Wer Schnee riechen kann, hat den Duft im Landkreis Neustadt und in Weiden nicht jedes Jahr deutlich in der Nase haben können. Denn die Winterwetter-Geschichte der Region in den vergangenen zehn Jahren ist eine "zaache G'schicht", sagt Wetterexperte Andy Neumaier. Heuer scheint das nicht anders zu sein.
Mit Blick auf die Wetteraufzeichnungen der vergangenen Jahre müsste es nämlich längst schneien im Landkreis Neustadt/WN. "Denn am häufigsten gab es bislang in der Region den ersten Schneefall Ende November. Also jetzt", sagt Neumaier. Doch: Fehlanzeige. Genau das aber könnte überraschenderweise Hoffnung auf einen schönen weißen Winter machen.
Denn der Wetterexperte sagt mit Verweis auf seine Daten: "Die schneereichsten Winter hat's immer dann in der Region gegeben, wenn es erst spät angefangen hat, zu schneien." Im Winter 2018/2019 zum Beispiel hat es so spät wie noch nie in den vergangenen 30 Jahren geflockt: Am 3. Januar 2019 fiel damals erstmals Schnee in Weiden, Anfang Februar fiel wegen des Schneefalls gar die Schule aus.
2012 und 2015 schlug das Pendel in die andere Richtung aus: 2012 schneite es bereits am 27. Oktober in Weiden - und damit so früh im Jahr wie in den vergangenen 30 Jahren nicht mehr, 2015 fiel über 500 Meter Höhe im westlichen Landkreis bereits am 14. Oktober Schnee. Für weiße Weihnachten hat's trotzdem in keinem der Jahre gereicht.
Letztmals weiße Weihnachten in der gesamten Oberpfalz gab's übrigens zuletzt vor zehn Jahren: 2010. "Ja, wie schon gesagt, am häufigsten gibt's den ersten Schnee im November, der hält dann bis kurz nach Nikolaus. Und pünktlich zu Weihnachten ist dann: nix. Weiße Weihnachten in der Oberpfalz, das ist eine Mär", erklärt Neumaier.
"Am häufigsten gibt's den ersten Schnee im November, der hält dann bis kurz nach Nikolaus. Und pünktlich zu Weihnachten ist dann: nix. Weiße Weihnachten in der Oberpfalz, das ist eine Mär."
Ausnahmen wie 2010 würden die Regel wohl nur bestätigen. Damals gab's Schnee schon von November an bis zum Umfallen. Sprichwörtlich. Die Feuerwehr Grafenwöhr musste wegen Einsturzgefahr nach Weihnachten die Schneemassen vom Dach der Stadthalle schaufeln. In den Wäldern des Landkreises herrschte wegen Schneebruchs Lebensgefahr. Und am 2. Dezember fiel im Landkreis Neustadt und der Stadt Weiden wegen der Schneemassen gar der Unterricht für die Schüler aus.
Doch zurück zu den Wetterregeln der Region: "Oft nehmen die Winter erst wieder im neuen Jahr Fahrt auf." Obwohl: Fahrt nehmen sie auch nicht mehr wirklich auf: "Die Tage mit Schneedecke sind abnehmend. Stichwort Klima-Erwärmung und so", sagt Neumaier.
Kälteausreißer aber gibt's trotzdem. So schlotterte die Region bei einer Mini-Schneedecke von drei Zentimetern im Winter 2017/2018 von Anfang Februar bis zum 6. April 2018 quasi durch. Nachts sanken die Temperaturen in dieser Zeit in der Nacht regelmäßig auf minus 12 bis minus 19 Grad. Mehr Bibbern mussten die Grafenwöhrer bereits im Winter 2011/2012: Damals, am 7. Februar, wurden dort minus 24 Grad gemessen. "Damals gab es allerdings nur eine ganze Woche um die minus 20 Grad. Aber so kalt hatten wir's tatsächlich selten", sagt Neumaier. So kalt ist's aber auch nichts mit Schnee.
Und der vergangene Winter? Der ist irgendwie ausgefallen. An nur sieben Tagen gab's überhaupt eine Schneedecke. Die Aussichten heuer sind auch noch mau: "Wir sind zwar überfällig in Sachen Schnee. Aber nächste Woche wird es kälter", weiß Andy Neumaier. Beste Voraussetzungen also für Flocken? Abwarten.
Schnee satt in der Region im Jahr 2010
Auf den Spuren des Winters von 2010 bis 2020
- 2010: Schnee bis zum Umfallen seit November. Schulausfall am 2. Dezember. Abschaufeln der Grafenwöhrer Stadthalle nach den Weihnachtsfeiertagen.
- 2011: Zarte Flocken erst weit im Advent. Weihnachten ist nass und neblig.
- 2012: Ungewöhnlich früh fällt am 27. Oktober in Weiden Schnee. Später heißt es, selten sei es so warm an Weihnachten gewesen: 10 Grad zeigen Thermometer in Eschenbach.
- 2013: Der Schnee kommt am Nikolaustag, Regen an Weihnachten.
- 2014: Erst am 26. Dezember gibt es einen Hauch Flocken.
- 2015: Bereits am 14. Oktober schneit es ab 500 Metern. Es flockt damit in Pressath und Eschenbach. Nikolaus, Weihnachten und Silvester sind grün.
- 2016: Der erste Schnee fällt am 3. Dezember.
- 2017: Es zuckert erstmals am 19. November.
- 2018: Gar keine Schneedecke bis Silvester. Erst am 3. Januar 2019 schneit es. Anfang Februar fällt satt Schnee, in Weiden und im Landkreis fällt am 4. Februar die Schule aus. Bei Eisglätte noch im November 2018 mussten die Schüler dagegen in die Klassenzimmer „schlittern“.
- 2019: Am 13. Dezember zuckert es nur kurz. Insgesamt gibt es nur an weiteren sechs Tagen Schnee am 29.1., 12.2., 27. bis 29.2. und am 31. März 2020.
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