Familie Waldherr ist aus Oberviechtach zur Plößberger Krippenschau angereist. Die Eltern Anna und Florian verbringen mit ihren Kindern Luise (8 Jahre), Liselotte (14 Jahre) und Leopold (12 Jahre) dort einen Samstagvormittag. „Es gibt so viel zu gucken“, sagt Mama Anna Waldherr begeistert. Auch ihr Nachwuchs ist fasziniert von den vielen Details, die es zu entdecken gibt. „Schau mal, hier sind Ameisen. Und da ist ein Bogenschütze“, sagt Leopold begeistert. Die Fünf besichtigen an diesem Tag unter anderem die große Weltrekord-Krippenlandschaft mit über 8000 handgeschnitzten Figuren.
Zuvor haben sie den Vorhof passiert, in dem einzelne Plößberger Hauskrippen ausgestellt sind. Dort gibt es auch naturbelassene Krippenfiguren zu entdecken – anders als in der Weltrekord-Krippe, in der ausschließlich bunt bemalte Schnitzereien stehen. Bei einer Führung durch die Schau, die unter anderem Manfred Kopp (ehrenamtlicher Betreuer des Plößberger Krippenmuseums) leitet, erfahren die Gäste Hintergründe zu den ausgestellten Figuren und Gebäuden. Etwa, weshalb es eine Szene mit Kleopatra in der Nähe des Herodiums gibt, dem Palast von König Herodes der Große.
Selbstgebackenes und Brotzeiten
Besucher können neben den Darstellungen biblischer und weltlicher Szenen aus Tausenden handgearbeiteten Figuren auch geübten Plößberger Krippenschnitzern im Foyer des Kultursaals zusehen. Dort kann man etwa den erfahrenen Plößberger Krippenschnitzer Siegfried Sollfrank treffen, der seit mehr als 20 Jahren diesem Handwerk nachgeht. Auch die Jugend interessiert sich für die Schnitzkunst, an diesem Tag sitzt der 17-jährige Christoph Schiener mit Sigi – so wie Sollfrank von allen genannt wird – am Tisch und bearbeitet einen Holzblock.
Die Plößberger haben in Gemeinschaft in monatelanger Vorbereitungszeit ihre 11. Krippenschau geplant und aufgebaut – und der Zusammenhalt der Gemeinde ist auch während der laufenden Schau, sie läuft noch bis Sonntag, 15. Januar, sichtbar. Tag für Tag bereiten Frauen frische Torten und Kuchen zu, die sie in die Kaffeestube der Krippenschau liefern. „Egal wen ich anrufe, ich bekomme keine Absage“, sagt Gisela Hecht. Die Frau des OWV-Vorsitzendem Robert Hecht koordiniert die Cafeteria und die Schnitzerstube mit Brotzeitangebot, die eigens für die Krippenausstellung ins Leben gerufen worden sind.
Alle helfen mit
In der Kaffeestube gibt es nachmittags selbstgebackenen Kuchen und Kaffee, hinter der Theke stehen täglich mehrere Helferinnen aus der Gemeinde. An diesem Tag liefern gerade Rita Forster und Barbara Person eine Torte und einen Blechkuchen an. „An Samstagen und Sonntagen verkaufen wir um die zehn Kuchen und Torten, an Wochentagen in der Vorweihnachtszeit vier bis fünf“, erzählt Gisela Hecht. Mittlerweile, auch weil Ferienzeit ist, reichen fünf Gebäcke täglich unter der Woche kaum mehr aus. „Jetzt nach Weihnachten gehen mindestens zehn Kuchen am Tag weg“, sagt Gisela Hecht. „Torten und Sahneschnitten sind immer gefragt“, erzählt sie lächelnd. Übrig bleibe so gut wie kaum etwas. Manchmal müsse sogar noch am selben Tag Nachschub geholt werden – in solchen Fällen helfe etwa die Bäckerei Hopf aus Plößberg aus.
Hopf backt auch das Brot für die Brotzeitstube, für die Gisela Hecht ausschließlich in Plößberger Läden einkauft. Neben dem örtlichen Bäcker unter anderem auch beim Metzger und dem Lebensmittelladen. Beim Zubereiten der Brotzeiten packen dann alle mit an – Jung und Alt, Männer und Frauen. Alle Speisen wie etwa Griebenschmalzbrot oder Käseteller richten sie vor Ort her. Damit das gut klappt, gibt es in der Küche Fotos der angebotenen Brotzeiten. Die Bilder helfen beim Arrangieren. „Selbst die jungen Männer machen das ganz gut“, sagt Hecht.
Nachfrage groß
Viel los sei in der Schnitzerstube immer, erzählt sie. „Wenn jemand etwas zum Essen will, wird es gemacht. Es ist immer jemand da.“ Sie erzählt, dass ständig Schnitzer vor Ort sind, die bei Bedarf die Speisen ausgeben – und natürlich im Foyer schnitzen. Als Brotzeiten seien vor allem Wiener und Geräuchertes sehr gefragt. „Es ist bemerkenswert, was an Wienern weggeht“, bilanziert Gisela Hecht. Häufig müsse der Vorrat wieder aufgefüllt werden, manchmal schon nach einem Tag. Täglich überprüfe OWV-Vorsitzender Robert Hecht den Bestand vor Ort und meldet seiner Frau, was fehlt. Gisela Hecht greift dann zum Telefonhörer und weiß genau, dass es nur einen Anruf braucht, um die frische Lieferung einzutüten. „Das Dorf ist wirklich super drauf. Es helfen alle zusammen“, sagt sie und lächelt.
Dass die Krippenschau gut bei den Besuchern ankommt bestätigt auch Hauptorganisator Hubert Haubner. "Am 26. Dezember haben wir die 10.000er-Marke überschritten", sagt er. Rund 20 bis 25 Prozent mehr Besucher wie bei der letzten Ausstellungen im Jahr 2015 könne er verzeichnen. Seit Weihnachten kämen täglich circa 1000 Gäste, um die zwei bis drei Busse pro Tag. Was Haubner besonders auffällt: Die Leute verweilen lange im Kultursaal, da sie auch das zugehörige Café und die Schnitzerstube besuchen. Auch sehr viele Busse mit Besuchern reisten an. "Nach den Anmeldungen her wird es ein neuer Besucherrekord werden", vermutet Haubner. Die bisherige Bestmarke lag bei rund 17.000 Gästen.
Der Hauptorganisator hat auch einen Tipp: "Frühmorgens und am Abend ist schönstes Krippenschauen möglich." Auch die Öffnungszeiten bis in den Abend hinein würden gut angenommen, sagt er. Besucher aus ganz Deutschland und Österreich sind schon zur Krippenschau. gekommen. Zudem gab es Gäste aus Texas, Holland, Frankreich und der Schweiz. Im Gästebuch ist zu lesen, dass sich die weite Reise nach Plößberg lohne. "Das ist dann schön. Die Krippenschau kommt echt gut an", sagt Haubner. Und weiter: "Wir haben noch nie so viele Einträge im Gästebuch gehabt, das zweite ist schon rappelvoll. Die Leute schreiben viele positive Sachen hinein." Bei der diesjährigen Schau würden sicherlich drei Gästebücher gefüllt werden, ist sich der Hauptorganisator sicher.
11. Plößberger Krippenschau
- Ort: Kultursaal in Plößberg
- Öffnungszeiten: noch bis Sonntag, 15 Januar, täglich zwischen 10 und 21 Uhr
- Veranstalter: Oberpfälzer Waldverein Plößberg
- Besonderheit: Weltrekord-Krippe mit über 8000 handgeschnitzten Figuren
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