Vor einiger Zeit hat Karingard Vangerow bei Spaziergängen entlang der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Kemnath und Kötzersdorf täglich Füchse beim Spielen beobachtet. Wie die Kastlerin erklärt, hatten sich die Tiere ein Entwässerungsrohr als Behausung ausgesucht.
Doch nach einigen Tagen habe sich dort "ein großes Loch mit riesigen Betonbrocken und Rohrtrümmern" befunden, berichtet sie. Stunden später seien diese wieder entfernt und die Stelle nahezu vollständig eingeebnet gewesen, um Beweise zu vernichten, ist sich die engagierte Tierschützerin sicher. Hier müsse jemand mit schwerem Gerät zugange gewesen sein. Als Grund nimmt sie an, dass die Füchse getötet oder zumindest vertrieben werden sollten. Die Tiere jedenfalls bleiben von diesem Tag an verschwunden.
Schriftliche Anzeige
Die Kastlerin, die selbst aus einer Forstfamilie stammt, meint, dass alleine schon das Tierschutzgesetz eigentlich Schutz vor einem solchen Vorgehen biete, "das man ja wohl nicht als ordnungsgemäße Jagdausübung bezeichnen kann". Sie erstattet daher schriftlich Anzeige gegen Unbekannt, inklusive Bildern von den Baggerarbeiten. Ebenso bietet sie an, weitere Zeugen zu nennen und einen Lageplan anzufertigen.
War nur die Frage, an welchen Adressaten. Die Stadt Kemnath scheidet aus, weil sie zwar für die Sachbeschädigung, nicht aber für die Verfolgung von Tierschutzvergehen zuständig ist. Ebenso das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, weil nach dessen Aussage keine Waldflächen betroffen seien, berichtet die Tierschützerin. Vielmehr sei auf die Zuständigkeit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt verwiesen worden. Als weiterer Adressat bleibt Vangerow noch das dortige Veterinäramt.
Was dann folgt, ist Warten. Trotz wiederholter Nachfrage vergehen vier Wochen, bis sich das Veterinäramt überhaupt bei ihr meldet. Wiederum auf ihren Anruf hin sei ihr mitgeteilt worden, dass der Verursacher bei einer telefonischen Befragung angegeben habe, dass der Hund seiner Schwiegertochter in den Durchlass gekrochen sei und den Rückweg nicht mehr gefunden habe. Deshalb habe der Waidmann zur Selbsthilfe gegriffen und mit einem Bagger den Dackelmischling ausgegraben. Angeblich seien da keine Füchse gewesen, gibt die Kastlerin den Inhalt des Gesprächs wieder.
Verbleib nicht geklärt
Doch zufrieden ist sie mit dieser, wie sie sagt, "Larifari-Auskunft" beileibe nicht. Sie habe eine schriftliche Stellungnahme des Veterinäramtes und auch eine Reaktion, sprich überhaupt eine Eingangsbestätigung der Unteren Naturschutzbehörde auf ihre Anzeige hin verlangt. Zu viele Punkte sind ihrer Ansicht nach unlogisch oder Fragen bleiben unbeantwortet. Sie erhält nach etwa einer Woche ein kurzes Schreiben des Veterinäramtes, wonach der Verbleib der Füchse nicht abschließend geklärt werden konnte. Antworten auf ihre zwischenzeitlich konkretisierten Fragen, unter anderem warum nur das breite Mittelteil, aber nicht die schmäleren Rohre des Durchlasses bei der Hundebergung ausgegraben wurde, gibt es jedoch nicht.
Vangerow bleibt hartnäckig, hakt bei der Behörde in Tirschenreuth immer wieder nach, möchte Antworten auf die Fragen, was mit den Füchsen geschehen ist, ob es vor Ort eine Untersuchung gegeben hat und welche Sanktionen gegebenenfalls gegen den Verursacher verhängt würden. Schließlich meldet sich das Sachgebiet Öffentliche Sicherheit und Ordnung, wo auch der Bereich Jagdrecht beheimatet ist, per E-Mail bei ihr. Dieses beruft sich auf die Ermittlungsergebnisse des Veterinäramtes. Ob ein Fuchsbau vorhanden gewesen sei, konnte nicht bestätigt werden, ebenso der Tatvorwurf. Daher werde von weiteren Maßnahmen abgesehen.
Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien bestätigt die Pressestelle, dass die Ortseinsicht erst mehrere Wochen nach der Anzeige erfolgt sei. Aufgrund der "sehr aussagekräftigen" Fotos Vangerows und da die Füchse nicht mehr vor Ort gewesen seien, "sah das Veterinäramt zunächst keine Notwendigkeit". Dieses sei mit der Sache betraut gewesen, weil Vangerow ihr Schreiben auch dorthin adressiert habe.
Auch wird angemerkt, dass vom Gespräch des Mitarbeiters des Veterinäramtes mit dem Verursacher ein schriftliches Protokoll angefertigt worden sei. Die Vorschriften des Bayerischen Verwaltungsverfahrensgesetzes sähen eine schriftliche Befragung nicht zwingend vor.
Keine eigenen Ermittlungen
"Der Sachverhalt wurde durch das Veterinäramt ausreichend und nachvollziehbar ermittelt", heißt es weiter. Das Ergebnis bestätige auch die Stadt Kemnath, der "keinerlei Hinweise" vorliegen, dass die Füchse vergiftet oder auf andere Art und Weise getötet wurden. Sollten sie sich tatsächlich im Durchlauf aufgehalten haben, wären sie "höchstens vergrämt worden". Nachdem auch der Verursacher den Sachverhalt gegenüber der Unteren Jagdbehörde bestätigt habe, habe diese "keinen Sinn in eigenen Ermittlungen" gesehen. Die Füchse befänden sich nicht mehr vor Ort. Daher könne nicht geklärt werden, ob die Tiere getötet oder vergrämt worden seien und sich neue Lebensräume gesucht haben. Es stehe Aussage gegen Aussage. "Ein Verstoß gegen tierschutz- oder jagdrechtliche Vorschriften ist vorliegend nicht ersichtlich und auch nicht beweisbar."
Verzögerungen wegen Corona
Die verzögerten Reaktionen auf Karingard Vangerows Anzeigen erklärt die Pressemitteilung des Landratsamtes mit einem Verweis auf die Coronakrise. Dies sei im vorliegenden Fall nicht angezeigt gewesen.
- Mitarbeiter des Veterinäramtes hätten das Gesundheitsamt unterstützt.
- Nur "dringend erforderliche Außendienste bei Gefahr in Verzug" seien erlaubt gewesen.
- Die Vorermittlungen zusammen mit der Stadt Kemnath hätten einen zeitlichen Vorlauf erfordert.
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