Die Landwirte kritisierten bei den Demonstrationen, die bundesweit in vielen größeren Städten stattfanden, die Landwirtschafts- und Umweltpolitik der EU und Bundesregierung. Das Agrgarpaket der Bundesregierung mache durch die Breite an Vorschriften, Auflagen und Gesetzen ihre Arbeit und das Leben deutlich schwerer und gefährde zudem ihre Existenz sowie den ländlichen Raum, erklären die Landwirte.
Auf Facebook hatten sich wenige Tage nach der dort Anfang Oktober gegründeten Gruppierung "Land schafft Verbindung" Tausende von Menschen zusammengefunden. Für den Bereich Oberfranken und Oberpfalz war die "Bauern-Demo" auf den Straßen Bayreuths. Es handelte sich um eine verbandsunabhängige Demonstration der Initiative "Land schafft Verbindung - Wir rufen zu Tisch".
Weit über 100 Landwirte aus dem Landkreis Tirschenreuth waren am Dienstag mit ihren Zugmaschinen nach Bayreuth gereist. Ein Großteil hatte sich dazu zuvor auf dem Festplatz in Kemnath getroffen. Weitere schlossen sich auf einem Großparkplatz nahe Tirschenreuth an, informierte Matthias Zahn aus Reuth bei Erbendorf vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter.
Auch aus anderen Regionen hatten sich am frühen Dienstagmorgen Landwirte zur Sternfahrt aufgemacht. Streifenwagen der Polizei begleiteten die großen Traktoren. "Erwartet werden rund 1000 Traktoren aus Franken und der Oberpfalz", sagte Zahn vorab. Kreisobmann Ely Eibisch sowie weitere Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter sowie weiterer Verbände und Vereine machten sich ebenfalls mit auf den Weg.
Dass die Bauern nicht nur im Eigeninteresse unterwegs sind, machte Matthias Zahn deutlich. "Natürlich geht es um die Zukunft unserer Betriebe. Aber es geht auch um die Zukunft der ländlichen Räume. Je mehr zukunftsfähige landwirtschaftliche Betriebe es in der Region gibt, desto besser ist dies auch für die Bevölkerung."
Landwirte wollen mitreden
Landwirte schafften ihr Geld nicht in Steueroasen oder Luxusobjekte in aller Welt, sondern investierten es in ihre Betriebe. Davon profitiere die gesamte Bau- und Handelswirtschaft in der Region, betonte Zahn. Die Landwirte machten deutlich, dass sie bereit seien, die Zukunft gemeinsam mit Politik und Bevölkerung zu planen. "Jedoch wollen wir mitreden und weisen auf den schwierigen Spagat hin, vor dem wir stehen. Weltmarktpreise auf der einen und deutsche Auflagenflut auf der anderen Seite erschweren uns alle das Wirtschaften."
Die zunehmenden verbalen Attacken gegenüber Bauernfamilien machten vielen zu schaffen. "Die Frage, ob man den Hof wirklich weiterführen will, wird immer öfter gestellt", wusste Zahn. Die Landwirte sehen ihren Fortbestand gefährdet. "Wir werden oft als Buhmänner hingestellt", heißt es von den Organisatoren der Demos zusammenfassend. "Permanente negative Stimmungsmache und Bauernbashing", beklagt die Initiative.
Realistische, praxisnahe und umsetzbare Vorgaben mit zuverlässiger Rechtsprechung, den Abbau des bürokratischen Aufwandes, Vermeidung aufgeblähter Kosten durch Genehmigungsverfahren sowie keine Blockaden bei der Umsetzung der rechtlichen Vorgaben durch weitere Behörden seien die Forderungen der Landwirte. "Gemeinsam wollen wir wieder mitgestalten und friedliche Lösungen finden. Lösungen, die ein fortbestehen unserer Branche in Deutschland ermöglichen", heißt es in einem Infobrief der Initiativbewegung "Land schafft Verbindung".
Gespräche gefordert
Sie schreibt weiter, dass das Agrarpaket die deutsche Landwirtschaft gefährde. "Die Verschärfung der Düngeverordnung führt zu Unterdüngung. In den sogenannten roten Gebieten schadet das dem Boden und dem Wasser mehr als es nützt." Es werden Verhandlungsgespräche zwischen Landwirten sowie der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft gefordert.
Die Aufstellung zum Korso durch das Bayreuther Stadtgebiet bezogen die Traktoren nahe den Salzhallen in Bindlach. Gegen 11 Uhr startete der Demonstrationszug über den Nordring in Richtung zum Kundgebungsort vor dem Tierzuchtzentrum. Neben der Demo in Bayreuth fanden nach Angaben des Bayerischen Rundfunks in Würzburg und München weitere Kundgebungen statt.
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