Dass die vielen Leerstände im Zentrum von Schönsee zum Handeln zwingen, zeigte sich bei der Abschlussbesprechung zur Erstellung eines integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK). Dazu nahmen sich Sebastian Bezold von der Regierung der Oberpfalz (Gebietsreferent Städtebauförderung) und Landschaftsarchitekt Korbinian Kroiß vom Büro Nonconform-Ideenwerkstatt viel Zeit. Nach einem Gespräch im Rathaus führte Bürgermeister Reinhard Kreuzer die beiden Gäste zusammen mit den Stadträten durch das "Herz von Schönsee".
Leerstände: Chancen nutzen
Im Fokus lagen die zahlreichen Leerstände, von der Hauptstraße bis hinauf zur Kirchstraße. Der Bürgermeister informierte über Kaufangebote und Gespräche mit Immobilienbesitzern. Wie Bezold ausführte, gebe es seit einem Jahr den kommunalen Entwicklungsfond, der ein tolles Instrument sei, damit Gemeinden auf kurzem Weg vorübergehend Leerstandsbesitzer werden können. "Die Stadt will aktiv Käufer suchen und dafür ein Kataster entwickeln", erklärte Kreuzer. Im Gespräch sei ein neuer Flyer zum Auslegen und eine Konzeptbroschüre für Interessierte.
Abschließend ging es zur Sitzung in die Schulaula. Hier lud Korbinian Kroiß die Stadträte zu einem Mini-Workshop ein und fragte, was die Stadtentwicklung für jeden bedeute. Das Ergebnis griff er später am Abend auf, denn vorher referierte Sebastian Bezold ausführlich über die Ziele der Städtebauförderung und meinte: "Die Staatsregierung hat uns wieder extrem volle Fördertöpfe gegeben." Nachdem die öffentliche Hand antizyklisch agieren sollte, seien bisher in der Coronakrise keine Kürzungen in Sicht. Das Ziel sei die Bestandsentwicklung, um den Stadtkern als das Gedächtnis eines Ortes zu erhalten.
Bauministerin interessiert
"In Schönsee ist sehr viel passiert", stellte Bezold beim Blick auf die Brennpunkte fest. Der Zäch-Stadel, "ein Schmuckkästchen", sei sein erstes fertiges Projekt. "Bauministerin Kerstin Schreyer wäre gerne zur Einweihung gekommen", betonte der Gebietsreferent, "doch wegen Corona fällt es aus". Er erinnerte an den Schönseer Stadtratsbeschluss "Innen statt Außen" und daran, dass es mehr Geld gibt, wenn die Innenentwicklung im Vordergrund steht: 60 Prozent Städtebauförderung werden um 20 Prozent aufgestockt. Fördervoraussetzung sei die jetzt abgeschlossene Ausarbeitung des ISEK mit Bürgerbeteiligung.
Die Staatsregierung hat uns wieder extrem volle Fördertöpfe gegeben.
Natürlich wurde auch das an der Dietersdorfer Straße geplante Seniorenprojekt angesprochen. "Es hätte auf der grünen Wiese kommen sollen, aber jetzt gibt es neue Gesichtspunkte und einen neuen Bürgermeister", führte Sebastian Bezold an. Die Regierung könne die innerstädtische Möglichkeit aber erst nach einer Machbarkeitsstudie bewerten, wofür er Angebote einhole. Bezold stellte ganz klar fest: "Alles was innen möglich ist, darf nicht draußen entstehen." Bei den Wortmeldungen wurde deutlich, dass die Stadträte in der Zwickmühle stecken: Da ist zum einen die Chance, einige leerstehende Häuser abreißen zu können, um Platz für ein Seniorenwohnheim in der Altstadt zu schaffen. Zum anderen gibt es die Angst, dass bei Aufgabe des Standorts "An der alten Säge" kein Pflegeheim nach Schönsee kommt. "Sie sollten sich nicht vom Investor erpressen lassen", meinte der Regierungsvertreter. Er gab zu bedenken, dass eventuell auch die Gefahr bestehe, es sich "mit der Förderung zu verscherzen". Als Folge falle die Stadt wieder auf die 60 Prozent Standardförderung zurück.
Nachdem die Stadträte noch zahlreiche Fragen an Bezold hatten, blieb für Nonconform-Projektleiter Korbinian Kroiß nur wenig Zeit übrig. Im Schnelldurchlauf erläuterte er die Ergebnisse der Ideenwerkstatt zum "ISEK Schönsee". Diese stellt das Büro dem Stadtrat ausführlich in gebundener Form zur Verfügung. Dies gilt auch für die 600 Wunschzettel, welche bei der dreitägigen Bürgerbeteiligung im Sommer 2019 im CeBB gesammelt wurden. Diese Handreichung soll eine Hilfestellung für die künftige Zusammenarbeit mit der Regierung sein. Die Ideenwerkstatt erarbeitete auch das ISEK-Leitbild: "Wir wollen gemeinsam in Schönsee (im Stadtkern) leben". Bei der Sitzung stellten sich alle Stadträte hinter die Gleichung: "Wohnen + Arbeiten + lokale Versorgung + Hutscha = lebendiger Stadtkern". Kroiß zeigte sich zufrieden: "Das ist ein politisches Bekenntnis zur Innenentwicklung."
Innenstadt beleben
ISEK
Das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) ist eine informelle Planung, welche eine Kommune benötigt, um Fördergelder bei der Regierung zu bekommen.
Themenfelder
Umgang mit Leerstand, Sanierung von Gebäuden, neue Nutzungen im Stadtkern, Erhalt des Einzelhandels; Möglichkeiten der Innenentwicklung und Nachverdichtung.
Leitbild
Das Leitbild als Ergebnis der Ideenwerkstatt: "Wir wollen gemeinsam in Schönsee (im Stadtkern) leben". Alle Stadträte stellten sich bei der Sitzung hinter die Gleichung: "Wohnen + Arbeiten + lokale Versorgung + Hutscha = lebendiger Stadtkern".
Innen statt Außen
Um die Gemeinden bei der Belebung ihrer Ortskerne zu unterstützen, hat die Bayerische Staatsregierung im Jahr 2018 die Förderinitiativen "Innen statt Außen" ins Leben gerufen. (ptr)
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