Die Flucht nach Ägypten ist im Matthäusevangelium überliefert: Auf Anraten eines Engels verließen Joseph und Maria mit ihrem neugeborenen Sohn noch in der Nacht Bethlehem – Ziel war Ägypten. König Herodes befahl die Tötung aller männlichen Kleinkinder. Sie entkamen dem grausamen Herrscher und kehrten erst nach Herodes Tod nach Nazareth zurück.
Genau diese Darstellung fehlt in der „Würner-Krippe“. Sie ist die erste Weihnachtskrippe, die im Plößberger Krippenmuseum aufgebaut und ausgestellt wurde. Den Verantwortlichen fiel damals schon auf, dass bei dieser großen und figurenreichen Hauskrippe die Darstellung „Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten“ nicht enthalten ist. Untypisch für die Plößberger Krippen. Im Oktober 2022 änderte sich das. Josef Möst aus Unterhaching besuchte das Plößberger Museum und brachte zusammen mit seinem Schwager Gerhard Rahm das fehlende Stück aus der „Würner-Hauskrippe“ mit. Wie war es in seine Hände gelangt? Josef Möst heiratete Sigrune Gabert, Tochter von Antonia und Karl Gabert aus Plößberg. Mösts Schwiegervater Karl Gabert war damals Schulleiter in Plößberg. Der Volksschul-Rektor legte den Grundstein für das Heimat- und Krippenmuseum in Plößberg: In den 1950er und 60er Jahren trug er hierfür Sammlerstücke zusammen.
Nach dem Tod von Hans Würner 1964 erwarb Karl Gabert die Hauskrippe der Familie Würner (Hausname „Biber-Schuster“). Gefertigt hat diese Krippenlandschaft Hans Würner (geboren 1901) selbst, gemeinsam mit seinem Vater Heinrich Würner, geboren 1874, Zubrotschnitzer von Krippenfiguren und Hersteller von Krippenbauten. Sie hat eine Grundfläche von 400 mal 200 Zentimeter und ist etwa 200 Zentimeter hoch. Die Landschaftskrippe ist mit einem dominanten Krippenberg eine typisch Plößberger Weihnachtskrippe.
Nach dem Neubau der Grund- und Hauptschule 1965/66 wurde die Idee weiter verfolgt, in den ehemaligen Räumen der alten Volksschule eine Heimat- und Krippenstube einzurichten. Als erste Plößberger „Musterkrippe“ ist seitdem die „Würner-Krippe“ dort zu bewundern. Karl Gabert starb 1969 ganz unerwartet. Seine Frau Antonia fand beim Auszug aus der Lehrerwohnung die Darstellung der „Flucht nach Ägypten“, die leider beschädigt war und gab sie ihrem Schwiegersohn Josef Möst.
Vor einigen Jahren schnitzte er die fehlenden Teile nach und glich sie an die farbliche Fassung an. Kurze Zeit später stieß er beim Durchblättern des Buches „Das Plößberger Krippenparadies“ auf die „Würner-Krippe“ und las, dass sein Schwiegervater bei dem Kauf der Krippe tätig war. Da drängte sich die Verbindung zu dem restaurierten Stückl auf. Großzügig – für Möst aber selbstverständlich – schenkte er das Stück dem Plößberger Museum. „Ein großer Glücksfall für unser Museum“, freuen sich Hubert Haubner, Krippenwart des OWV Plößberg, und Manfred Kopp, ehrenamtlicher Museumsbetreuer.
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