Wolf oder nicht Wolf? Das ist zu den Aufnahmen bei Hütten und Windischeschenbach bekannt

Hütten bei Grafenwöhr
16.03.2023 - 16:04 Uhr
OnetzPlus

Die zuständige Fachstelle bestätigt: In Hütten bei Grafenwöhr hielt sich vor einer Woche ein Wolf am Rande einer Wohnsiedlung auf. Ob er zu einem Rudel gehört, ist unklar. Weitere Bilder stammen aus Windischeschenbach.

Die Aufnahmen einer Wildtierkamera nahe Windischeschenbach können auch Fachstellen nicht zweifelsfrei bewerten.

Der Schwanz ist buschig, die Nase schwarz. Die Fellzeichnung: wolfstypisch. Das Tier tapst kurz auf der Stelle, scheint direkt in die Kamera zu schauen. Auf dem Gelände vor ihm stehen ein Holzschuppen und Autos. Dann dreht es sich um und verschwindet im Gestrüpp. Die gut halbminütige Aufnahme stammt von einem Anwohner in Hütten bei Grafenwöhr. Entstanden ist sie am vergangenen Samstag, nachmittags. Im Vordergrund ist die Hauptstraße zu sehen, der Blick der Kamera geht nach Süden, dorthin, wo das Tier aufgetaucht ist.

Über den zuständigen Fachmann für "Große Beutegreifer" im Landkreis, Hans Lehner, landete das Video aus Hütten beim Landesamt für Umwelt (LfU). Dort prüft man regelmäßig Bilder, Videos oder Berichte über Wölfe auf ihre Echtheit. Das Ergebnis diesmal: c1. Das Kürzel steht für einen eindeutigen Wolfsnachweis, ohne Zweifel.

Meist gingen Wolfssichtungen in den vergangenen Jahren auf Wildtierkameras zurück, Hunderte Meter von Siedlungen entfernt. In diesem Fall stand der Wolf buchstäblich am Vorgarten eines Wohnhauses. Der Anwohner, der die Aufnahme angefertigt hat, will sich öffentlich nicht äußern oder damit in Verbindung gebracht werden.

30 Kilometer: kein Problem

Nun darf niemand überrascht sein, dass sich im Raum Mantel-Grafenwöhr-Parkstein Wölfe blicken lassen. Bei Hammerles (Parkstein) riss ein Wolf Anfang des Jahres ein Reh. Im Frühjahr 2021 starben zwischen Mantel und Hütten binnen fünf Tagen zwei Wölfe im Straßenverkehr. Vor allem im Manteler Forst sind die Tiere heimisch. Ein standorttreues Weibchen gebar 2021 Junge. Ob es sich bei dem Exemplar in der Hüttener Aufnahme um diesen Nachwuchs handelt, lässt sich nicht sagen. Für eine Individualisierung, also die exakte Bestimmung des Tieres, wäre eine DNA-Probe oder eine Losung nötig.

"Eine Tagesstrecke von 30 Kilometern ist für einen Wolf in seinem Revier überhaupt kein Problem", sagt Wolfs-Experte Lehner. "Dass die Tiere hin- und herwechseln, ist normal." Zumal auch der Truppenübungsplatz Grafenwöhr Wolfsgebiet ist. Lehner kennt Geschichten von Spaziergängern. "Da waren die Leute mit dem Hund im Wald und haben plötzlich einen Begleiter bekommen." Umso wichtiger ist es dort, Hunde anzuleinen. "Oft heißt es, das wäre nur Panikmache. Das ist es nicht."

Wolf wendet das Gesicht ab

Und nun? Bei Lehner landen ständig Aufnahmen von Wölfen, "das ist fast nicht mehr normal", sagt er. Er leitet sie stets an die zuständige Fachstelle am LfU weiter. Verwechslungen, die dann Angst schürten, kämen immer wieder vor. "Am häufigsten mit Schäferhunden, Huskys oder einem Schakal." Lehner sagt aber auch: Der Erkenntnisgewinn durch eine Wolfsaufnahme in einem deklarierten Wolfsgebiet sei gering.

Anders verhält es sich bei einer Aufnahme, die schon ein paar Wochen zurückliegt. Am Vormittag des Weiberfasching, 16. Februar, lief ein Tier durch eine Wildtierkamera bei Menzlhof im Süden von Windischeschenbach. Für einen eindeutigen Nachweis reicht dieses Bild nicht, erklärt Lehner, da der mögliche Wolf sein Gesicht abwendet. Es bleiben somit nur Mutmaßungen.

Im Windischeschenbacher Raum sind Wölfe noch sehr selten. Ein bisheriger Nachweis stammt aus dem Jahr 2020, als ein Wolf, per DNA-Probe bestätigt, zwei Schafe riss.

Hintergrund:

Wolfssichtung: Was zu tun ist

  • Zur eigenen Sicherheit: Möglichst groß machen, nicht in Panik verfallen, nicht weglaufen (weckt den Jagdinstinkt), Hunde anleinen, Kinder an der Hand nehmen oder auf die Schultern setzen. Regierung der Oberpfalz plant Tafeln mit Hinweisen
  • Für Aufnahmen: Da der Wolf streng geschützt ist, gilt offiziell ein Verbot, dem Tier "nachzustellen", etwa um Bilder zu machen. Aber: Aufnahmen helfen Fachstellen, Wölfe nachzuweisen.
  • Sichtung melden: Zur Überprüfung an das Landesamt für Umwelt, inklusive evtl. Aufnahmen, Meldeformular über diesen Link an die Mail-Adresse: fachstelle-gb[at]lfu.bayern[dot]de.
  • Quellen: Netzwerk Große Beutegreifer, Landesamt für Umwelt
 
 

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