"Narrische Lichterkette" in Kulmain entpuppt sich als Küchenbrand

Kulmain
11.02.2022 - 14:02 Uhr
OnetzPlus

Glück im Unglück hatte Tatjana Mathes aus Kulmain: Das Feuer in ihrem Haus entdeckten ihre Nachbarn, die aktive Feuerwehrmänner sind. Sie handelten routiniert und verhindern so eine Katastrophe. Ein Gerät darf in Zukunft nicht fehlen.

„Wenn meine Nachbarn nicht so beherzt eingegriffen hätten, dann..." Kurz verschlägt es Tatjana Mathes die Sprache. „Dann wäre es nicht bei dem Sachschaden geblieben.“ Sie schluckt. Um ihre linke Hand ist eine pinkfarbener Verband gewickelt. „Von der Infusion“, sagt sie. Was war geschehen? Im Küchenbereich des ehemaligen Pilspubs in Kulmain brach Ende Januar ein Brand aus. Schlimmeres verhinderten die aufmerksamen Nachbarn und ein Rauchmelder.

Für Tatjana Mathes und ihren Ehemann Manfred Kraus war es ein ganz normaler Dienstagabend. Zusammen mit ihren Hunden Nelly und Pippi saß die 63-Jährige in ihrem Wohnzimmer vor dem Fernseher, ein Feuer knisterte im Kaminofen. „Manfred ist gegen 19.30 Uhr nach oben gegangen“, blickt sie zurück. Kurz nach 21 Uhr nahm sie einen seltsamen Geruch wahr. „Irgendwie roch es nach verschmortem Plastik.“ Mathes ging in den Flur und bemerkte feinen Rauch. „Dann habe ich auch das Schrillen des Rauchmelders gehört und meinen Mann gerufen.“ In diesem Moment denkt Mathes noch an einen Schornsteinbrand. Sie ging nach draußen, um im früheren Pilsstüberl, das sich in einem Anbau befindet, nach dem Rechten zu sehen.

Eindämmung mit Feuerlöscher

Als sie die Türe öffnete, schlug ihr schwarzer Rauch entgegen. Noch immer denkt sie an einen Kaminbrand. Im nächsten Moment kamen ihre Nachbarn Otto und Alexander Schroll samt Feuerlöscher auf sie zu gerannt. Beide sind erfahrene Feuerwehrmänner in Kulmain. „Es brennt in der Küche!“, rief Otto Schroll, der das Feuer bereits der Einsatzzentrale gemeldet hatte. Noch in ziviler Kleidung begab sich Alexander Schroll in das Gebäude und versuchte, mit dem Feuerlöscher den Brand einzudämmen – mit Erfolg.

„Der Feuerschein ist meinem Sohn Alexander aufgefallen“, sagt Otto Schroll, auf Nachfrage. Im ersten Moment dachten die beiden an eine „narrische Lichterkette“. Doch schnell stand für die beiden fest: Das ist ein Feuer. „Dieses schnelle und entschlossene Handeln hat dem Feuer die Kraft genommen“, sagt Kreisbrandmeister Florian Braunreuther. „Nur ein paar Minuten später und das Feuer hätte sich auch in den angrenzenden Raum ausgebreitet.“

Unter dem Sessel versteckt

Um die Hunde in Sicherheit zu bringen, liefen die 63-Jährige und ihr Mann zurück ins Wohnhaus. Manfred Kraus nahm sich Rehpinscher-Hündin Pippi. Mathes wollte sich Nelly schnappen, aber die Chihuahua-Hündin hatte sich versteckt. „Als ich sie unter dem Sessel gefunden hatte, hab ich sie rausgezogen und bin schnell nach draußen.“ Inzwischen waren die Feuerwehren aus Kulmain, Zinst, Immenreuth und Kemnath eingetroffen. Otto und Alexander Schroll waren noch schnell im Feuerwehrhaus, um sich ihre Einsatzkleidung anzuziehen. Durch den eingeatmeten Rauch bekam Tatjana starken Husten und musste im Rettungswagen behandelt werden. Auch eine Woche später ist ihre Stimme noch rau und kratzig. Um 22:30 Uhr rückten die Feuerwehren ab. In das Haus konnte das Ehepaar an diesem Abend nicht mehr, es kam bei der Familie Schroll unter.

„Ich bin der Familie Schroll, allen Feuerwehrleuten, dem Rettungsdienst und dem Notarzt so dankbar“, sagt Mathes. „Sie alle haben unser Leben und das der Hunde gerettet.“ Die Nachricht vom Brand verbreitete sich in Kulmain wie ein Lauffeuer. Schon am nächsten Tag meldeten sich viele Menschen und boten Hilfe an, auch für die nötigen Renovierungsarbeiten. „Ich bin überwältigt. Vielen, vielen Dank.“ Tatjana Mathes blickt zuversichtlich nach vorne. „Farbe und Möbel kann man neu kaufen, aber man hat nur ein Leben.“ Ein Gerät soll sie in Zukunft nirgendwo mehr fehlen: „Ich möchte in jedem Zimmer einen Rauchmelder“, sagt Mathes.

Besondere Gefahr in der Nacht

„Rauchmelder retten Menschenleben“, bestätigt Florian Braunreuther. Besonders in der Nacht seien Brände besonders gefährlich, weil auch der Geruchssinn schlafe. Brandrauch kann bereits nach zwei Minuten tödlich sein. Der Kreisbrandmeister empfiehlt deshalb, ausreichend Rauchmelder anzubringen und diese regelmäßig zu kontrollieren.

Prüfung und Reinigung

Laut der Initiative „Rauchmelder retten Leben“ besitzen alle Melder eine zugängliche Prüftaste, mit der man sie testen kann. Ist beim Drücken nach mehreren Sekunden kein Signalton zu hören, sollten die Batterien gewechselt oder das Gerät ersetzt werden. Hier gelte es, die Angaben des Herstellers zu beachten. Rauchmelder mit dem Qualitätszeichen „Q“ verfügen über eine eingebaute 10-Jahres Batterie. Spätestens nach dieser Zeit sollte das Gerät ausgetauscht werden. Das Herstellungsdatum und die Laufzeit sind auf dem Gerät vermerkt.

Weil sich in den Raucheintrittsöffnungen oder auf Abdeckungen sich Staub und Insekten ansammeln können, sollte man Rauchmelder regelmäßig am besten mit einem feuchten Tuch abwischen oder gemäß den Herstellerangaben säubern. Auf Pusten oder Aussaugen sollte verzichtet werden, da die Sensoren des Rauchmelders Schaden nehmen könnten, wie es vonseiten der Initiative weiter heißt. Zudem wird darauf verwiesen, dass sich im Umkreis von 50 Zentimetern keine Hindernisse befinden sollten. So könne der Rauch ungehindert an den Sensor gelangen.

Kulmain26.01.2022
OnetzPlus
Schwarzenbach bei Pressath06.01.2022
Hintergrund:

Das Wichtigste zur Rauchmelderpflicht

  • In Neu- und Umbauten müssen seit 2013 Rauchmelder eingebaut werden, eine Übergangsfrist galt bis 2018 für Bestandsbauten
  • Pflicht in allen Schlafräumen, Kinderzimmern und Fluren, die ins Freie führen
  • Für den Einbau ist der Eigentümer bzw. der Vermieter verantwortlich, für die Wartung der Mieter
  • Auf Prüfsiegel von Stiftung Warentest oder Feuerwehr achten
  • Zusätzlicher Kohlenmonoxid-Melder bei offenen Feuerstellen empfohlen, teils sogar vom Schornsteinfeger vorgeschrieben

Quelle: www.rauchmelder-lebensretter.de

 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.