Pfarrkirche, "dass es dank des Opfersinnes der Pfarrgemeinde gelungen sei, der Stadtpfarrei wieder ein würdiges Geläute zu geben. Es seien fünf Glocken, die zu Ehren Gottes und zum Besten des Menschen ihre mächtige Stimme über das Schönseer Land erschallen lassen werden."
Bei der Weihezeremonie der fünf Glocken, die dabei im Mittelgang der Kirche aufgestellt waren, hatte der Geistliche jede Glocke den Kirchenbesuchern erläutert. Die größte davon, die "Heimatglocke" mit einem Gewicht von 1415 Kilogramm und einem Durchmesser von 1,32 Metern, soll – so wurde überliefert – –bei festlichen Anlässen erschallen, wie auch bei Not und Gefahr ertönen. Diese Glocke ist der "Patrona Bavariae" gewidmet. Die "Pfarrglocke” (999 Kilo und 1,18 Meter Durchmesser) wurde dem mildtätigen König Wenzeslaus, dem Patron der Pfarrkirche, geweiht. "Ihre Stimme", so führte Stadtpfarrer Treml aus, "soll auch nach Osten hinüberschallen".
Die dritte Glocke, 670 Kilo und 1,03 Meter Durchmesser, erhielt den Namen "Jugendglocke". Als Zeichen der Dankbarkeit all derer, die nach dem letzten Krieg wieder nach Hause gekommen sind, erhielt sie ergänzend den Namen "Heimkehrerglocke". Als Herzstück des Geläuts bezeichnete der Geistliche damals die vierte Glocke (370 Kilo und 0,86 Meter Durchmesser): Als "Messglocke" solle sie die Gläubigen zur heiligen Messe rufen. Dem heiligen Josef, dem Patron der Sterbenden, ist die kleinste Glocke (265 Kilo und 0,76 Meter Durchmesser) als Sterbeglocke geweiht. Sie werde ertönen, hieß es im Bericht von 1950, "wenn jemand den Weg in die Ewigkeit angetreten habe".
Mit dem neuen Geläute hatte die Stadtpfarrei gleichzeitig auch ihren Gefallenen ein würdiges Denkmal gesetzt. In "ehernen Buchstaben", wie in dem Artikel geschrieben steht, sind die Namen all jener, die im letzten Krieg ihr Leben für ihr Vaterland gaben, auf die Glocken aufgegossen. Dabei brachte Stadtpfarrer Treml den Wunsch zum Ausdruck, "dass das neue Geläute viele Jahre der Stadt Botschaften des Glücks einläuten, und dass nie wieder der Tag kehren möge an dem verlangt wird, dass die Glocken zu anderen Zwecken als zur Erbauung verwendet werden. Ein Staat, der die Glocken, die zum Dienste Gottes geweiht sind, fordere, könne mit dem Segen des Allmächtigen nicht mehr rechnen” betonte der Geistliche.
Die Weihezeremonie durch Pfarrer Matthias Treiber, einem gebürtiger Schönseer und damals in Teisnach tätig, schloss mit dem gemeinsam von den Anwesenden gesungenen "Te Deum". Noch vor Silvester wurden die Glocken im Kirchturm montiert und läuteten dann auch gleich das Jahr 1951 ein.
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