Zum ersten Mal nach zwei Jahren scheint es fast, als stünde der fünften Jahreszeit nichts mehr im Wege. Überall im Landkreis Schwandorf dürfen die Närrischen wieder das Tanzbein schwingen. Die Faschingssession 2022/23 wird in vielen Dingen wie früher - und doch hat die lange Pause die Branche verändert.
Nabbi Nabbi - Helau!
Die Nabburger Faschingsgesellschaft hat sich auch in den letzten Jahren nicht unterkriegen lassen. Ob vor dem Altenheim, bei einem brasilianischen Abend oder auf Geburtstagen - die Gardemädchen tanzten, was das Zeug hielt. Präsidentin Gerlinde Graja hat ein Alternativprogramm auf die Beine gestellt und war mit ihren Mädels im Sommer viel unterwegs. Das "Netzwerk Nabburg" sei etwa eine gute Möglichkeit für Auftritte gewesen. Damit die Kasse nicht leer wird, habe man sich außerdem Projekte wie einen Krapfenverkauf einfallen lassen. "Vielleicht haben wir uns deshalb so gut gehalten", vermutet sie.
Ob es noch Auswirkungen der Pandemie gebe? "Auf alle Fälle", antwortet Graja sofort. Und das in positivstem Sinne: Der Terminkalender platzt aus allen Nähten. Es sei spürbar, dass die Menschen nachholen wollen, was in den letzten Jahren nicht möglich war. Mit Aufträgen seien sie richtig "überrannt" worden. "Es wird eine fast schon stressige Saison", meint sie, aber aus ihrer Stimme spricht dabei pure Freude. Ganz ohne Sorgen geht die Faschingsgesellschaft nicht in die neue Session, aber das seien "normale Sorgen, die man halt hat" - schon vor Corona habe es viele Jahre gegeben, in denen Magen-Darm-Infekte oder die Grippe dafür gesorgt hätten, dass nur wenige Mädchen auf der Bühne oder hinter der Kuchentheke standen. Aber das könne jedes Jahr passieren. "Es ist eben Winter", erklärt Graja schmunzelnd.
Ovi - Helau!
In Oberviechtach hingegen bereitet die Auftragslage noch Bauchschmerzen. Dabei wollen die Mädchen der AWO-Tanzgruppe Grün-Weiß doch nur eins: Tanzen. Die Faschingsgesellschaft rund um Präsident Michael Welnhofer wartet mit stattlichen 125 aktiven Tänzerinnen in 14 verschiedenen Gruppen aller Altersklassen von 4 bis 35 Jahren auf. Durch ein sehr gutes Online-Training habe man in den letzten Jahren niemanden verloren, stattdessen sogar Leute gewonnen. Für das 33-jährige Jubiläum in dieser Session hätten die Grün-Weißen "sehr viel Geld in die Hand genommen" und sich komplett ausgestattet und neu eingekleidet. Doch die Aufträge kommen schwer.
"Es gibt so wenige Bälle wie nie", berichtet Welnhofer. Viele Veranstalter seien abgesprungen: Die Alteingesessenen hätten Corona zum Ausstieg genutzt, und die Jungen kämen nun nicht nach. Welnhofer glaubt, dass das nicht allein die Schuld der Pandemie ist: Ein ganzes "Paket" an Auflagen von Brandschutz bis hin zu Security habe es der Branche zunehmend erschwert. Und dennoch sprach der Ehrenabend am 12. November für sich. "Es war die größte Auftaktveranstaltung, die wir je gehabt haben", erzählt Welnhofer stolz. Die Oberviechtacher mussten in eine große Halle ausweichen, damit die über 300 Leute Platz hatten. Ein stimmungsvolles Comeback!.
Stulln - Schluck auf!
Präsident Andreas Pusch von der Faschingsgesellschaft Stulln freut sich ebenso über positive Rückmeldungen zum Faschingsauftakt. Vor allem unter den Garden sei nach dem Frust der letzten Jahre die Freude riesengroß. "Sie haben immer geprobt, geprobt und geprobt und konnten nie etwas aufführen", beschreibt Pusch, "faschingstechnisch war im Prinzip eine komplette Pause." Natürlich sei man immer in Kontakt geblieben, so dass jetzt kein Tänzermangel herrsche. Das Training habe mit Maske und Abstand stattgefunden, wie es die geltenden Corona-Bedingungen eben erlaubt hätten. Wie die Nachfrage in der kommenden Session sein wird, ist noch nicht ganz klar. Manche Altenheime etwa seien zum Beispiel noch zögerlich, sich bei der Faschingsgesellschaft zu melden und sie für Auftritte zu buchen. Aber im Großen und Ganzen habe sich die Lage wieder recht gut eingependelt und der Fasching in Stulln werde "nahezu wie immer" sein.
Mottos für Session 2022/23
- Faschingsgesellschaft Nabburg:
"Tanz der schaurigen Gestalten" - Faschingsgesellschaft der AWO Tanzgruppe Grün-Weiß Oberviechtach:
Bambini (4 bis 6 Jahre) "Hier ist was faul"
Jugend (7 bis 11 Jahre) "Ein Tag auf hoher See"
Junioren (12 bis 14 Jahre) "Helden der Lüfte"
Ü15 (älter als 15 Jahre) "Der verrückte Professor" - Faschingsgesellschaft Stulln:
"Fünf Jahreszeiten"
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.