Bizarre Felsengruppen inmitten von Fichten, Buchen und Tannen, dazwischen Lichtungen und reiche Krautschichten mit Preisel- und Schwarzbeeren. Der Wald und ganz besonders der Steinwald haben es Stephanie und Christopher Stehbach aus Pfaben angetan. "Wir sind echte Steinwaldkinder", sagt Stephanie Stehbach und blickt freudestrahlend zu ihrem Mann, der es sich auf einer Bierbank vor dem Waldhaus gemütlich gemacht hat. Schon als Kinder waren sie mit ihren Eltern hier unterwegs, haben Pilze gesammelt oder sind im Winter Snowboard gefahren. Noch können die beiden die Ruhe vor dem kleinen Wirtshäusl mit Biergarten, das sich auf dem Waldweg vom Wanderparkplatz in Pfaben zum Oberpfalzturm befindet, genießen. Das sieht am Freitag, 2. Juni, anders aus. Ab diesem Tag sind die Stehbachs als neue Mit-Pächter im Waldhaus dabei. Zusammen mit Joachim Fischer, kurz Achim genannt, führen sie künftig die "Waldhaus GbR".
Achim Fischer, der in Bad Neualbenreuth lebt, leitet seit 2016 zusammen mit seinem Schwager Robert Thoma und dessen Frau Brigitte die Kleingaststätte. "Robert geht zum 1. Juni in den wohlverdienten Ruhestand", sagt Achim Fischer. Er selbst denke mit seinen 64 Jahren noch nicht ans Aufhören. "Mir gefällt es einfach zu gut, die Leute sind nett, und die Natur ist einfach unbeschreiblich schön", schwärmt er. Hier kommen die 37-jährige Stephanie und der 34-jährige Christopher Stehbach aus Pfaben ins Spiel - oder besser gesagt ihre Hündin Lilly. Sie lief von dem am Rand von Pfaben gelegenen Haus der Stehbachs mit Wanderern und Spaziergängern ab und zu einfach mit bis zum Waldhaus. "So entstand der erste Kontakt zu Achim und Robert", erinnert sich Christopher Stehbach und erzählt, dass seine Frau des Öfteren mit den beiden gescherzt habe: "Wenn ihr einmal aufhört, denkt bitte an mich."
Nun ist es tatsächlich soweit, die Aufregung wachse von Tag zu Tag. "Es gab bereits ein paar schlaflose Nächte", sagt Stephanie Stehbach und muss schmunzeln. Zum ersten offiziellen Arbeitstag soll schließlich alles perfekt und gut vorbereitet sein. Neue Flyer und Visitenkarten wurden gedruckt, die Internetseite und die Auftritte in den sozialen Medien aktualisiert. Die Mutter eines 15-jährigen Sohnes sprudelt nur so vor Ideen. "Ich freue mich so sehr darauf, dass es nun endlich losgeht. Wir wollen viel ausprobieren." Derzeit macht sich die gelernte Krankenschwester, die in einer Naturheilpraxis in Erbendorf arbeitet, Gedanken, wie sie die Wirtsstube dekorieren wird und welche Gerichte auf der Speisekarte landen.
Neue Ideen für die Wirtschaft
"Ich lass die beiden einfach machen", sagt Achim Fischer und lächelt. "Sie bringen neuen Schwung und neue Ideen ins Waldhaus." Die selbst gebackenen Kuchen kommen weiterhin von Achims Frau Annemie - für ihn die beste Bäckerin der Welt. Christopher Stehbach, der als Baumaschinenschlosser in Tirschenreuth arbeitet, hat auch konkrete Ideen: Er möchte für die Gäste im Waldhaus grillen. Dafür hat er bereits eine Grillhütte im Biergarten aufgebaut. "Die Grillhütte war für mich eine Grundvoraussetzung", sagt er und lacht. Auch den Holzofen wollen sie in Zukunft wieder öfter anfeuern. "Zu dritt lässt sich die Arbeit einfach besser aufteilen, es ist mehr möglich", sagt Achim Fischer.
Zukunft der "Stawold-Rast"
Eine Neuerung soll bereits am ersten Tag mit den neuen Pächtern sprichwörtlich ins Rollen kommen: der Radlerstammtisch - immer freitags. Denn nicht nur Wanderer machen am Waldhaus Rast, sondern auch immer mehr Radfahrer. "Durch die E-Bikes kommen auch viele Gäste aus weiter entfernten Orten zu uns", sagt Achim Fischer. Am Waldhaus verläuft die "Sagenhafte Steinroute", ein 27 Kilometer langer Rundweg, der am Marktredwitzer Haus beginnt. Auch der neue, 2,4 Kilometer lange Mountainbike-Trail "Stoapfalz-Saubad", der vom Waldhaus bis zum Wanderparkplatz in Pfaben führt, erfreut sich großer Beliebtheit.
"Wichtig ist, dass ihr mit Spaß und Freude an die Sache rangeht", gibt Achim Fischer dem Ehepaar Stehbach mit auf den Weg. Da die Region rund um den Naturpark Steinwald noch nicht überlaufen und das Waldhaus nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar ist, herrsche dort eine besondere Ruhe, welche nicht nur die Stammgäste, sondern auch Besucher aus ganz Deutschland schätzen. Für sie ist der Steinwald der perfekte Ort, um sich eine Auszeit vom Alltag zu gönnen und neue Kraft zu tanken.
Bleibt noch eine Frage: Wie geht es mit der "Stawold-Rast" weiter? Während der Pandemie eröffneten die Stehbachs in ihrer Garage einen kleinen Kiosk. Besonders Familien machten dort gerne Halt, während sich die Kinder auf dem angrenzenden Spielplatz vergnügten. "Der Kiosk wird nun vorläufig ruhen", sagt Stephanie Stehbach. In den kommenden Monaten wolle man sich vor allem auf die neuen Aufgaben im Waldhaus konzentrieren.
Das Waldhaus im Steinwald
- 1831: Westlich des heutigen Gebäudes wurde ein Waldwärterhaus aus Holz errichtet, um dem Waldfrevel – dem Stehlen von Holz, Reisig, Streu oder Gras – zu begegnen.
- 1837: Erstmals wurde eine Schankwirtschaft erwähnt, mit der sich die Bewohner des Waldhauses ihren Lebensunterhalt aufbesserten.
- 1898: Waldhaus wurde in heutiger Form gebaut, bis 1959 war das Haus bewohnt, bis 1963 befand sich darin ein Forstdienstsitz.
- 1997: Drehort für den Film "Krambambuli", nach einer Novelle von Marie von Ebner-Eschenbach
- 2012 bis 2014: Umbau zu einer Kleingaststätte mit Informationszentrum durch Stadt Erbendorf, Steinwald-Allianz, Naturpark Steinwald und Bayerische Staatsforsten; Kosten: 750.000 Euro
- Kontakt: www.waldhaus-steinwald.de
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