Weltgrößte Krippe mit handgeschnitzten Figuren bekommt den letzten Schliff

Plößberg
18.11.2022 - 12:21 Uhr
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Schon wochenlang bauen zig Helfer im Kultursaal in Plößberg die Krippenschau auf. Dabei sticht die Weltrekordkrippe mit Tausenden handgeschnitzten Figuren heraus. Um sie zu arrangieren, wenden die Aussteller auch einige Kniffe an.

Es duftet nach frischer Baumrinde und herbstfeuchtem Moos – und zwischendrin wuselt ganz bestimmt irgendwo Hubert Haubner im Kultursaal umher. Der Krippenwart des OWV Plößberg ist Mitorganisator der elften Krippenschau und hat für alle Fragen eine Antwort parat. „Uns fehlen noch ein paar Figuren“, bemerkt einer der Aussteller. Kein Problem für Haubner, dessen Hauskrippen mehrere Räume in seinem Zuhause füllen. „Schaue ich daheim nach, da hab’ ich sicher noch etwas“, antwortet er dem Helfer.

Er und die vielen anderen Aussteller und Helfer, darunter auch Jugendliche, sind seit guten vier Wochen fast täglich am Werkeln, manchmal bis zu zwölf Stunden am Tag. Sie arrangieren Wurzeln, drapieren Moosflecken, tarieren die besten Standorte für die Krippengebäude aus. Alles soll perfekt aussehen, wenn die Plößberger Krippenschau am Freitag, 25. November, offiziell startet.

Töchter packen mit an

„Mein Vater hat schon ein paar Mal hier mit ausgestellt. Für mich ist es heuer die Premiere“, erzählt Wolfgang Müller, der gerade mit seinen Töchtern Leni und Emily eine riesige Wurzel in die Krippenlandschaft der Familie hievt. „Passende Wurzeln zu suchen, macht am meisten Spaß“, erzählt die 12-jährige Leni. Ihre gleichaltrige Schwester Emily schnitzt sogar selbst. „Von manchen Tierfiguren aus der Krippe sind Ohren abgebrochen. Die repariere ich dann“, sagt sie.

Die Plößberger Waltraud und Hans Rath haben eine alte Munitionskiste dabei. Hier lagern sie ihre wertvollen Krippenfiguren, gebettet auf einem Schaumstoffpolster. Rund 150 Stück besitzen sie. „Die ältesten Figuren sind von 1858“, erzählt Waltraud Rath. In ihre rund fünf Quadratmeter Fläche umfassende Krippenlandschaft kommt hinein „was reinpasst“, sagt sie und schmunzelt. Das Ehepaar ist bereits zum zehnten Mal als Aussteller dabei. Der Aufbau bei jeder Krippenschau sei aufs Neue positiv herausfordernd, wenn die Standorte für die Figuren auszutüfteln sind. An diesem Abend stellt Hans Rath wieder einige in die Landschaft, die er die Woche zuvor aufgebaut hat. Dort hat er unter anderem schon einen Wolpertinger aufgestellt, eine der ältesten Schnitzereien seines Fundus. „Unsere ist die einzige Krippe mit dieser Figur“, verrät seine Frau.

Selbstgesammeltes Moos

Nebenan ist der Plößberger Dominik mit einer Sprühflasche zugange. Mit ihr verteilt er feine Wassertröpfchen auf dem frischen Moos, das er selbst gesammelt hat und nun in seiner Krippenlandschaft auslegt. „Wir besprühen es solange, bis die Figuren drinstehen“, sagt er. Auch seine Schwester Heidrun hilft beim Aufbau. „Wir sind mit der Krippenschau aufgewachsen, sie gehört einfach mit dazu“, erzählt sie. Die familieneigene Hauskrippe mit rund 150 Figuren – die älteste aus dem Jahr 1857 – wird heuer Teil der weltgrößten Krippe sein. „Es ist eine Ehre, dass man mit dabei sein darf“, sagt Dominik lächelnd.

In der Weltrekordkrippe werden mehrere Tausend handgeschnitzte Figuren stehen – insgesamt rund 8000. Und diese enorme Zahl der handgefertigten Krippenfiguren macht den Weltrekord aus. „Wir zählen mit. Ab 2000 Stück ist es ein Rekord“, erklärt Hubert Haubner. Bevor die Besucher in die Landschaft der „größten Krippe der Welt“ eintauchen, können sie gleich nach Eintreten in den Kultursaal einzelne Plößberger Hauskrippen bewundern.

"Krippe entsteht aus Team heraus"

Dort steht auch die Krippe von Ramona und Reinald Roderer. Sie umfasst um die 70 Figuren, die älteste davon stammt aus dem Jahr 1880. „Zwei Schafe habe ich selbstgeschnitzt“, erzählt Ramona Roderer, während ihr Mann mit dem Akkuschrauber Elemente in der Krippenlandschaft befestigt. Bäcker Reiner Hopf aus Plößberg ist mit seiner Familie im hinteren Bereich des Kultursaals am Werkeln. Seine Frau Heidi, Tochter Sandra, Sohn Manuel und Stephanie Busl, eine Freundin der Familie, helfen mit.

„Alle packen mit an – die Krippe entsteht aus dem Team heraus“, sagt Heidi Hopf und lächelt. Stephanie hat sich sogar eine Stirnlampe um ihren Kopf gespannt, deren Lichtstrahl ihr beim Platzieren der filigranen Figuren hilft. Mit Sandra bringt sie gerade "Museum Wax" an die Unterseite der Schnitzereien an, um sie in der Krippenlandschaft zu fixieren. „Den Tipp mit dem Wachs hat uns Hubert Haubner gegeben“, erzählt die Tochter. Die spezielle Masse lasse sich problemlos wieder von den kostbaren Figuren entfernen, ohne sie zu beschädigen.

Fingerspitzengefühl gefragt

Nebendran stellen Michael und sein Vater Dieter Horn ihre Krippenfiguren auf. „Wir haben circa 120 Stück“, schätzt Michael Horn. Um den richtigen Platz für jede Figur zu finden, sei durchaus Konzentration nötig, findet er. Gerade probieren sein Vater und er eine Position für eine Engelsfigur aus. Michael setzt sie auf eine höher gelegene Stelle in der moosbedeckten Landschaft. Erster Versuch: Sie wackelt. Er setzt noch einmal nach. „Und, hält sie?“, fragt Dieter Horn. „Ja“, antwortet sein Sohn zufrieden. Danach streut er mit Steinchen einen Weg durch ihre Krippenlandschaft. Dieser hat eine wichtige Funktion in der Weltrekordkrippe, denn er verbindet die zusammenhängende Krippenwelt, die aus mehreren Hauskrippenteilen aufgebaut ist.

Das Zentrum bildet die Heilige Familie mit einem Engelskranz, den Ruth Gerl geschnitzt hat. "Darauf ist man schon stolz“, sagt ihr Mann Harald, der gerade ihre rund 350 Figuren und etwa 30 Quadratmeter Fläche umfassende Krippe aufbaut – sie ist damit eine der größeren im Saal. „Es ist die Krippe vom Vater meiner Frau. Er war akademischer Bildhauer“, erzählt Gerl. „Sie ist über einen Zeitraum von 40 Jahren entstanden." Sie enthalte auch neue Schnitzereien seiner Frau, die seit ihrem Kindesalter schnitzt. Derweil wuselt es weiter überall im Saal. Bis zur Eröffnung sollen alle Figuren ihren perfekten Platz bekommen.

Hintergrund:

11. Plößberger Krippenschau

  • Aufbau: Startet immer nach der Kirchweih im Ort am zweiten Oktoberwochenende und dauert rund sieben Wochen. Der Abbau soll innerhalb von drei Tagen über die Bühne gehen.
  • Eröffnung: Ist für geladene Gäste am Freitag, 25. November. Alle anderen können ab Samstag, 26. November, die Krippenschau im Plößberger Kultursaal besuchen. Die Ausstellung dauert bis zum 15. Januar.
  • Die Schau: Zeigt zum einen einzelne Plößberger Hauskrippen und die „größte Krippe mit handgeschnitzten Figuren der Welt“, die aus mehreren Plößberger Hauskrippenteilen besteht und wegen der mehreren Tausend enthaltenen Figuren ein Rekord ist.
  • Weitere Informationen: www.krippenschau.de
 
 

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