Rottendorf hat eine über tausendjährige Geschichte. Die Pfarrei gilt als eine der ältesten der Oberpfalz, 1980 wurde das Dorf beim Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Jetzt wird Rottendorf noch ein bisschen geschichtsträchtiger und noch ein wenig schöner, denn ein junges Paar hat sich an die Renovierung eines uralten, leerstehenden Bauernhofes mitten im Ortszentrum gewagt.
"Das haut uns nicht um"
Es ist ein Herzensprojekt von Maria Eichinger (25) und Manfred Obermeier (36) - das sieht man den beiden sofort an. Seit August vergangenen Jahres werkeln sie, ihre Verwandten und Freunde schon auf der Baustelle des Wohnhauses, in das sie einmal einziehen wollen. Was zu tun ist, ist immens. "Uns war schon klar, dass das eine große Herausforderung wird", sagt der Bauherr. Entsprechend nüchtern gehen er und seine Freundin mit Hindernissen um, die sich ihnen hin und wieder erwartungsgemäß in den Weg stellen. "Das haut uns nicht um", sagt Eichinger.
Dass es soweit kommen konnte, ist zunächst einmal der jungen Frau aus Pfreimd zu verdanken. Sie leitet mit 25 Jahren einen Malerbetrieb. Und vielleicht noch wichtiger: Ihre Eltern haben selbst ein altes Haus denkmalschutzgerecht saniert. Im Juli 2021 wurde das renovierte Bürger- und Handwerkerhaus am Marktplatz 23 in Pfreimd mit dem Denkmalpreis des Bezirkes Oberpfalz ausgezeichnet. "Ich wollte das alte Glump in Rottendorf schon wegschieben", gibt Manfred Obermeier zu. "Aber dann habe ich gesehen, wie schön und hochwertig eine solche Sanierung sein kann." Die Bemühungen um die Denkmalpflege des Bezirks tragen Früchte.
Oberpfälzer Ästhetik
Der Goudhans-Hof in Rottendorf steht bislang nicht unter Denkmalschutz. Das junge Paar richtet ihn trotzdem nahezu so her, als würden die besonderen Anforderungen gelten. Die Geschichte des Anwesens reicht weit zurück. Angeblich soll es im 17. Jahrhundert zu einem Gut gehört haben, daher rührt der Hausname Goudhans: 1685 ist von einem Besitzer namens Hans Gräßmann die Rede. Der Hof wurde in den vergangenen Jahrzehnten landwirtschaftlich genutzt, bis der Eigentümer an den Ortsrand aussiedelte, um sich vergrößern zu können. Seitdem stehen Haus, Stall und Scheune leer.
Maria Eichinger und Manfred Obermeier schätzen die alte Bausubstanz und die Ästhetik, nach der die Bauherren früher die Häuser gestaltet haben - die klare Formensprache, die Schönheit und Funktionalität verbindet. "Wir machen viel selber", berichtet der 36-Jährige, der aus dem direkt angrenzenden Nachbar-Bauernhof stammt. "Und es ist schön, dass unsere Familien und viele Freunde mit anpacken." In Rottendorf ist der Zusammenhalt groß, das weiß auch die Malermeisterin aus Pfreimd längst. Sie freut sich darauf, Teil dieser Dorfgemeinschaft zu werden.
Althergebrachte Handwerkskunst
Das neue Dach - natürlich aus Biberschwanz-Ziegeln - ist schon drauf. Das Innere des Bauernhauses weitgehend entkernt, die Wände teilweise neu aufgebaut. Die Bauherren verwenden hauptsächlich Rohstoffe aus der näheren Umgebung, das Bauholz zum Beispiel stammt aus dem eigenen Wald und wurde im Sägewerk in Kemnath am Buchberg geschnitten. Auch sonst achten die beiden auf althergebrachte Handwerkskunst und ökologische Materialien. Obermeier hat da ein Auge dafür, er ist Bauleiter bei Josef Reger Bau in Vohenstrauß.
Der Bauherr schwärmt geradezu vom Statiker. Anton Landgraf aus Amberg hat das Paar bei seinem Bauvorhaben beraten. "Er hat das alles wirklich gut durchdacht und uns viel geholfen." Auch das Böhmische Gewölbe im Nebengebäude hat der Baufachmann entdeckt. Die neuen Goudhans-Hof-Besitzer wollen auch einige Fehlentwicklungen der vergangenen Bauphasen korrigieren. So sollen die breiten Fensteröffnungen aus den 1970er-Jahren rückgebaut werden. Es kommen wieder kleinere Fenster in die Wand, das Haus erhält sein symmetrisches Aussehen zurück. "Das ist überhaupt nicht mit Einbußen verbunden", sagt Maria Eichinger. "Es bleibt drinnen genauso hell."
Platz für die Madonna
Der Hauseingang soll nach altem Vorbild wieder hergerichtet werden. Dreiseitige Stufen, wie früher üblich, sollen zur Haustür führen und auch die hässliche Betonversiegelung des Innenhofes soll herausgerissen werden. Das Bauernhaus an der Dorfstraße hat eine Heiligen-Nische. Manfred Obermeier hat die Marienfigur, die einmal darin stand, gerettet und will sie fachgerecht sanieren lassen. "Die kommt natürlich wieder an ihren angestammten Platz", verspricht er. Klar, ist ja auch die Namenspatronin der neuen Hausherrin.
Bürgermeister Josef Deichl ist voll des Lobes über die beiden. "Es ist einfach eine Freude, wenn junge Einheimische in ihrer Heimat investieren", sagt er. Wenn alles nach Plan läuft, will das Paar zu Weihnachten 2023 einziehen. Malerin Maria Eichinger freut sich schon auf das Anstreichen drinnen, wie draußen. "Das Haus bekommt eine Bänderung, wie es für so große Häuser im Oberpfälzer Baustil üblich ist", sagt sie. Und Rottendorf bekommt dadurch ein neues Schmuckstück mitten in der Ortsmitte. Zeit, für eine neue Goldmedaille.
Goudhans-Hof
- Goudhans ist der Hausname des Bauernhofes mitten in Rottendorf. Der Name wird Johann Gräßmann zugeschrieben, der das Anwesen 1685 besaß.
- Der Sage nach soll der Hof einst zu einem Gutsbesitz gehört haben, daher der Namensbestandteil "Goud".
- Eine Besonderheit ist das Böhmische Gewölbe im Nebengebäude. Böhmische Baumeister waren im 16. Jahrhundert in der Oberpfalz und haben ihre Spuren hinterlassen.
- Rottendorf hat eine reiche Kirchenhistorie. Der Karner am Friedhof soll im 9. Jahrhundert errichtet worden sein.
- Eine Goldmedaille erhielt Rottendorf 1980 im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" auf Bezirksebene.
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