Drei Tage reichten aus: So lief der Abbau der Plößberger Weltrekord-Krippe

Plößberg
22.01.2023 - 10:45 Uhr
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Mit etlichen Handgriffen haben die Plößberger eine unvergessliche Krippenschau auf die Beine gestellt. Von dem, was wochenlang im Voraus aufgebaut worden war, ist Mitte Januar innerhalb weniger Stunden kaum mehr etwas zu sehen.

Wo am Vortag noch Besucher mit leuchtenden Augen Krippenfiguren, Mooslandschaften, Holzhäuser und Wurzelställe bestaunt haben, surren am Tag danach die Bohrmaschinen. Die 11. Plößberger Krippenschau ist Vergangenheit. Sie geht mit einer Weltrekordkrippe und einem Rekordbesuch in die Chronik des OWV-Zweigvereins ein.

Es wuselt im Saal. Zahlreiche Helferinnen und Helfer bauen die Krippenschau wieder ab. Roswitha Schicker ist eine der Ausstellerinnen. Sie hebt bei unserem Besuch Figur für Figur vom Krippenberg. Mit einem kleinen Messer kratzt sie an nahezu jeder Unterseite ihrer insgesamt rund 200 Krippenmandln, die sie gemeinsam mit ihrem Mann Wilhelm zur Verfügung gestellt hat, Museumswachs ab. "Das geht ganz leicht ab", sagt Roswitha Schicker, als sie mit dem Cuttermesser die dünne Schicht entfernt. Das Wachs hatte dafür gesorgt, dass die Figuren zwischen Moos, Wurzeln und Baumschwämmen nicht umfielen.

Es war ein Sieben-Tage-Job"

Insgesamt 25 000 Menschen haben die Schau gesehen. Das sind so viele wie noch nie. "Am Sonntag ist es noch einmal richtig rundgegangen", sagt OWV-Plößberg-Vorsitzender Robert Hecht. Fast 800 Gäste kamen am letzten Ausstellungstag. Zum Durchschnaufen blieb für die Helfer keine Zeit. Den Saal versetzen die Frauen und Männer innerhalb weniger Tage wieder in seinen Urzustand, denn Ende Januar steigt dort der Inthronisationsball der Faschingsgesellschaft Plößberg.

Am letzten Abend hatte es für die Aussteller eine Andacht im Kultursaal gegeben, bei der sie sich von ihrer Krippenschau verabschieden konnten. "Ein würdiger Abschluss ist wichtig", sagt Hauptorganisator Hubert Haubner. "Aber es war schon fast so, als würde man auf eine Beerdigung gehen", beschreibt er seine Gefühle. Alle, und das wird bei mehreren Gesprächen mit den Krippenausstellern deutlich, haben die Gemeinschaft beim Aufbau, bei gemütlichen Zusammenkünften und die Zeit der laufenden Krippenschau genossen.

So auch Waltraud und Hans Rath. "Es war richtig schön. Zwar war es ein Sieben-Tage-Job, aber man hat es genießen können", so das Fazit von Waltraud Rath. Den Abschied am Vortag fand sie ergreifend, für den Abbau empfindet sie wehmütige Gefühle. "Aber alles hat seine Zeit", sagt sie während sie gemeinsam mit ihrem Mann die Wurzeln und das Moos der Krippenlandschaft aus ihrer Ausstellungsfläche hebt. "Das schöne Moos packen wir in Kisten und heben es auf. Der Rest kommt weg, auch die Wurzeln." Ihre rund 200 Figuren haben die Raths zuvor innerhalb "einer halben Stund'" in Körbchen auf ein Wattebett gelegt. "Zu Hause sortieren wir die Figuren dann in Ruhe in die Aufbewahrungskiste ein."

Auch Roswitha und Wilhelm Schicker heben Moosflecken auf, packen sie in blaue Tüten. Abgebaut werde von unten nach oben, genau andersrum als beim Aufbau. Roswitha Schicker verstaut ihre Figuren behutsam in einer alten Holzkiste, die vermutlich um die 100 Jahre alt ist. Genau wie eine ihrer ältesten Figuren. "Das war die Fernsehfigur. Die haben wir bei einem Dreh herzeigen sollen", erzählt ihr Mann, als er die bunt bemalte Holzfigur in die Kiste legt. Denn beim Aufbau waren neben Zeitungsreportern auch diverse Fernsehteams vor Ort.

Auch die Plößbergerin Ruth Gerl ist an diesem Vormittag damit beschäftigt, ihre um die tausend ausgestellten Krippenfiguren in mit Zeitungspapier ausgelegte Kisten zu legen. Nebenan schraubt ihr Mann Harald Wurzeln ab. Nach etwa zwei Stunden haben die Gerls fast alle Figuren eingepackt. "Ich bin ein bisschen traurig, dass jetzt alles abgebaut wird. Aber zu Hause wird es ja wieder aufgestellt", sagt Ruth Gerl. Spätestens in der Vorweihnachtszeit werden sie und Harald ihre Schnitzkunstwerke wieder aus den Kisten holen.

Hauptorganisator Hubert Haubner hatte seine Krippe mit etwa 1100 Figuren bestückt. Seine Frau sagt beim Abbau scherzend: "Jetzt darfst nix mehr schnitzen." Haubner lächelt und versichert: "Ich schnitze nur noch größere Figuren." Das Aufhören ist für den Krippenliebhaber und begeisterten Schnitzer keine Option. Weitermachen wollen auch Maria und Josef Koch. "Wir sind heuer zum ersten Mal dabei gewesen, weil wir eine Krippe von meinem Onkel vererbt bekommen haben", erzählt Maria Koch, die aus Schirnbrunn bei Plößberg stammt. Mittlerweile wohnen sie und ihr Mann in Schwandorf und hatten wohl die weiteste Anreise unter den Ausstellern. Beide wollen beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder mitmachen. Für den Abbau haben sie sich extra ein paar Tage Urlaub genommen und einen Transporter gemietet. Zu Hause, erzählt Josef Koch, wollen sie die Krippe dann gleich wieder aufbauen.

Mehr als 500 Torten gebacken

Pläne für die Zeit ohne die Krippenschau haben auch die Schickers. Sie freuen sich darauf, nun wieder mehr Zeit mit ihren Enkeln verbringen zu können. Die Gerls freuen sich vor allem auf Sport und Bewegung an der frischen Luft. "Wir warten auf genug Schnee, dass wir Skifahren können", sagt Ruth Gerl, die wie ihr Mann Harald begeisterte Skifahrerin ist. Und Hauptorganisator Hubert Haubner? Der schmiedet schon Pläne für die nächste Schau. "Nach der Krippenschau ist vor der Krippenschau. Es gibt schon eine neue Idee, aber mehr verrate ich noch nicht", sagt er am Abschlussabend. Er und das ganze Team seien rundum zufrieden mit der Veranstaltung.

20 bis 25 Freiwillige seien täglich vor Ort gewesen, weiß OWV-Vorsitzender Robert Hecht. "Die Frauen aus der Marktgemeinde haben insgesamt circa 540 Torten und Kuchen für das Café gebacken", bilanziert er. Die Bäckerei Hopf aus Plößberg habe 16 Kilo Stollen gespendet. In der Schnitzerstube seien etwa 215 Kilo Brot verzehrt worden, pro Tag zwischen fünf und zehn Laibe.

Nach drei Tagen - also bis Mittwochmittag waren die Kulissen abgebaut und der Kultursaal ausgeräumt. Ungeklärt war eigentlich nur eine Frage. Wann steigt die nächste Krippenschau in Plößberg? Eigentlich findet sie alle fünf Jahre statt. Aber wegen Corona sind die Plößberger aus dem Rhythmus geraten. Deshalb ist noch nicht klar, ob der Kultursaal bereits in drei oder erst in fünf Jahren wieder zum Krippenparadies wird.

Hintergrund:

Das war die elfte Plößberger Krippenschau

  • Was: Lief vom 26. November bis 15. Januar im Kultursaal in Plößberg. Aufgebaut innerhalb von etwa sieben Wochen, abgebaut in wenigen Tagen.
  • Wer: Veranstaltet vom Oberpfälzer Waldverein Plößberg, realisiert mit zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus der Marktgemeinde.
  • Besonderheiten: Es gab die Krippe mit den meisten handgeschnitzten Figuren (rund 8000 Stück, gezählt nach Köpfen) – ein Weltrekord. So viele Besucher wie noch auf keiner Schau zuvor waren da, insgesamt 25.000 Menschen. Leute aus dem In- und Ausland.
 
 

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