Für die Polizei Neustadt/WN sind seit Freitag die Ermittlungen abgeschlossen, bei denen es um die Frage ging, wie es am Montag, 6. März, gegen 15.45 Uhr zu einem tödlichen Unfall an der Kreuzung Frühlingsstraße/Erlenweg in Parkstein kommen konnte. Ein achtjähriger Bub war mit seinem Rad mit einem Schulbus kollidiert und dabei ums Leben gekommen
Nach wochenlanger Arbeit liegt das Gutachten eines Sachverständigen vor. Fazit: Auch nachdem sämtliche relevanten Zeugen vernommen sind, kann die Polizei den Unfallhergang nicht vollständig rekonstruieren. Zudem wiesen weder das Fahrrad noch der Bus technische Mängel auf. Sowohl der 59-jährige Busfahrer als auch der Junge waren in der Tempo-30-Zone nicht zu schnell unterwegs.
Staatsanwalt am Zug
"Die abschließende Beurteilung, inwieweit auch unter Berücksichtigung der konkreten Verkehrssituation im Kreuzungsbereich eine weitere Geschwindigkeitsanpassung der beteiligten Fahrzeuge erforderlich gewesen wäre und inwieweit das Unfallgeschehen für den Busfahrer in strafrechtlich vorwerfbarer Weise verhinderbar gewesen wäre, obliegt nunmehr der Staatsanwaltschaft Weiden", teilt die Polizeiinspektion mit.
Damit ist auch eine vor Wochen veröffentlichte Meldung von bild.de nicht bestätigt, die eine Polizeisprecherin zitiert, wonach der Busfahrer die Vorfahrt missachtet habe.
Nun ist also die Staatsanwaltschaft Weiden am Zug. Sie muss auf Grundlage des Gutachtens entscheiden, ob weitere Fragen auftauchen. Eine wichtige Rolle könnte laut Gruppenleiter Wolfgang Voit die sogenannte Reaktionsaufforderung beim Busfahrer spielen.
Hinter diesem juristischem Fachbegriff verbirgt sich die Notwendigkeit, auf eine bestimmte Situation besonders vorsichtig zu reagieren, auch wenn sich jemand bereits grundsätzlich an die Regeln hält. Ein Beispiel: Ein Autofahrer fährt mit Tempo 50 ordnungsgemäß an einem Gehweg voller Passanten vorbei. Verhalten diese Passanten sich normal, ist alles in Ordnung. Sollten die Fußgänger aber offensichtlich betrunken sein oder sich schubsen, so dass damit zu rechnen ist, dass einer auf die Fahrbahn gerät, ist eine Reaktionsaufforderung bei den Autofahrern gegeben. Dabei spielt auch die Zeit eine Rolle, wie schnell die Gefahrensituation als solche erkennbar ist. Eine Sekunde reicht nicht.
Rechtzeitig reagiert?
Abgesehen von der Frage der Vorfahrt, könnte dies auf Parkstein übertragen heißen: Konnte und musste der Busfahrer rechtzeitig erkennen, dass ein junger Fahrradfahrer eventuell etwas sorglos auf ihn zukommt? Noch ist das alles Spekulation.
Fest steht, dass der Bub den Erlenweg bergab unterwegs war und der Bus zur gleichen Zeit die Frühlingsstraße befuhr und den Erlenweg geradeaus überqueren wollte. Fünf Tage später wurde der Achtjährige beerdigt. An seinem neunten Geburtstag.
Unfälle in der Oberpfalz 2022
- Historischer Tiefstand bei tödlichen Unfällen: 41; trauriges Rekordjahr 1979: 361 Opfer
- Im Schnitt rund 100 Unfälle täglich, insgesamt 34.828 (plus 5,4 Prozent gegenüber 2021)
- Vier tödliche Fahrradunfälle (2021: 2)
- Immer mehr Fahrradunfälle: 1235 Verletzte bei 1324 Unfällen (2021: 992 Verletzte bei 193 Unfällen)
- An jedem vierten Fahrradunfall war ein Pedelec oder E-Bike beteiligt
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