Verwandt mit Napoleon und Königen: Die Geschichte der Leuchtenberger Herzöge

Leuchtenberg
03.10.2022 - 15:15 Uhr
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Die Leuchtenberger Herzogsfamilie trägt einen großen Namen. Sie ist mit europäischen Königshäusern verwandt, ihre Geschichte begann mit Napoleon, sogar bayerische Hauptverkehrsrouten sind nach ihr benannt – und bald stirbt sie wohl aus.

Herzog Nicolaus von Leuchtenberg steht in dem Markt, der seinen Familiennamen trägt. Und in der Hand hält er ein Glas eines Sekts, der seinen Namen trägt. Es herbstelt in der Oberpfalz, gerade hat es noch geschüttet. Doch der 88-Jährige lächelt. Denn vor einer halben Stunde hat er in dem Ort im Landkreis Neustadt/WN noch eine Straße eingeweiht, die nun, wie soll es anders sein, einen Namen trägt, der mit seiner Familie zu tun hat. Der Amalienweg ist nun nach seiner Urururgroßmutter benannt: Auguste Amalie, der Herzogin von Leuchtenberg und Fürstin von Eichstätt.

Nicolaus von Leuchtenberg ist das aktuelle Oberhaupt der Herzogsfamilie von Leuchtenberg, einer Familie, die mit vielen Königshäusern Europas verwandt ist – wie dem aus Portugal, Schweden und Norwegen. Die Mitglieder der Leuchtenbergs waren Könige von Bayern und sind sogar mit Napoleon verwandt. Wenn auch nicht blutsverwand, wie Nicolaus von Leuchtenberg betont. Und er ist das Oberhaupt einer Adelslinie, die es wohl bald nicht mehr geben wird. Doch der Reihe nach.

Wie kamen die Herzöge von Leuchtenberg überhaupt zu ihrem Titel? Das Geschlecht der Landgrafen von Leuchtenberg starb 1646 aus und der Titel fiel an das Haus Wittelsbach. Im Jahr 1806 heiratete die bayerische Prinzessin Auguste Amalie von Bayern, Tochter des ersten Königs von Bayern Max I. Joseph, den Stiefsohn von Kaiser Napoleon Bonaparte. Der Name des Stiefsohns lautete Eugène de Beauharnais. "Napoleon hatte im Sinn, seinen Machtbereich zu erweitern", erklärt Nicolaus von Leuchtenberg.

Durch die Hochzeit Italiens Vizekönigin

Diese Hochzeit machte Napoleon schließlich zu einer der Bedingungen für die Erhebung Bayerns zum Königreich. Am 14. Januar 1806 heiratete Auguste Amalie den Adoptivsohn Napoleons und Vizekönig von Italien, Eugène Beauharnais, in der Hofkapelle der Münchner Residenz. Auguste war damit Vizekönigin von Italien geworden.

Dem frisch vermählten Paar verlieh König Max 1817 dann schließlich den noch freien Titel eines Herzogs und der Herzogin von Leuchtenberg. Gleichzeitig wurden sie Fürst und Fürstin von Eichstätt, jedoch ohne dazugehörige Gebietsansprüche. Mit dem verliehenen Titel wurde der Name Leuchtenberg also zum zweiten Mal Teil der bayerischen Geschichte.

Die Familie von Auguste Amalie residierte erst in Mailand, dann aber überwiegend in München, Ismaning und Eichstätt. Noch heute erinnern Bauwerke wie zum Beispiel das Palais Leuchtenberg am Münchener Odeonsplatz an den Familiennamen aus der Oberpfalz. Heute sitzt das bayerische Finanzministerium in dem Palais. "Es sei ihnen vergönnt", sagt Nicolaus von Leuchtenberg. Übrigens: Auch die bekannten Münchener Hauptverkehrsrouten, der Leuchtenberg-Ring und der Leuchtenberg-Tunnel, tragen den Namen des kleinen Oberpfälzer Marktes und seiner Herzogsfamilie.

Das Ende der "Nicolaus-Reihe"

Nicolaus von Leuchtenberg ist Jahrgang 1933, er wird in diesem Jahr 89 Jahre alt. In den 50er Jahren war er das erste Mal in Leuchtenberg. Und seitdem kehre er immer wieder gerne für Besuche in die Oberpfalz zurück, erklärt er. Denn der Herzog wohnt nicht in Leuchtenberg, sondern in Bonn. Einen seiner Söhne hat er bereits verloren. Er trug sogar seinen vollständigen Namen. Der junge Nicolaus von Leuchtenberg verstarb an den Folgen einer Embolie. "Damit ist die Nicolaus-Reihe Geschichte", erklärt der 88-Jährige. Glücklicherweise habe er noch seinen zweiten Sohn Konstantin. "Doch dieser hat keine Absicht, eine Familie zu gründen."

Sollte das wirklich so sein, wird der Name von Leuchtenberg nicht mehr durch Nachfahren weitergetragen. "Dann sterben wir aus wie die Landgrafen zu Leuchtenberg", sagt er. Doch so richtig weg wird der Name nie sein. Denn schließlich heißen mindestens eine Marktgemeinde, ein Sekt, eine Oberpfälzer Straße, ein Palais in München und die Hauptverkehrsrouten der Landeshauptstadt so wie Nicolaus von Leuchtenberg und seine Familie.

Hintergrund:

Die letzten Landgrafen zu Leuchtenberg

  • Georg Ludwig: Er erbaute von 1594 bis 1601 das Franziskanerkloster in Pfreimd. 1594 Reichshofratspräsident, seit 1601 beim Kaiserhof in Prag; 1613 in Wien an der Pest gestorben. Liegt mit seinen drei Gemahlinnen in Pfreimd begraben.
  • Wilhelm: Durch seinen Lebenswandel brachte er die Landgrafschaft in große Verschuldung. Mehrmals eingekerkert. Trat in den Franziskanerorden ein und starb 1634 als Franziskanerpriester in Ingolstadt.
  • Max Adam: Der 30-jährige Krieg brachte Not und Elend über die ganze Landgrafschaft. Eine Verarmung von Adel und Volk war die Folge. Als letzter seines Stammes verstarb Maximilian Adam 1646 in Nördlingen, körperlich und seelisch gebrochen. Sein Sohn Christoph Franz starb am Tag seiner Geburt.
  • Quelle: Markt Leuchtenberg
 
 

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