Outdoor-Klasse, Lerncoaches, I-Pads: Schulen buhlen um die Kinder

Amberg
28.05.2023 - 16:46 Uhr
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Wer legt zu, wer muss Federn lassen? Zum Start der Pfingstferien stehen die Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen in Amberg, Sulzbach-Rosenberg und Auerbach fest. In Amberg dreht sich ein Trend von vergangenem Jahr um.

Von Andrea Mußemann, Tobias Gräf und Uli Piehler

Jedes Jahr kurz vor den Pfingstferien steht fest, wie viele Kinder sich für das neue Schuljahr an den weiterführenden Schulen in Amberg und im Landkreis angemeldet haben. Eine spannende Sache, denn die vier Gymnasien, zwei Realschulen und die Wirtschaftsschule in Amberg buhlen geradezu um den Nachwuchs. Im vergangenen Jahr war das Max-Reger-Gymnasium der große Gewinner. Mit 79 Schülern hatten sich 2022 mehr als doppelt so viele neu angemeldet als im Jahr zuvor. Das ist in diesem Jahr etwas anders.

Max-Reger-Gymnasium Amberg

"Wir haben bis jetzt 55 Anmeldungen", berichtet Schulleiter Georg Meyer, der weiß, dass das als Minus verzeichnet wird. "Ja, das ist weniger. Aber ich bin darüber nicht so unglücklich." Diese Zahl sei in Ordnung, die Schule könne damit gut leben. "Damit können wir zwei schöne neue 5. Klassen bilden", sagt Meyer. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass es immer ein Auf und Ab gebe. "Das hängt oft von Meinungsführern unter den Kindern ab. Wir hatten schon Fünftklässler, die haben ihr halbes Dorf mitgezogen."

Erasmus-Gymnasium Amberg

Wie beim Max-Reger-Gymnasium im vergangenen Jahr, herrscht beim Erasmus-Gymnasium heuer Freude über außergewöhnlich hohes Interesse. Von 73 Anmeldung sind nach dem Probeunterricht 70 übriggeblieben. "Im Vergleich zum Vorjahr haben wir 20 Anmeldungen mehr verzeichnen können", erklärt Oberstudiendirektor Christian Weiß-Mayer. Oft sorgen auch neue Angebote für einen gewissen Boom. Ein Grund für das EG könnte das neue pädagogische Konzept für die 5. Klassen sein: Outdoor-Klasse, Lerncoaches und 1:1-Ausstattung mit I-Pads für alle Fünftklässler. "Wir freuen uns jedenfalls über den Zuspruch", sagt Weiß-Mayer.

Gregor-Mendel-Gymnasium Amberg

Zufrieden ist man auch am Gregor-Mendel-Gymnasium. Insgesamt haben sich 99 Kinder dort angemeldet. "Damit liegen wir geringfügig unter der Zahl vom Vorjahr (101), bleiben aber weiterhin auf einem stabilen Niveau, mit dem wir wieder vier Klassen bilden können", sagt Schulleiter Christian Zenger. Auch am GMG bewährt sich die Einrichtung von Sonderklassen: Es gibt eine „Forscherklasse“ mit einer Zusatzstunde „Experimentieren“ sowie die „Theaterklasse“ mit einer Zusatzstunde „Schauspiel“. Als sehr erfreulich bezeichnet Zenger die Tatsache, dass sich der Anteil von Mädchen erhöht (35). "Das zeigt, dass unsere Bemühungen, die Attraktivität und Vorzüge des Gregor-Mendel-Gymnasiums auch für Mädchen noch stärker herauszustellen, offensichtlich Früchte tragen."

Dr.-Johanna-Decker-Schulen Amberg

Für das Gymnasium der Dr.-Johanna-Decker-Schulen meldeten sich heuer 45 Viertklässlerinnen. 51 Mädchen werden im kommenden Schuljahr die Dr.-Johanna-Decker-Realschule besuchen. Schulleiter Hans Kistler ist mit diesen Zahlen zufrieden: "Wir erfüllen unsere Vorgabe, jeweils zwei stabile Klassen bilden zu können." Im Vorjahr hatten sich 53 Mädchen für das Gymnasium und 48 für die Realschule im Herzen der Amberger Altstadt entschieden.

Schönwerth-Realschule Amberg

Die Schönwerth-Realschule rechnet mit insgesamt 140 Schülern in der 5. Jahrgangsstufe. Damit ist die Schülerzahl vergleichbar mit der des Vorjahres. "Nach den guten Erfahrungen und positiven Rückmeldungen von Schülern, Eltern und Lehrern in den aktuellen 6. und 7. Klassen, stattet die Realschule künftig auch alle 5. und 6. Klassen mit I-Pads aus. "Auf der Übertrittsveranstaltung wurden die Eltern darüber bereits ausführlich informiert", merkt Stellvertretender Schulleiter Andreas Rupprecht an.

Wirtschaftsschule Amberg

Bleibt noch die Städtische Wirtschaftsschule Friedrich Arnold: Sie nimmt Schüler nach der 5., 6., 7. oder 9. Klasse der Mittelschule auf. Wie Schulleiterin Brigitte Conchedda berichtet, liegen aktuell für die nächste 6. Klasse 23 Anmeldungen vor, für die 7. Klasse 12. Die Zahlen dürften aber noch steigen. "Die Frist für die Anmeldung läuft noch bis zum 11. September", sagt sie. Ähnlich sieht es bei der zweistufigen 10. Klasse aus. Es liegen bis jetzt 19 Anmeldungen vor, auch hier können sich Interessenten bis zum Ende der Sommerferien noch entscheiden.

Realschule Auerbach

In Auerbach sind die Schülerzahlen leicht von 47 auf nun 40 Anmeldungen zurückgegangen, gibt Schwester Lioba Auskunft. Die Leiterin der Realschule sagt, damit könnten im kommenden Schuljahr zwei Klassen mit 20 Schülerinnen und Schülern gebildet werden. "Das ist angenehm im Unterricht, weil die Klasse einfach nicht so groß ist." Allerdings dürften es ruhig ein wenig mehr Anmeldungen sein, findet die Pädagogin. Sie hat eine Erklärung für den Rückgang: Weil in den Wirtschaftsschulen, die üblicherweise erst mit der 7. Klasse beginnen, ein Schulversuch bereits mit 6. Klassen gestartet wurde, meldeten sich nun mehr Schüler in der Wirtschaftsschule Eschenbach an. "Etliche Schüler aus Kirchenthumbach gehen nun für die 5. Klasse an die Mittelschule und wechseln dann in der 6. Klasse an die Wirtschaftsschule in Eschenbach. Das ist auch von der Fahrtstrecke her kürzer als bis nach Auerbach. Das macht uns schon etwas zu schaffen."

Herzog-Christian-August-Gymnasium Sulzbach-Rosenberg

Mit 72 Neuanmeldungen seien die Zahlen "ganz stabil" im Vergleich zum Vorjahr, sagt Oberstudiendirektor Ulrich Zänker. Mit den drei Klassen, die er damit bilden könne, sei er zwar "ganz zufrieden", sagt der Leiter des Herzog-Christian-August-Gymnasiums, allerdings blickt er mit Sorge auf einen Trend, der im Landkreis Amberg-Sulzbach deutlich stärker ausgeprägt sei als im Rest des Freistaats. "Circa 40 Prozent aller Schüler wechseln von der Grundschule aufs Gymnasium. Bei uns sind es deutlich weniger." Und das selbst dann, wenn die Kinder einen Schnitt von 1,6 oder 1,3 oder noch besser hätten. Viele Eltern hätten die Befürchtung, dass ihr Kind mit dem hohen Lernpensum am Gymnasium nicht zurechtkomme. Zänker dazu: "Ein Einser-Schnitt sollte für Mütter und Väter ein zwingender Grund sein, ihre Kinder am Gymnasium anzumelden. Damit haben die Kinder absolut die entsprechende Eignung." Er wolle "überhaupt keine Konkurrenz" zur Realschule, sagt aber: "Wichtig ist es doch, den Kindern die bestmögliche Ausbildung zukommen zu lassen. Das macht mir Sorgen – sind wirklich alle an der richtigen Schule angekommen?"

Walter-Höllerer-Realschule Sulzbach-Rosenberg

Über einen deutlichen Anstieg der Schülerzahlen kann sich Realschuldirektor Martin Zimmermann freuen. Von 102 Schülerinnen und Schülern 2022 sind nun 122 Anmeldungen genehmigt worden – ein Anstieg von knapp 20 Prozent. Damit könnten nicht nur vier, sondern sogar fünf neue Klassen der 5. Jahrgangsstufe gebildet werden. "Wir danken den Eltern für ihr Vertrauen und versuchen, das nach Kräften zu rechtfertigen", freut sich Zimmermann. Er betont aber auch, dass nicht nur das nagelneue Schulgebäude die hohen Zahlen erkläre, sondern auch die Leistung seiner Lehrerinnen und Lehrer und das breite Angebot. So gebe es ein erweitertes Ganztagesangebot, und auch die Wahlfächer von Mountainbiken über Schach und Schafkopf bis hin zu Robotik würden Kinder und Jugendliche ansprechen. "Das alles zusammen sind viele Mosaiksteine, die im Gesamten Eltern dazu bewegen, ihre Kinder zu uns zu schicken."

 
 

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