75. Todestag von Karl Valentin: Unsterblicher Humor mit Hintersinn

Leuchtenberg
06.02.2023 - 10:58 Uhr
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Hagere Gestalt, leicht zerknautschtes Gesicht, messerscharfer Verstand und ein schlagfertiges Mundwerk – das war Karl Valentin, der Urvater bayerischer Komik. Zum 75. Todestag erinnern sich Oberpfälzer Kreative.

Auch wenn die Wurzeln des erfahrenen Produzenten, Intendanten, Regisseurs und frisch gekürten künstlerischen Leiters des Landestheater Oberpfalz in Berlin, also klar jenseits des Weißwurst-Äquators liegen, ist Christian A. Schnell sattelfest in Sachen Karl Valentin. Skurriler Humor gehört zum Ersten, was ihm zum "liebenswerten Wortzerklauberer" einfällt. Besonders angetan hat es ihm die "Orchesterprobe". Und um ein Lieblingszitat ist er auch nicht verlegen: "Kunst kommt von können, nicht von wollen, sonst müsste es ja Wunst heißen".

Der Regensburger Hörfunkjournalist, Schauspieler und Autor Uli Scherr hat beim Namen Karl Valentin gleich das Bonmot "Sich sägen bringt Regen" im Kopf. Als Lieblingssketch wählt er "Buchbinder Wanninger" – auch auf die Gefahr hin, dass dieses Stück an dieser Stelle mehrfach genannt wird. "Ich vermute, dass keine andere Nummer von Valentin bis heute so oft imitiert, nachgespielt und variiert worden ist wie diese. Sie beweist, wie einflussreich und stilbildend Valentins Werk bis heute ist", begründet Scherr seine Wahl. Gerhard Polts "Erwin am Telefon" sei eine besonders schöne Weiterentwicklung vom "Wanninger", fügt er hinzu.

Liebe für Sprachspielereien à la "Semmelnknödeln"

Auf die Frage, was er am Komiker und Menschen Valentin besonders schätzt, antwortet Scherr: "Ich habe viele Jahre in München gelebt. Ich denke, dass die allermeisten Vertreter der dortigen Kleinkunstszene sich in irgendeiner Weise auf Valentin beziehen. Sein Einfluss auf zeitgenössisches Kabarett und Theater ist gar nicht groß genug einzuschätzen". Er persönlich liebe vor allem die Sprachspielereien Valentins, Stichwort "Semmelnknödeln". Seinen favorisierten Satz hätte er zwar nicht aus dem Stegreif hersagen können, aber schriftlich klappt es: "Es geht schon wieder a bessl bisser… Na! Beim Biseln besser… Na! A bisserl besser".

Wunderbares "Musäum"

Die Oberpfälzer Kabarettistin Eva Karl Faltermeier denkt beim Namen Karl Valentin gleich an das wunderbare "Musäum" in München – und an einen sehr sehr subtilen Humor, der heute so kaum mehr möglich wäre. Für sie ist es seine Umständlichkeit bei gleichzeitig absoluter innerer Klarheit, die ihn auszeichnet. Und weil sie deswegen mit elf schon Zigarre rauchen durfte, steht bei ihr "Der Firmling" ganz oben auf der Hitliste, genauso wie die "Semmelnknödeln".

Lieferant für Lebensweisheiten

Weil es schlicht und ergreifend genau so sei, favorisiert Harry G den Spruch "Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch". An der Person Karl Valentin beeindruckt den Komiker, Kabarettisten und Schauspieler, "dass er einen einzigartigen melancholischen Feinsinn hatte, ein sensationeller Beobachter des ganz normalen Lebens war. Und, dass seine Einflüsse bis heute spürbar sind". In dem Buch  "Gar ned krank is a ned g'sund" blättere er oft: "Da erkenn ich mich selber wieder". Karl Valentin verdankt der zweifache Vater auch sein tagtägliches Mantra: "Kinder brauchen nicht erzogen werden, sie machen uns eh alles nach". 

Für Erich Wein, Vorstandsmitglied des Ovigo-Theaters, lässt sich der frühe Komiker und Kabarettist mit heutigen Maßstäben immer noch nicht messen: "Er hat ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, nicht nur äußerlich". Weins Respekt hat sich Karl Valentin durch das virtuose Spiel mit der deutschen Sprache und die gerne benutzten Doppeldeutigkeiten verdient. Dass der Komiker beim Verfolgen seiner Ziele nicht zimperlich war, habe ihn schließlich zu einer nicht unumstrittenen Figur gemacht, sperrig und unangepasst. Doch auch das könne ja eine Art Auszeichnung sein. Der berühmte "Buchbinder Wanninger" ist Wein auch heute noch häufig und immer wieder präsent. Besonders eingeprägt hat sich ihm der Satz: "Der Mensch ist gut, nur die Leute sind schlecht!" und natürlich auch der Artikulationshinweis für Nordlichter: "Nenn mich nicht Walentin, du nennst ja auch nicht deinen Vater Water".

Hintergrund:

Zur Person: Karl Valentin

  • Valentin Ludwig Fey wird am 4. Juni 1882 in München geboren.
  • Er arbeitet als Komiker, Volkssänger, Autor und Filmproduzent.
  • Als Karl Valentin tritt er erstmals 1902 auf.
  • Erste Erfolge als Musikclown und Solokomiker feiert er ab 1908.
  • Kongeniale Partnerin: Elisabeth Wellano, die als "Liesl Karlstadt" mit ihm auftritt, lernt er 1911 kennen.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg hat er finanzielle Nöte.
  • Am 9. Februar 1948, einem Rosenmontag, stirbt er in Planegg an einer nicht auskurierten Bronchitis mit Lungenentzündung.
 
 

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