Lediglich flackernde Kerzen wiesen die vorbeikommenden Gottesdienstbesucher in Schmidmühlen mit ihrem stummen Licht auf die großen Steintafeln mit den eingemeißelten Namen der Gefallenen und Vermissten aus den beiden Weltkriegen im unbeleuchteten Portal des Kirchturms hin. Am Ehrenmal legten Bürgermeister Peter Braun zusammen mit dem Vorsitzenden der Reservistenkameradschaft, Paul Böhm, und den beiden Bürgermeister-Stellvertretern Martin Bauer und Mathias Huger einen Kranz nieder.
Pfarrer Werner Sulzer merkte im Gottesdienst an, dass heuer schon 75 Jahre vergangen sind, seit Zweiter Weltkrieg und die Schrecken des Holocaust zu Ende gingen. 102 Jahre sind seit dem Ende des Ersten Weltkrieges vergangen. „Wer vergisst, läuft Gefahr die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen“, sagte der Geistliche. Es gebe heute sogar Stimmen, die zum Vergessen aufrufen und den Mantel des Schweigens ausbreiten möchten. "Doch die Schrecken des Krieges mit all seinen Opfern sind auch heute noch spürbar."
Ein beklemmendes Gefühl machte sich breit, als Karl Fochtner von der Reservistenkameradschaft die Namen der Gefallenen und Vermissten aus der Pfarrei St. Ägidius und der Filialgemeinde Winbuch verlas. Viele der Namen haben noch ein Gesicht, man kennt sie von Bildern aus ihrer Jugendzeit. 107 Gefallene und 36 Vermisste sind alleine in Schmidmühlen und Winbuch zu beklagen. "Es ist ein Tag der Trauer, der Versöhnung und der Verständigung, der zum Frieden mahnt", erklärte Fochtner.
Ungewöhnliche Stimmung
Der Volkstrauertag im Landkreis Amberg-Sulzbach stand auch in Schmidmühlen im Schatten der Corona-Pandemie. "Man spürte dies auch deutlich, dass es heuer ein ganz anderer Volkstrauertag war, der noch lange nachwirken wird", meinte Vorsitzender Paul Böhm nach dem Gedenkakt. Wegen der Pandemie wurden in den Gemeinden und Pfarreien sämtliche öffentliche Veranstaltungen abgesagt oder auf ein Minimum zurückgefahren, um die Sicherheit der Menschen zur gewährleisten. Doch überall im Landkreis Amberg-Sulzbach gab es meist einsame Kranzniederlegungen in aller Stille an den Kriegerdenkmälern und Erinnerungsstätten.
Wie Bürgermeister Peter Braun in seiner nunmehr 19. Rede zum Volkstrauertag anmerkte, liege der tiefere Sinn des Volkstrauertages darin, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es Freiheit und Demokratie nicht umsonst gibt. Demokratie lebe von Rücksicht-Nehmen und nicht nur vom Einfordern seiner eigenen Rechte. „Ich habe immer bei meinen Ansprachen versucht, die Dramatik und Verzweiflung der Kriegsjahre rüberzubringen. Manche Schilderungen endeten mit dem dramatischen Tod der Soldaten und unbeteiligter Zivilisten.“
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