Unitage in Amberg zeigen Mechanismen auf: Die Temperatur steigt und der Grundwasserspiegel sinkt

Amberg
16.03.2023 - 11:58 Uhr

Wasser lässt Pflanzen wachsen, Pflanzen binden wiederum Kohlendioxid. Schon das zeigt, wie wichtig ein gesunder Wasserkreislauf für unseren Planeten ist. Wasser war Thema des aktuellen Vortrags der Erlanger Universitätstage.

Auch wenn der Winter 2022/23 in unserer Region noch nicht einmal so trocken war, wie viele schon befürchtet hatten, meldet das Landesamt für Umwelt aus vielen Teilen Bayerns historische Tiefststände beim Grundwasser. Ein fatale Entwicklung, wenn man weiß, dass rund 99 Prozent aller in flüssiger Form zugänglichen Wasservorräte auf unserem Planeten aus Grundwasser bestehen. "Es wird wärmer, es wird weniger", fasste das am Dienstag Professor Johannes Barth vom Lehrstuhl für angewandte Geologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen im dritten Vortrag der Erlanger Unitage im Großen Rathaussaal zusammen.

Zunehmende Landnutzung, sinkende Qualität sowie das sich ändernde Klima setzen den Grundwasservorräten der Erde zu. Wasser ist laut Johannes Barth ein Klimagas wie Kohlendioxid oder Methan. Allerdings bleibt es im Gegensatz zu den beiden anderen nur für wenige Tage in der Atmosphäre, bevor es in Form von Regen oder Schnee wieder zu Boden fällt. Wichtig dabei ist laut Barth, dass die Atmosphäre mit jedem Grad, um das sie sich erwärmt, rund sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen kann. Das dann oft in Wolkenbrüchen mit schlimmen Überschwemmungen zu Boden fällt – und meist gleich wieder abfließt, ohne die Grundwasserbestände aufzufüllen.

Grundwasserspiegel sinkt

Bei denen sprechen die Langzeitstrends eine deutliche Sprache, so Barth: Die Tendenz ist langfristig abnehmend. Ursache in unserer Region ist nach Aussage des Hydrogeologen unter anderem die Tatsache, dass immer weniger Schnee fällt – und liegen bleibt. Denn eine bessere Methode, Grundwasserbestände aufzufüllen, als langsam schmelzender Schnee existiere nun mal nicht. Doch ist das natürlich nicht der einzige Grund, warum es in weiten Teilen der Erde immer weniger Grundwasser gibt, wie Barth ausführte. Extensive Nutzung gehört schon auch dazu.

In weiten Teilen der Welt arbeite man dieser Entwicklung entgegen. Stichwort MAR – Managed Aquifer Recharge. Dabei wird Oberflächenwasser ins Grundwasser gepumpt oder über das künstliche Anlegen von Gewässern und Sümpfen eingebracht. Mit der Gefahr, dass dadurch auch Verschmutzungen und Schadstoffe eingebracht werden. Wichtig werden aber laut Barth in Zukunft auch die sogenannten "Schwammstädte" werden, die durch Entsiegelung und Versickerung zusätzlich Wasser aufnehmen können.

Wir brauchen mehr Grün

Wasser lässt Pflanzen wachsen, Pflanzen binden Kohlendioxid. "Deshalb brauchen wir mehr Grün", sagt Johannes Barth. Weil aber das Kohlendioxid immer mehr wird – und das nachweislich wegen uns Menschen – sucht die Wissenschaft nach "historischen" Vorbildern in der weit zurückliegenden Erdgeschichte, wie das lästige CO2 zusätzlich gebunden werden kann. Basalt wäre so ein Stoff, der viel Kohlendioxid aufnehmen kann, haben die Wissenschaftler herausgefunden und erste Versuche in diese Richtung unternommen, die laut Barth ganz vielversprechend ausfallen. Würde klimaschädlicher Kunstdünger durch ebenso wirksamen Basaltdünger ersetzt, würde das die CO2-Bilanz deutlich verbessern. Allerdings, auch das machte Johannes Barth deutlich, führt an einer grundsätzlichen Absenkung des Kohlendioxid-Ausstoßes kein Weg vorbei.

Hintergrund:

Das Programm der 44. Erlanger Universitätstage

  • Dienstag, 28. Februar, 19.30 Uhr: Prof. Dr. Wolfgang Kießling: "Nachhaltigkeit für Biodiversität und Klima".
  • Dienstag, 7. März, 19.30 Uhr: Prof. Dr. Markus Beckmann: "Bis es kippt: Warum wir bestimmte Tipping Points verhindern und andere herbeiführen wollen".
  • Dienstag, 14. März, 19.30 Uhr: Professor Johannes Barth: "Wasser, Klima und Nachhaltigkeit"
  • Dienstag, 21. März, 19.30 Uhr: Prof. Dr. Katharina Herkendell:
    "Bioelektrochemie: Chancen für nachhaltige Energiesysteme".
  • Dienstag, 28. März, 19.30 Uhr: Prof. Dr. Kai-Ingo Voigt und Lauren Mackintosh: "Nachhaltige Innovationen und Konsumentenverhalten".
  • Alle Vorträge finden bei freiem Eintritt im Großen Rathaussaal in Amberg statt.
 

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