Richard Becher und sein Sohn Benjamin haben ein Bestattungsunternehmen in Ebnath. Vor einem Jahr bekamen sie das Zertifikat "Demenzfreundlicher Bestatter" nach einem zweitägigen "Demenz-Partner-Kurs" in Berlin. "Wir sind im Verband der unabhängigen Bestatter und deswegen müssen wir alle zwei Jahre verschiedene Kurse absolvieren. Das letzte Mal ging es um Sternenkinder", erklärt Benjamin. Für beide ist das Thema Tod Alltag und sie wissen: "Das Sterben gehört zum Leben."
Seit 28 Jahren ist das Bestattungsunternehmen selbstständig. Das Einzugsgebiet befindet sich überwiegend in der Verwaltungsgemeinschaft Neusorg. Dennoch wurde bislang ihr zusätzliches Angebot nicht in Anspruch genommen. "Der Tod ist ein Tabuthema, aber mit Aussicht auf Besserung", sagt Richard Becher. Während bis vor wenigen Jahrzehnten über das Sterben nicht gesprochen wurde, machen sich mittlerweile vor allem ältere Menschen Gedanken, wie sie ihre letzte Ruhe für sich regeln wollen und treffen Vorsorge. "Kommt es zu einem Sterbefall, ist es für die Familie immer eine Extremsituation", weiß Richard Becher. Für Verwandte ist der Tod eines geliebten Menschen nicht alltäglich und viele Angehörige brauchen Beratung. "Als Bestatter unterstützen wir sachlich aber auch mit Herz und Verstand."
Todesfall verständlich machen
Aber wie funktioniert das, wenn ein Ansprechpartner an Demenz erkrankt ist? "Wir versuchen dann verständlich zu machen, dass es einen Todesfall gab." Die Schwierigkeit dabei: "Es gibt unterschiedliche Krankheitsverläufe." In einem Kurs lernten Richard und Benjamin, wie man einem Betroffenen einen würdevollen Abschied ermöglichen kann. Sie übten mit Rollenspielen, schauten sich Filme an, die das Verhalten von Menschen mit Demenz zeigten. "Wir versuchen den Tod einer Person verständlich zu machen. Man weiß aber nie, ob das auch gelingt." So gibt es auch Personen, die die Situation nicht mehr realisieren oder einordnen können. Gleichzeitig haben die Bestatter aber auch gelernt, welche Tipps sie Angehörigen geben können, um Menschen mit Demenz in den Prozess des Abschiednehmens einzubinden. Oft heiße es aber erst: "Der ist dement, der versteht eh nichts oder Oma/Opa kann nicht kommen."
Sensibel auf Angehörige einwirken
Richard und Benjamin wissen nun wie sie auf Angehörige und Demenzkranke sensibel einwirken können. Sie versetzen sich in ihre Situation und erkennen durch ihren Kurs Symptome leichter. Dabei gehen die beiden auch weg vom Standard-Ablauf einer Bestattung. "Eine Person mit Demenz kann auch schon vor der Beerdigung an den Sarg mitgenommen werden." So muss er nicht auf eine Veranstaltung mit vielen Personen, wenn ihn das überfordert. Sitzt der Betroffene im Rollstuhl, begleitet ihn das Bestattungsunternehmen in die Kirche. "Es geht darum nicht nur den Toten würdevoll zu bestatten, sondern auch seinen Angehörigen einen würdevollen Abschied zu ermöglichen."
Zahlen und Fakten zum Thema Demenz
Je älter Menschen werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken. Laut Informationen der Organisation "Demenz Partner" ist zwischen den 65 bis 69 Jährigen nur ein Prozent erkrankt, bei den 80-Jährigen sei schon jeder sechste in Deutschland betroffen. Jährlich erhöht sich die Zahl der Demenzkranken um etwa 40.000. Vergangenes Jahr waren 1.750.000 Menschen bundesweit mit Demenz erkrankt (Bayern: 257.000). Die Organisation erklärt, dass eine Demenz entsteht, wenn Abschnitte des Gehirns geschädigt werden bzw. Nervenzellen absterben.
Zu den Hauptmerkmalen der Krankheit gehört eine Störung verschiedener kognitiver Fähigkeiten (zum Beispiel Schwierigkeiten beim sprachlichen Ausdruck oder Situationen zu überblicken, Konzentrationsverlust), eine Veränderung der Persönlichkeit, Stimmung oder des Sozialverhaltens. Ängste oder Depressionen können die kognitiven Fähigkeiten zusätzlich herabsetzen. Jedoch können die Symptome einer Demenz unterschiedlich auftreten und ausgeprägt sein.
Tipps für den Umgang mit Menschen mit Demenz
Folgende Umgangsformen haben sich laut der Organisation "Demenz Partner" bewährt:
- Das Verhalten und die Äußerungen des Betroffenen beobachten und versuchen, die Person zu verstehen.
- Wenden Sie sich dem Menschen mit Demenz zu.
- Sich auf den Betroffenen einstellen, zum Beispiel in langsam und deutlich gesprochen wird oder nur eine Frage auf einmal stellen.
- Geduldig sein und genug Zeit zum Antworten geben.
- Hören Sie aufmerksam dem Betroffenen zu.
- Menschen mit Demenz nicht auf Fehler hinweisen, kritisieren oder überfordern.
- Den Betroffenen in den Alltag einbinden. Tätigkeiten angehen, die Spaß machen und gewohnte Handlungen darstellen. Auf Vorlieben und Abneigungen eingehen.
- Ruhe und Sicherheit vermitteln.
- Bei Aggression oder Angst: Sich und Angehörige Fragen, ob das Verhalten in der Situation oder in der Biographie des Betroffenen begründet ist. Vermeiden über falsch und richtig zu diskutieren. Gut Zuhören und das Gehörte bestätigen. Ruhig bleiben und evtl. einen Schritt zurücktreten.
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