Welch großer Tag der Pfingstsamstag für Kastl war, zeigte sich allein schon daran, dass Bürgermeister Stefan Braun seine Amtskette angelegt hatte. "Ich gehe davon aus, dass in Kastl der 27. Mai in Zukunft ein Feiertag ist", scherzte später Heimat- und Finanzminister Albert Füracker in seiner Festansprache. Und Ingbert Hoffmann, Präsident der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, fasste den Tag in drei Worten zusammen: neuer Studienort Kastl. Gefeiert wurde dieses Ereignis mit Ministern im Doppelpack, einem Festakt und einem Tag der offenen Tür, der den zahlreichen Besuchern interessante Einblicke in die vielfältige Arbeit der Polizei bot.
In die altehrwürdige Klosterburg, die hoch über der Marktgemeinde thront, ist neues Leben eingekehrt. Hier studiert künftig der Nachwuchs der bayerischen Polizei. Eine Tatsache, die nach Worten des bayerischen Finanz- und Heimatministers Albert Füracker vor Jahren nicht vorstellbar gewesen wäre. Am Anfang, im Jahr 2015, stand seinen Worten nach eine Vision. Die Vision, im dem damals seit zehn Jahren leerstehenden Ensemble, eine Polizeihochschule einzurichten, zumal Sulzbach-Rosenberg – neben Fürstenfeldbruck einer von bis dato zwei Standorten in Bayern – aus allen Nähten platzte. "Ich bin Visionen nicht immer so zugeneigt", gestand Füracker in seiner Festansprache. Als damaliger Staatssekretär im Finanzministerium habe er "Angst gehabt, es könnte uns was kosten".
Fünfjährige Bauzeit
Gekostet hat das nach fünfjähriger Bauzeit vollendete Projekt rund 60 Millionen Euro. "Geld, das hier investiert wurde, ist sehr gut angelegt", fuhr Füracker fort. Das fand auch sein Kabinettskollege Joachim Herrmann. Mit dem Ergebnis könne man mehr als zufrieden sein, betonte der Innenminister und lobte den attraktiven Studienort. Hier finde "Ausbildung auf höchstem Niveau" statt. Bayern sei das sicherste Bundesland, "weil wir eine großartige bayerische Polizei haben", sagte deren oberster Dienstherr.
Die Planungen für die Polizeihochschule in Kastl hatten 2016 begonnen. Zwei Jahre später startete die Baumaßnahme. Im März 2020 erfolgte eine Teilfertigstellung, so dass 60 Studierende die Unterkünfte beziehen konnten. Die komplette Inbetriebnahme folgte im März diesen Jahres – mit 120 Studierenden und 20 Beschäftigten. "Damit haben wir hier auch qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen", so Füracker. Den Begriff Heimat griff Ingbert Hoffmann, Präsident der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, auf. "Heimat ist etwas anderes als ein Stecknadelkopf auf der Landkarte", sagte er. "Heimat ist ein Gefühl." Mit der Klosterburg sei ein historisches Schmuckstück zum Glänzen gebracht worden.
Bürgermeister Stefan Braun zeigte sich "stolz, tief beeindruckt und sehr, sehr dankbar". An einem geschichtsträchtigen Ort werde Geschichte geschrieben, sagte er und freute sich über die "vorbildliche Stärkung des ländlichen Raums". Darauf war zuvor auch Minister Füracker eingegangen, hatte auf die Heimatstrategie verwiesen und von einer "aktiven Strukturpolitik für die Oberpfalz" gesprochen.
Geschichtsträchtiger Ort
Die Klosterburg Kastl hat eine über 1000-jährige Geschichte und ist die älteste ehemalige Benediktinerabtei des Nordgaus. Knapp 50 Jahre lang – von 1958 bis 2006 – beherbergte sie das Ungarische Gymnasium. Untergebracht war bis zu ihrer Auflösung 1961 im Mädchen-Internat die örtliche Gendameriestation samt zweier Dienstwohnungen. Nun ist die Polizei auf die Klosterburg zurückgekehrt.
Interesse an deren Arbeit und am neuen Hochschulstandort zeigten rund 6000 Besucher, die zum Tag der offenen Tür gekommen waren. Der Innenhof der Klosterburg war schon gut gefüllt, als nach dem Festakt Albert Füracker, Joachim Herrmann, Bürgermeister Stefan Braun und weitere Ehrengäste um kurz nach 11 Uhr das symbolische Band durchtrennten und Polizeiseelsorgerin Regina Postner die Segnung vornahm. Geschenke gab's auch, über die sich Polizeidirektor Markus Ixmeier, der Leiter der Polizeihochschule Kastl, und seine Stellvertreterin, Regierungsdirektorin Marion Irlbacher, freuen durften. Das Staatliche Bauamt gratulierte mit einer Statue des Heiligen Sebastians, dem Schutzpatron der bayerischen Polizei, der Markt Kastl mit Schnitzkunstwerk in Form eines Kreuzes.
Pferde, Hunde und das SEK
Die vielfältigen Vorführungen beim Tag der offenen Tür avancierten zur Leistungsschau der bayerischen Polizei. Unterhalb der Klosterburg war der Polizeihubschrauber gelandet, die Reiterstaffel des Polizeipräsidiums war mit zwei ihrer 20 Dienstpferde vertreten. Dicht gedrängt standen die Zuschauer um die "Event Arena" bei den Vorführungen von SEK und Hundestaffel, das Drohnenteam stand den Besuchern ebenso Rede und Antwort wie das Unterstützungskommando. Kinder flitzten bei der Schnitzeljagd durch das Areal und ließen sich Kinderpolizeiausweise machen.
Und mittendrin ein strahlendes Brautpaar, das am Mittag in der Klosterkirche heiratete. Die Polizei bot Susanne und Matthias Kemmling einen besonderen Fahrservice, chauffierte sie in ihrem historischen VW Bulli zum Kirchenportal.
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