Die Anspannung zu Beginn der Generalprobe ist besonders bei Irene Ehemann und Kathrin Straubinger groß, die Erleichterung im Edelmannshof, Bauernmuseum Perschen, ebenfalls. Die Stadt Nabburg hat auf Initiative von Zweiter Bürgermeisterin und Gästeführerin Irene Ehemann zusammen mit dem Ovigo-Theater ein neues touristisches Angebot konzipiert. "Stille Wasser – Die Naab erzählt" ist Stadtführung und Zeitreise in einem. Sie wird in Rekordzeit auf die Beine gestellt und ist schon ausverkauft, da ist der Text kaum fertig. Doch gefeiert wird eine weitere Premiere, weshalb Kathrin Straubinger aufgeregt ist. Es ist ihre erste Text- und Regierarbeit. Am gelassesten sind die beiden Schauspieler Petra Sommer-Stark aus Waldasassen und Josef Götz aus Wernberg-Köblitz.
Taucht die Drud auf?
Beginnend in der Gegenwart am Castillon-Brunnen gegenüber dem Nabburger Rathaus führt die Zeitreise – die Generalprobe begleiten unter anderen Bürgermeister Frank Zeitler und Stadträte – zurück in verschiedene Epochen. Eine zentrale Rolle spielt die Naab oder vielmehr das Wasser. Es ist für den Menschen existenziell, besonders sauberes Wasser. Ein Tuchhändlergehilfe auf dem Weg nach Böhmen bekommt deutlich zu spüren, was es heißt im Mittelalter seinen Durst mit Naabwasser zu stillen. Ob da das von einer Nabburgerin gebraute Bier hilft? Brauen ist damals Frauensache und vor dem Reinheitsgebot ist es ein Gebräu, in dem Rosmarin noch eine Zutat von der harmlosen Sorte ist. Nicht fehlen darf natürlich ein blick auf Venedig und die Nikolauskirche. Die romanische Hallenkirche hat für Handelsreisende eine Doppelfunktion als Lager und Ort für Gottesdienst. Irene Ehemann warnt vor der Drud. Die sagenhafte Gestalt wird dazu benutzt, Kindern, die nicht schwimmen können, vor dem Wasser, der Naab, Angst zu machen.
Die Regensburger Logopädin Kathrin Straubinger, für die Theaterarbeit ihren Worten nach mit Herzensarbeit gleichzusetzen ist, entwickelt aus einer Vielzahl historischen Materials, Begebenheiten und Legenden eine abwechslungsreiche Führung mit interaktiven Spielszenen, in die die Gästeführer Irene Ehemann, Gudrun Vogt und Ulrich Süß, genauso eingebunden werden wie die Gäste. Reaktionen seitens der Gruppe sind gewollt, manche dürften dann auch ein stückweit erschreckt haben. Diese Überraschungsmomente sind wohlfeiles Kalkül.
Überfälle nicht ausgeschlossen
Gefährlich wird es vor allem, als die Zeitreise ins Jahr 1796 zurückführt, konkret in die Tage vom 20. bis 23. August. Die Franzosen verbreiten in nabburg und Umgebung Angst und Schrecken, plündern, brandschatzen, vergewaltigen. Deshalb ermahnt Irene Ehemann die Gruppe zusammenzurücken, "Es können Überfälle kommen." Über den Steg flieht eine Magd vor einem rabiaten französischen Soldaten. Wenig später mit Blick auf das Gebäude jenseits der Naab, in dem sich Nabburgs erstes Puff, das Kakadu, befunden hat, bedrängt der betrunkene und aggressive Soldat die Zeitreisenden. Als er den Säbel ziehen will, gelingt es Ulrich Süß den Mann zu überreden, sich auf den Weg nach Wien zu machen. Dass er in die falsche Richtung torkelt ist erst einmal wurscht. Gefahr gebannt.
Happy End im Edelmannshof
Die Episode zwischen der Magd aus Perschen und dem Soldaten aus dem Elsass basiert auf einem Werk des aus Waldsassen stammenden Schriftstellers Josef Baierlein. Es wurde 1904 als Fortsetzungsroman veröffentlicht. Das gute Ende liest Ulrich Süß vor dem Karner in Perschen vor. Diese Immobilie des Freistaates Bayern gilt mit dem Fresko, das das himmlische Jerusalem darstellt als kunsthistorisches Juwel. Die kurzweilige Führung, die markante Akzente setzt und mit geschichtlichen Daten zu überfrachten, endet in einer Immobilie des Bezirks Oberpfalz, im Edelmannshof, dem heutigen Bauernmuseum. Dort erleben die Teilnehmer auch das Ende der Liebesgeschichte zwischen einer Magd und einem Knacht, die bei zwei verschiedenen Herren dienen.
„Stille Wasser – die Naab erzählt“
- Teil des Zeitreise-Programms von Ovigo
- Geführte Erlebnis-Wanderung vom Castillon-Brunnen am Oberren Mark zum Bauernmuseum Perschen
- Dauer etwa zwei Stunden
- Offene Termine für 2023 ausgebucht
- Gruppenbuchungen für Firmen-, Vereins- oder Geburtstagsaktivitäten zum Festpreis von 229 Euro unter https://ovigo-theater.de/zeitreise-nabburg/ , per Mail tickets[at]ovigo-theater[dot]de oder Telefon 09676 / 92 38 456 oder 0160 / 96 22 71 48.
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