Multi-Unternehmer Toni Kellermann: Vom Handwerker zum Sozialarbeiter zum Einrichter

Luhe-Wildenau
19.11.2021 - 11:38 Uhr
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Der Luhe-Wildenauer Toni Kellermann erfindet sich immer wieder neu. Seit über zehn Jahren leitet er das Sozialkompetenzzentrum Oberpfalz, jetzt hat er den Sprung zum Verkauf von Leuchten und Tischen gewagt – und ist noch lange nicht fertig.

Wie man von einer Schlosserlehre zur Sozialpädagogik und von dort auf Einrichtungsgegenstände kommt? Durch Zufall und Kontakte. Toni Kellermann aus Luhe-Wildenau fällt aber natürlich nicht alles in den Schoß - es steckt harte Arbeit dahinter: "Wenn man mehr will als die Anderen, muss man mehr tun als die Anderen", erklärt der 44-jährige Multi-Unternehmer, wie das heute heißt. Einst hätte man durchaus ehrfürchtig gesagt, Kellermann ist ein Hansdampf in allen Gassen.

"Befähigt zur Selbstständigkeit"

Doch alles der Reihe nach. Den Weg in die soziale Arbeit begann Kellermann bei Dr. Loew Soziale Dienstleistungen. Nachdem ein Verwandter ihn dorthin vermittelt hatte, arbeitete er erst als Hilfs-, später als Fachkraft. Durch eine Fortbildung zum Sozialkompetenztrainer war Kellermann schließlich "befähigt zur Selbstständigkeit". Das nutzte er aus. 2010 gründete er sein eigenes Unternehmen, das Sozialkompetenztraining Oberpfalz (SKTO), das sich um Jugendhilfe kümmert und auch anerkannter Träger der freien Jugendhilfe ist. Über schon vorhandene Kontakte zu den Jugendämtern entstand bald ein Klientenstamm. Das sind bisher 100 bis150 junge Leute, Eltern, ganze Familien, die er und 20 seiner 40 Mitarbeiter ambulant betreuen.

Auch tiergestützte Pädagogik hat das SKTO im Programm. Der Umgang mit Tieren soll das Verhalten von Kindern und Jugendlichen positiv beeinflussen. Es gibt also zehn Hühner, zwei Hunde, eine Katze, aber auch drei Pferde. Nur fünf Jahre später, 2015, eröffnete Kellermann vier Standorte des Schwesterunternehmens KETO. Hier finden minderjährige Asylsuchende Unterkunft und Unterstützung. Inzwischen sind aber drei der Einrichtungen geschlossen, weil sich die Bewohner in ganz Deutschland verteilt haben. Das Wohnheim in Neustadt/WN verwandelten Kellermann und seine Frau Jasmin zwischenzeitlich in eine Pension für Montagearbeiter und Ausflügler.

Akquise mit Google-Übersetzer

Trotzdem sind das SKTO und seine Schwesterunternehmen Non-Profit-Unternehmen, das heißt, das Jugendamt übernimmt zwar die Kosten, man kann aber nicht wirklich reich damit werden. Deshalb kam Kellermann schließlich auf die Leuchte. Während der Corona-Pandemie gestaltete die Familie ihren Garten um. Doch weil ihm Außenlampen über den normalen Handel zu teuer waren, meldete Kellermann kurzerhand noch ein Gewerbe an. "Schon auf dem Amt haben sie mich gefragt: 'Hast du schon Kataloge?'", erzählt Kellermann. Und so entstand das "Luto Leuchtenparadies", nach den Söhnen Luca und Toni benannt.

Seine internationalen Hersteller habe er, ganz profan, mithilfe von Google-Übersetzer angeschrieben. Nach fast 40 verkauften Lampen plant er mit den Leuchten und seinem neuesten Projekt "Tischwerk" den größten Einrichtungs-Showroom der Oberpfalz, natürlich in Neudorf bei Luhe-Wildenau. Denn wenn Kellermann eines wichtig ist, dann: Heimatverbundenheit. Zwar expandiert er nach Regensburg oder München, sein Lebensmittelpunkt ist und bleibe aber in Luhe-Wildenau, betont er. Und: Die Kunden kämen auch zu ihm ins "Dorf".

Eigene Herangehensweise

Dass der Laden so gut läuft, hat auch mit Kellermanns Firmennetzwerk zu tun. Etwa erzählt er von einer ehemaligen SKTO-Mitarbeiterin, die ihm über ihren niederländischen Mann seltenes Holz vermittelt hat. Solche Kontakte verhelfen Kellermann zu exklusiver Ware, die entsprechend auch prominente Kunden anlocken würde. Darüber hüllt er sich aber in Schweigen. Trotzdem sei es dem Unternehmer und Vater wichtig, sich nicht verbiegen zu lassen. Das Motto "Ich spiele nicht nach Noten, ich mache meine eigene Musik" ziehe sich durch seine ganze Laufbahn. Als Sozialkompetenztrainer etwa kann er sich seit jeher in seine jugendlichen Klienten hineinversetzen, weil er selbst "auch kein Engel" war. Was ihn zu einem richtigen Unternehmer macht: "Manche sind Unternehmer, manche Unterlasser." Kellermann sagt von sich selbst, er würde nicht lang nachfragen, sondern einfach machen.

Unterstützt wird er von seinen beiden Mitarbeiterinnen, Doris Maier und Eva Loew. Sie kümmern sich um das Geschäftliche, aber auch mal um den Messeaufbau. Auch auf seine Familie könne sich Kellermann immer verlassen. Für die findet er neben der Arbeit und dem Motorrad- und Rennradfahren natürlich immer Zeit. Und wie kann es anders sein: Auch für die Zukunft hat er noch einiges geplant, wie etwa eine eigene Leuchtenlinie oder ein Buch, verrät der 44-Jährige. Aber schon jetzt sei er vor allem eins: glücklich.

Weiherhammer19.11.2021
Info:

Zur Person

  • 44 Jahre alt
  • Verheiratet, zwei Söhne
  • Gelernter Schlosser
  • Sozialkompetenztrainer und Leiter des Sozialkompetenzzentrums Oberpfalz
  • Inhaber der Leuchtenhandlung LUTO Leuchtenparadies
  • Chef von 40 Mitarbeitern
  • Geplante Projekte: Verkauf von Designertischen, Motivationsbuch
 
 

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