Wenn man dem kleinen Weg ums Haus der Tier- und Naturliebhaber in der Gartenstraße folgt, empfängt einen neben Vogelgesang aus Obstbäumen und Gehölzen auch ein fröhliches Schnattern und Gackern. Gleich hinter ihrem Garten haben sich die Friedenfelser Ingrid und Bernhard Stilp ein bestens abgestimmtes Naturparadies geschaffen. Abgegrenzt durch einen Holzzaun suchen Gänse, Enten, Hühner, Puten und Tauben nach Futter und genießen die weitläufige Anlage mit großer Wiesenfläche, Gartenteich und Unterschlupfmöglichkeiten. Große Sträucher und Obstbäume bieten zudem Schutz vor Fressfeinden aus der Luft.
„Angefangen mit unserem Naturgarten hat alles, als ich wegen einer schweren Allergie meinen Beruf als Krankenschwester aufgeben musste." Ein Arzt habe ihr geraten, ein Tier zu halten, erzählt Ingrid Stilp schmunzelnd und fährt fort: „Nach Tagen und Wochen der Realisierung über mein Berufsende begann ich mit dem Lesen von Büchern, durchstöberte das Internet und führte Gespräche mit Hobbygärtnern und Kleintierzüchtern über deren Hobbys." Das Garteln und vor allem die Kriterien und Prinzipien eines Naturgartens interessierten das Ehepaar besonders, wie Ingrid und Bernhard Stilp übereinstimmend im Gespräch mit Oberpfalz-Medien berichten.
Ingrid Stilp: „Was folgte, war nach umfangreicher Recherche eine kleine Umgestaltung unseres Gartens. Nach und nach teilten wir das Gelände in zwei Teile. Für unsere Tiere kauften wir ein angrenzendes Grundstück und bauten darauf die benötigten Stallungen und Gehege. Es wurde eine Landwirtschaft aus Liebhaberei ohne ersichtlichen Ertragsgewinn", lacht Ingrid Stilp und verweist auf ein Schreiben vom Finanzamt, das dies bestätigt.
Entschleunigung
Der vordere Teil des Gartens ist mittlerweile ein Ort der Erholung und der Entschleunigung geworden, meint Bernhard Stilp, gibt aber gleichzeitig zu: „Völlig fertig werde ich wahrscheinlich aber nie. Denn beim Sitzen und Verweilen kommen mir immer wieder neue Ideen." Zudem erfordere ein Naturgarten eine lebendige und große Vielfalt von Lebensräumen. "Dazu gehört die Mischung aus Bauerngarten über ein Trockenbiotop bis hin zu einer blühenden Blumenpracht“, weiß der agile Rentner und sagt weiter: „Wer denkt, ein Naturgarten macht keine Arbeit, liegt falsch. Ein Naturgarten bedeutet nämlich nicht, der Wildnis freien Lauf zu lassen, sondern erfordert ein bewusstes und abgestimmtes Gestalten.“
Zertifizierung
Dass dies dem Ehepaar Stilp bis jetzt bestens gelungen ist, beweist die Zertifizierung durch das Landratsamt Tirschenreuth und die Plakette „Naturgarten“ neben der Tür am Eingang des Wohnhauses. Um jedoch in den Genuss der Zertifizierung zu kommen, mussten verschiedene Voraussetzungen erfüllt werden, erläutert Ingrid Stilp bei einem Spaziergang durch den Garten. „Hauptkriterien und wichtig waren der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel sowie chemisch-synthetische Dünger, kein Torf zur Bodenverbesserung und eine hohe ökologische Vielfalt.“ Zusätzliche Punkte, verrät sie, gibt es, wenn verschiedene Kann-Elemente im Garten vorhanden sind. Dazu zähle auch das Zulassen von Wild- und Unkraut, hebt die engagierte Natur- und Tierliebhaberin hervor. Ingrid Stilp: „Unkraut ist von vielen Gartenbesitzern nicht erwünscht. Im Naturgarten hingegen ist es fast ein Muss.“
Auch auf weitere Aspekte verweist das Ehepaar: „Von den Kontrolleuren gern gesehen wird ein wildes Eck sowie eine Vielfalt von Lebensräumen für Vögel, Insekten und Kleintiere. Auch Laubbäume, blühende Stauden und Blumen sowie Gehölze und Strauchhecken schlagen positiv zu Buche. Wichtig in einem Naturgarten sind zudem Gemüse- und Kräuterbeete, die Nutzung von Regenwasser sowie eine Kompostwirtschaft.“
Von Akanthus bis Zitrone
Offen betonen Ingrid und Bernhard Stilp auch, dass sie bei der Bewertung nicht alle Wünsche und geforderten Elemente der Kontrolleure erfüllen konnten. „Für die Auszeichnung hat es aber bei Weitem gereicht, zumal im Garten von A wie Akanthus bis Z wie Zitrone mittlerweile fast alles vorhanden ist“, wie Ingrid Stilp informiert. Für das Ehepaar war eine hundertprozentige Umsetzung aller Kriterien sowieso gar nicht so wichtig, wie sie berichten. Vielmehr bewerten sie es als Beweis, dass man die geforderten Merkmale hin zu einem Naturgarten jederzeit erfüllen kann. Interessierte Naturliebhaber wollen sie deshalb animieren, den gleichen Weg einzuschlagen.
„Die tägliche Freude an einem Naturgarten überwiegt bei Weiten die dafür erforderlichen Arbeiten“, so das Ehepaar. Gerne möchte Ingrid Stilp auch noch ihre an den Naturgarten angrenzende kleine Farm erweitern. Ehemann Bernhard hat sie davon aber noch nicht ganz überzeugt. „Ich bin nämlich der, der die Grobarbeiten im Naturgarten oder auf der Farm verrichtet. Und zum neuesten Tierwunsch meiner Frau habe ich mir noch keine Gedanken zwecks artgerechter Haltung gemacht“, betont lachend Bernhard Stilp. Dass der erforderliche Stallbau aber noch warten kann, meint auch Ingrid Stilp und sagt: „Mein Wunsch nach Alpakas ist groß. Mein Kopf sagt hierzu zwar nein, mein Herz aber ja.“
„Unkraut ist von vielen Gartenbesitzern nicht erwünscht. Im Naturgarten hingegen ist es fast ein Muss.“
„Völlig fertig werde ich wahrscheinlich aber nie. Denn beim Sitzen und Verweilen kommen mir immer wieder neue Ideen."
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.