Nach Corona-Wirbel vor drei Jahren: In Mitterteich steigt das "wahrscheinlich bekannteste Starkbierfest der Welt"

Mitterteich
03.03.2023 - 09:24 Uhr
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Erstmals seit 2020 steigt wieder das Starkbierfest in Mitterteich. Mit einem Slogan spielt der Burschenverein auf den Wirbel vor drei Jahren an, aber sonst ist das Thema abgehakt. Das sehen auch andere so, die damals in der Kritik standen.

Hoch her gehen soll es am Samstag, 4. März, in der Mehrzweckhalle in Mitterteich: Dort steigt zum 42. Mal das Mitterteicher Starkbierfest. Beworben wird es vom Burschenverein Concordia auf Plakaten, Flyern und in sozialen Medien als "das wahrscheinlich bekannteste Starkbierfest der Welt". Und das soll diesmal wieder für positive Schlagzeilen sorgen, so der Wunsch der Burschen.

Gemeint sind mit den Anspielungen natürlich die Nachwehen des bislang letzten Starkbierfestes am 7. März 2020. Bekanntlich wurde die Großveranstaltung zu Beginn der Coronapandemie wiederholt mit den hohen Infektionszahlen in Mitterteich und im Landkreis Tirschenreuth in Verbindung gebracht, unter anderem durch Ministerpräsident Markus Söder.

Negativ-Schlagzeilen und Anzeige

Die Ausgangssperre in Mitterteich sorgte damals bundesweit für Schlagzeilen, sogar in der New York Times erschien darüber ein kurzer Artikel. Und in den meisten Berichten wurde das Starkbierfest hervorgehoben. Selbst eine Strafanzeige wurde gegen die Veranstalter gestellt, aber die Staatsanwaltschaft verzichtete auf Ermittlungen, weil sie keinen hinreichenden Anhaltspunkt für Fahrlässigkeit sah.

Eine Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) nannte letztlich eine Verkettung mehrerer Faktoren als Grund für die Corona-Entwicklung in der Region, erwähnt sind neben dem Starkbierfest auch Urlaubsrückkehrer und andere Veranstaltungen. Dadurch sah sich auch der damalige Bürgermeister und heutige Landrat Roland Grillmeier bestätigt, der schon zuvor argumentiert hatte, dass das Fest allein nicht für die hohen Zahlen verantwortlich gewesen sein könne.

Negative Schlagzeilen, vor allem in überregionalen Medien, und Anfeindungen in sozialen Medien hatte es aber auch deshalb gegeben, weil die Brauerei Hösl für eine "Schluckimpfung" durch ihr "Süffikus"-Starkbier geworben hatte. Diesen Marketing-Gag haben die Firmenverantwortlichen später wiederholt bedauert.

Starker Zusammenhalt

Das alles ist beim Burschenverein kein Thema mehr. Beim langjährigen Festleiter Christoph Härtl laufen wie zuletzt 2020 die Fäden zusammen. "Es hat mir immer Spaß gemacht und ich mache es wieder gerne", sagt er im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Mit den negativen Nachwehen habe er längst abgeschlossen - auch, weil der Verein damals alle erforderlichen Genehmigungen eingeholt und alle Auflagen erfüllt habe. Niemand habe zum Zeitpunkt des Events absehen können, welches Nachspiel schon bald danach folgen würde. "Irgendwann schaltet man auf Durchzug, wenn man immer das Gleiche hört", sagt Härtl rückblickend. In Mitterteich selbst seien er und andere Beteiligte ohnehin nie direkt mit Vorwürfen konfrontiert worden. Im Verein habe es einen starken Zusammenhalt gegeben, was geholfen habe, die schwere Zeit zu überstehen.

Das bestätigt auch Vorsitzender Alexander Hutterer: "Das war schon extrem damals, aber es ist Gott sei Dank vorbei." Die Stimmung bei den Burschen sei bestens, es herrsche eine große Vorfreude auf das Starkbierfest. Laut Hutterer und Härtl sind fast alle Helfer des Festes 2020 auch heuer wieder dabei. 70 bis 80 Leute, darunter Freundinnen und Bekannte von Mitgliedern, würden mit anpacken.

Gibt es eigentlich keine Befürchtungen, dass diesmal was anderes schiefgehen und der Verein wieder ins Visier geraten könnte? "Wir sind gelassen, weil wir alles gut vorbereiten", betont Härtl. "Sicherheitstechnisch wird alles erfüllt", ergänzt Hutterer und verweist etwa auf den Brandschutz, den Einsatz von BRK-Helfern und die Verpflichtung eines Sicherheitsdienstes - eben so, wie es schon lange bei den Starkbierfesten der Fall gewesen sei. Hutterer gibt zu bedenken, dass sich gewisse Risiken bei Großveranstaltungen nie ganz ausschließen ließen.

Noch größeres Interesse erwartet

Bis zu 1400 Besucher hat das Traditions-Event in den vergangenen Jahren jeweils angelockt. Und nicht nur wegen der gestiegenen Bekanntheit des Starkbierfestes erwarten die Burschen heuer ein noch größeres Interesse als je zuvor. Christoph Härtl geht auch von einem Nachholeffekt aus - denn für viele junge Leute sei es das erste Mal, dass sie ein Starkbierfest besuchen können. "Wir rechnen mit einem starken Zulauf", sagt Härtl.

Voller Vorfreude ist auch Brauerei-Chef Michael Hösl. "Die Leute warten darauf, dass dieses Fest endlich wieder steigt", weiß er aus Gesprächen. Erstmals seit 2020 ist auch wieder eine größere Menge des "Süffikus" eingebraut worden, zuletzt gab es jeweils nur Kleinmengen für Direktabnehmer. Keine Nachwirkungen habe der "Shitstorm", so Hösl wörtlich, den damals der zuvor erwähnte Werbespruch ausgelöst hatte. "So etwas würden wir heute nicht mehr machen", versichert Hösl. Was die Brauerei aber sehr wohl noch spüre, sei die im Zuge der Pandemie allgemein gesunkene Biernachfrage.

Landrat schaut vorbei

Wird auch Roland Grillmeier beim Fest dabei sein? Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien erklärt der Landrat, dass an dem Abend mehrere Veranstaltungen anstünden, darunter das Starkbierfest in Kemnath. "Ich werde voraussichtlich mehrere Termine wahrnehmen und auch beim Starkbierfest in Mitterteich vorbeischauen, wie ich es schon seit über 30 Jahre mache." Gefragt danach, wie er heute auf das Fest 2020 und die Folgen zurückblickt, verweist er auf die RKI-Studie und gibt zu bedenken, dass sich die Coronazahlen auch in anderen Regionen ohne große Veranstaltungen entsprechend entwickelt hätten. Überregionale Medien hätten ihn wegen der damaligen Geschehnisse schon lange nicht mehr kontaktiert, so Grillmeier weiter auf Nachfrage.

"Man sieht, dass die Menschen wieder gerne feiern", sagt der Landrat. Auch er freue sich auf die anstehenden Events. "Es ist Zeit, dass wieder mehr Normalität einkehrt. Wer noch Bedenken hat, wird seine Schlüsse ziehen."

Service:

42. Mitterteicher Starkbierfest

  • Termin: Samstag, 4. März; Bieranstich 19 Uhr, Einlass 18 Uhr
  • Ort: Mehrzweckhalle Mitterteich, Zanklgartenstraße
  • Zutritt: ab 16 Jahren
  • Eintrittspreis: 7 Euro
  • Essen/Getränke: Kalte und warme Brotzeiten, Starkbier, alkoholfreie Getränke, erstmals Schnaps- statt Sektbar
  • Musik: "Südwind-Buam" aus Falkenberg
  • Fahrservice: Einsatz von "Dermimboard"-Bussen geplant
  • Veranstalter: Burschenverein Concordia Mitterteich
 
 

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