"Haben wir noch Akkuschrauber da?", fragt Helfer Rainer Rath. "Ja, draußen im Wagen", antwortet Hubert Haubner, der sein Schreinereifahrzeug vor dem Plößberger Kultursaal geparkt hat. Dort verbringen die beiden Männer und um die 25 weiteren Helfer derzeit von montags bis freitags ihre Abende und Samstagvormittage. Sie sind so häufig vor Ort, weil sie ein Paradies für Weihnachtsfans kreieren: Der örtliche Oberpfälzer Waldverein (OWV) baut den Saal zum Austragungsort der Plößberger Krippenschau um. Dabei will der Verein, der Veranstalter ist, heuer auch einen Weltrekord aufstellen.
Seit rund drei Wochen werkeln die Stiftländer am Umbau des Saals. Sie schrauben, sägen, vermessen, packen gemeinsam an und haben eine gute Zeit miteinander. Alle, die mithelfen, kommen überwiegend aus dem Gemeindegebiet – und haben schon einige Krippenschauen erlebt. Viele aus dem Ort seien beteiligt, erzählt Haubner. Etwa beim Schnitzen, Dekorieren und dem Bereitstellen von Speisen und Getränken. „Das ist jetzt meine elfte Krippenschau“, erzählt der Plößberger Rainer Rath, der beim Aufbau hilft. Er ist seit Beginn an dabei, denn heuer gibt es die elfte Ausgabe der weihnachtlichen Schau.
300 Quadratmeter Fläche
Bis zu ihrer Eröffnung Ende November werden die Helfer mehr als sechs Wochen mit dem Vorbereiten der Krippenschau beschäftigt sein. Schon jetzt – der Aufbau ist in der ersten Oktoberhälfte gestartet – sieht der Saal kaum mehr aus wie eine gewöhnliche Halle. Mittlerweile ist dort auf etwa 300 Quadratmetern Fläche die Kulisse aus Holzunterbau – ein Teil der Saalebene ist damit um circa 70 Zentimeter erhöht worden – und Spanplatten installiert. "Wir haben bis jetzt 2000 Quadratmeter Spanplatten verarbeitet – insgesamt 3000 Quadratmeter werden es“, informiert Haubner.
Im Saal wuselt es. Es gibt Gelächter. Die Akkuschrauber summen. Nebenan sägt ein Mann eine Spanplatte in zwei Teile. Am Stirnpunkt des Saals montiert Wilhelm Schicker Aufhängungen für den Stoffhimmel über der Krippenlandschaft, durch die er später Seile fädelt und längs über den Saal spannt. Sie werden den Stoff tragen, der bei früheren Schauen schon im Einsatz war. „Es ist ein blauer Futterstoff, der muss bei jeder Schau abgeändert werden“, erklärt er. „Das Abnähen macht meine Frau.“
Landschaft aus Wurzeln
Auf dem Rohbau aus Holzgerüst und Spanplatten werden die Helferinnen und Helfer in der ersten Novemberhälfte mehrere Plößberger Hauskrippen aufstellen. Im vorderen Teil des Saals, dem sogenannten Theatervorhof, werden einzelne Hauskrippen ihren Platz haben. Er ist in der letzten Oktoberwoche mit meterhohen Säulen aus Pappe vervollständigt worden. Im hinteren rund 200 Quadratmeter großen Teil des Saals – er ist erhöht worden – wird der Verein die laut Haubner "größte Krippe der Welt“ mit mehreren Tausend Krippenfiguren aufstellen. Ringsum bauen die Helfer eine „gigantische Landschaft aus Wurzeln“ auf. In den kommenden Wochen rücken auch die Maler und Elektriker an, die sich um die stimmige Optik der Schau kümmern.
In der neuen Ausgabe des "Guinness-Buch der Rekorde" werden Leser die Weltrekordkrippe aber vergeblich suchen. "Wir machen es für uns. Wir wollen das Brauchtum bewahren und weiterentwickeln", erklärt Haubner, der auch Sprecher der OWV-Krippenschnitzer ist. In der diesjährigen Schau seien auch neue Krippenwelten zu sehen, die über biblische Geschichten hinausgehen. Manche Neukreationen seien auf Basis archäologischer Funde nachempfunden.
"Ein endloser Schatz"
Die Tradition des Plößberger Krippenschnitzens hat ihren Ursprung im 18. Jahrhundert, als Ofenbauer die Krippenkunst in den Ort brachten. „Früher war es eine Tätigkeit der Glasofenmauerer aus Plößberg. Im Winter waren sie zu Hause und haben als Zubrot geschnitzt“, informiert Haubner. Den hohen Stellenwert für die Menschen im Raum Plößberg haben die Krippen noch heute. „Es ist ein endloser Schatz“, beschreibt Helfer Rainer Rath.
Viele Plößberger haben das Brauchtum über mehrere Generationen weitergegeben: mit den Hauskrippen, zu denen Hunderte selbst geschnitzte Figuren gehören – in manchen Krippen sind Schnitzereien mehrerer Generationen enthalten. Heute führen die Plößberger Schnitztradition Frauen und Männer aus dem Ort und der Umgebung fort. Wöchentlich treffen sie sich zum gemeinsamen Schnitzen im Schnitzerzimmer im ersten Stock des ehemaligen Schulgebäudes, das an den Kultursaal andockt.
Helfer gestalten Eingangsbereich um
Nebenan hat der Verein eine Kaffeestube eingerichtet, in der die Gäste während der laufenden Krippenschau selbst gebackene Kuchen und Kaffee genießen können. Derzeit nutzt der OWV die Stube nach den Samstags-Arbeitseinsätzen zum Mittagessen mit den Helfern, das der Verein sponsert.
Die Helfer werkeln auch im Eingangsbereich des Saals. Die in weißen Kunststoffrahmen eingefassten Fenster haben die Helfer mit holzgerahmten Exemplaren verkleidet, die mit der Atmosphäre der Krippenschau harmonieren. „Die Holzfenster stammen aus dem Tirschenreuther Landratsamt“, verrät Haubner. Im Foyer soll es unter anderem Zoigl, Brotzeiten und Schnitzvorführungen geben. Aber bis das so weit ist, haben die Helfer noch einiges zu tun.
Die Plößberger Krippenschau
- Was? Ist eine Ausstellung im Plößberger Kultursaal, die Plößberger Hauskrippen mit handgeschnitzten Krippenfiguren zeigt. Sie findet heuer zum elften Mal statt. Dieses Jahr soll es dort auch die "größte Krippe der Welt" geben.
- Warum? Das Krippenschnitzen ist ein Jahrhunderte altes Brauchtum in Plößberg. Die Tradition brachten Ofenbauer im 18. Jahrhundert in den Ort, als sie in ihren Arbeitspausen im Winter als Zubrot Krippenfiguren schnitzten. Heute hält der örtliche Oberpfälzer Waldverein die Schnitzkunst lebendig.
- Wann? Die Plößberger Krippenschau startet am 26. November und läuft bis 15. Januar.
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