„Mit einfachen Mitteln in der Natur kochen“ lautete die schlichte Einladung zu einem Outdoor-Kochkurs der Steinwald-Allianz. Was da am vergangenen Wochenende unter freiem Himmel in Wirklichkeit geboten wurde, war allererste Sahne und wird in den nächsten Sommern mit Sicherheit in manchem Garten eine Wiederholung finden. Es gab Rinderschulter in Öko-Qualität, gegart in einem Topf im Erdloch. Ein weiterer Kochkurs noch in diesem Jahr ist bereits ausgebucht.
Projektmanager Günther Erhardt erinnerte bei der Begrüßung, dass sich die Bio-Kochkurse der Öko-Modellregion Steinwald zu absoluten Rennern entwickelt haben. „Erstmals jedoch mussten in diesem Jahr wegen der Pandemie die Indoor-Kochkurse entfallen“, bedauerte er, und freute sich umso mehr über die Kochveranstaltungen unter freiem Himmel. Die Teilnehmer waren bis aus Bayreuth angereist. Den Kurs leitete der Koch Michael Wildenauer. „Er hatte die Idee zu dieser Premiere und bereits im vergangenen Jahr bei der Öko-Modellregion Steinwald nachgefragt", sagte der Projektmanager. "Dabei stieß er bei uns nicht auf taube Ohren, denn wir haben festgestellt, dass sich immer mehr Menschen von Standardgeschichten verabschieden und hin wollen zu ausgefalleneren Sachen.“
Dass die Premiere des Erdlochkochens mit anschließender Verköstigung bei derart schlechtem Wetter wie am Samstag stattfinden musste, kommentierte Günther Erhardt scherzhaft so: „Sie erleben heute einen ganz besonderen neuen Kochkurs mit Bioprodukten, und das alles bei strömendem Regen. Mehr kann die Öko-Modellregion Steinwald wirklich nicht bieten.“ Dem anschließenden Beifall konnte man entnehmen, dass die Teilnehmer ihr Kommen nicht bereuten. Nur zwei hatten abgesagt. Teils dicht eingepackt in Winterklamotten und Regenkleidung trotzten sie der nasskalten Witterung und freuten sich auf eine völlig neue kulinarische Bio-Entdeckungstour.
Michael Wildenauer führte kurz in die Geschichte vom „Fleisch aus dem Erdofen“ ein. „Das Zubereiten von Fleisch im Erdofen hat eine lange Tradition. Schon unsere Vorfahren längst vergessener Tage schmorten und garten erlegtes Wild auf diese Weise. In anderen Ländern und Kontinenten legen sie noch heute ganze Rinder und Kühe in Erdlöcher. Wir fangen heute aber etwas kleiner an“, meinte der Koch lachend und zeigte dabei auf ein von ihm ausgehobenes Erdloch in seinem Garten.
Ein kleines Zelt zum Schutz vor dem Regen und für die Zubereitung der Speisen hatte er zudem aufgebaut. Darin mussten die Kursteilnehmer Vorbereitungen treffen wie Gemüse schälen und schneiden. Das Fleisch für den Erdtopf, eine Rinderschulter von einem Demeter-Landwirt aus der Region, wurde bereits einen Tag vorher mit Knoblauch, Salz und Pfeffer behandelt. Den Boden des Erdlochs und die Seitenwände hatte Wildenauer mit Steinen ausgelegt und eine Stunde vor Beginn des Kurses ein Feuer darauf entzündet. Das ließ er niederbrennen, bis nur noch Kohlen und heiße Steine übrigblieben. Diese umhüllten dann den Topf, bevor er komplett mit Erdreich abgedeckt wurde.
Die Hitze der Steine wurde genutzt, um das Fleisch im Erdinneren mit Dampf zu garen. Während der 45 Minuten des Wartens bis zum Ausbuddeln hatten die Teilnehmer viel Gesprächsstoff. Der Koch beantwortete dabei zahlreiche Fragen und gab Tipps, die er während seiner Laufbahn gesammelt hat, an die interessierten Outdoor-Teilnehmer weiter. Wildenauer, der nicht in seinem Erstberuf arbeitet, sondern als Einzelhandelskaufmann, ist auch als Ernährungsberater ausgebildet.
Was abschließend folgte, war ein Drei-Gänge-Menü, das keine Wünsche offen ließ. Als Vorspeise gab es angebratene Zucchini mit warmem Feta-Käse. Dem Hauptgericht Rinderschulter folgte als Dessert Bratapfel mit Haferflocken. Viel Lob hatten die Kursteilnehmer für die Öko-Modellregion Steinwald und ganz besonders für Koch Michael Wildenauer, der die begeisterten Hobbyköche mit auf eine außergewöhnliche kulinarische Bio-Entdeckungstour nahm.
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