Seit Mitte Februar geht nichts mehr. In Ammerthal nicht. In Schnaittenbach nicht. In Weiherhammer nicht. Der Glasfaserausbau in diesen und etlichen anderen Gemeinden der Oberpfalz steht still – seitdem die dafür zuständige Firma Glasfaser Direkt Insolvenz angemeldet hat. Das hat sich auch noch nicht geändert, nachdem seit Mitte April mit dem Unternehmen Carma Networks aus Bremerhaven der neue Investor feststeht. Die Fragen, die sich Bürgermeister, Gemeinderäte und Bürger stellen, sind geblieben. Wann geht der Ausbau weiter, sprich: Wann kommt das schnelle Internet? Warum geht es nicht weiter? Geht es überhaupt weiter?
Will man dazu Antworten, braucht man Marco Zapf am Telefon. Der 48-Jährige ist einer von zwei Geschäftsführern der Carma Holding und deren Tochterfirma Carma Networks. Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien erklärt Zapf, dass es aktuell noch keinen genauen Zeitpunkt gibt, wann es weitergeht mit dem Glasfaserausbau in den Oberpfälzer Kommunen. Aktuell werde jedes Projekt einzeln betrachtet. Es werde neu gerechnet, mit den Daten, die der Firma nun vorliegen. "Von der Kalkulation ist es ein bisschen knapper als vorher gedacht", sagt Zapf.
Bis der neue Investor mehr wisse, werde es noch zwei, drei Monate dauern. Sobald man da durch sei, gehe es weiter. Das Ziel sei, Ammerthal als erstes anzugehen. Dort war man vor der Insolvenz bereits kurz vor der Fertigstellung. "Technisch sind wir dabei, die ersten Kunden relativ zeitnah ans Netz zu schalten." Das gehe aber erst, wenn man auch rechtlich Eigentümer von Glasfaser Direkt sei. Bisher habe man nur den operativen Betrieb übernommen.
Förderprojekte haben Priorität
Priorität haben derzeit die Projekte mit öffentlichen Förderungen, erklärt Zapf. Parallel dazu schaue man sich aber auch die anderen, eigenwirtschaftlich geplanten Projekte an. "Stand heute gibt es noch keinen Stopp bei irgendeinem Projekt." Mit allen Kommunen, die Förderprojekte haben, habe man bereits gesprochen, so Zapf. Mit den anderen Gemeinden liefen gerade die Gespräche. Schnaittenbachs Bürgermeister hatte in einer ersten Reaktion von dem Gespräch fast schon geschwärmt, er sei zufrieden und von den neuen Investoren überzeugt, sagte er bereits Ende April. "Die Gespräche laufen gut", sagt auch Markus Jobst auf Anfrage. Er ist einer der Geschäftsführer von Glasfaser Direkt und mit seiner Amberger Firma Jobst Net auch von der Übernahme betroffen.
Carma Holding ist ein junges Unternehmen, gegründet 2021. Im Internet findet man dazu sehr wenig Informationen. Die Mitarbeiterzahl sei "überschaubar", sagt Zapf, im "niedrigen zweistelligen Bereich". Das Unternehmen ist laut eigener Beschreibung "strategischer Investor, mit dem Fokus auf Unternehmen der Telekommunikationsbranche" und an mehreren Firmen beteiligt. Unter anderem an Carrierwerke, einem – wie Glasfaser Direkt – Internet- und Telekommunikationsdienstleister. Die Firmen kümmern sich um den Glasfaserausbau. Glasfaserleitungen ermöglichen sehr schnelles Internet.
Glasfaser Direkt, das den Sitz in Köln und einen Standort in Amberg hat, passt da offenbar gut dazu. Die Firma habe ein "interessantes Geschäftsmodell und Portfolio aufgebaut, stand aber bei der Personalgröße, der Anzahl der Projekte und der Ausbaugeschwindigkeit nicht im Gleichklang", sagt Zapf. "Es war eine extrem große Mannschaft, und sie haben es trotzdem nicht geschafft, relativ zeitnah Einnahmen und Umsätze zu generieren."
Nicht alle Mitarbeiter erhalten Angebote
Carma will das nun anders angehen, sagt der 48-Jährige. "Wir wollen das technisch und wirtschaftlich optimieren." Man habe Glasfaser Direkt "komplett personalfrei" übernommen. "Die Teams in Amberg und Euskirchen sind nahezu vollständig zur künftigen Schwesterfirma Carrierwerke gewechselt", erklärt Zapf, "auf die gesamte Gruppe bezogen sind das in etwa 20 Prozent der ursprünglichen Belegschaft." Auch Markus Jobst bestätigt diesen Schnitt. "Die allermeisten Mitarbeiter, welche kein Angebot erhalten, haben aber bereits neue Angebote oder sind bereits bei anderen Firmen untergekommen." Zum Zeitpunkt der Insolvenz hatte Glasfaser Direkt rund 60 festangestellte Mitarbeiter.
Der neue Investor will "langfristig und nachhaltig" arbeiten, so steht es auch auf der Firmenhomepage. "Unsere Idee ist, die Unternehmen auf eine gesunde Basis zu stellen und diese langfristig unter eigener Regie zu betreiben", sagt Zapf. Man versuche, "mit dem Unternehmen Geld zu verdienen, nicht durch An- und Verkauf".
Ob es bald auch ganz neue Projekte gibt? Die ersten Kommunen hätten bereits angefragt, erklärt Zapf, das werde man sich auch anschauen. Aber erst einmal liege der Fokus auf den bereits begonnenen Projekten. In Ammerthal, in Schnaittenbach, in Weiherhammer und so weiter. "Da haben wir ein ganz ordentliches Brett zu bohren."
Überblick über die Firmen
- Glasfaser Direkt: Internetdienstleister; hat Insolvenz angemeldet
- Jobst Net: Internetdienstleister aus Amberg; gehört zu Glasfaser Direkt
- Carma Networks: "Bündelt Aktivitäten im Bereich Glasfaserausbau" laut Homepage; hat Glasfaser Direkt gekauft; gehört zur Carma Holding
- Carma Holding: Investor mit dem Fokus auf Unternehmen der Telekommunikationsbranche
- Carrierwerke: Internetdienstleister; gehört zur Carma Holding; zukünftige Schwesterfirma von Glasfaser Direkt, die ein Teil des Personals übernehmen wird
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